Notmutter kommt auf Bestellung

2 Min
Bärbel Kick ist eine der Notmütter. Foto: Carmen Schwind
Bärbel Kick ist eine der Notmütter. Foto: Carmen Schwind

Das Projekt "Känguru" vermittelt berufstätigen Eltern, deren Kinder plötzlich krank werden, eine Ersatzmama.

"Wir suchen händeringend Notmütter, damit wir unseren Service erweitern können", sagt Elisabeth Gräbner vom Deutschen Hausfrauenbund. Sie ist eine solche Notmutter und arbeitet für das Projekt "Känguru". Dieses stellt eine Telefonnummer zur Verfügung, unter der Frauen und Männer angefordert werden können, die sich im Notfall um Kinder von berufstätigen Eltern kümmern.

Hintergrund ist, dass nicht jede Mutter einfach so daheim bleiben kann, wenn das Kind krank wird. Wenn keine Familienangehörigen oder Freunde in der Nähe wohnen und auch sonst niemand auf den Nachwuchs aufpassen kann, haben Eltern die Möglichkeit, ab 7 Uhr Notmütter über "Känguru" anzufordern.


Besprechung am Ende


Ulrike Metzler beispielsweise ist Ärztin und hat drei Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren.
Ihr Mann arbeitet in Erlangen an der Universität. Und hier erfuhr sie über eine Kollegin ihres Mannes von dieser Notrufnummer. "Die Kollegin hat vier Kinder und will genau wissen, wem sie diese anvertraut", erzählt Ulrike Metzler, die sich vorab auf der Internetseite über das Konzept informiert hat. Und Metzler hatte lange nachgedacht: Das eigene Kind einer fremden Person anvertrauen?

Als dann einer der Söhne leicht krank wurde, sie aber zur Arbeit musste, überwand sie sich und rief die Nummer an. Am anderen Ende meldete sich Einsatzleiterin Erni Steinhardt. "Ich fühlte mich gleich gut aufgehoben", erinnert sich Ulrike Metzler. Kurz darauf kam Notmutter Margit Rauh aus Neunkirchen mit einer Tasche voller Spiel- und Bastelsachen vorbei.

"Bei uns läuft das immer ähnlich ab: Wir fragen nach dem Namen, Alter und der Krankheit des Kindes; stimmen uns mit den Eltern ab und fragen nach Essen, Besonderheiten oder Medikamenten", zählt Elisabeth Gräbner auf. Dann kümmern sie sich um das Kind und eventuell um das Haustier oder die Blumen. Wenn die Eltern heimkommen, gibt es noch kurz eine Besprechung und die Notmutter fährt nach Hause.


Alle sind zufrieden


"Mein Sohn hat gar nicht geweint. Ich habe ihm erklärt, dass ich arbeiten und er sich noch schonen muss - und dass Frau Rauh bei ihm ist, damit er nicht alleine ist", berichtet Ulrike Metzler. Als die Mutter abends heimkam, ging es ihrem Sohn gut und alle waren zufrieden. Seitdem nutzt Familie Metzler diesen Service regelmäßig. "Das ist auch für mich entspannend, denn mein Kind muss nicht schnell gesund werden, damit ich schnell wieder arbeiten gehen kann. Es kann sich für die Genesung die Zeit nehmen, die es braucht." Ulrike Metzler erzählt, dass für ihre Kinder immer die Tasche der Notmutter interessant ist: Was bringt sie diesmal mit?

"Eine Zeit lang hatte ich überall im Haus Blumen aus Taschentüchern, weil die Notmutter meinem Kind zeigte, wie man die faltet", lacht die Ärztin. Derzeit sind etwa zehn Notmütter in den Regionen Erlangen, Forchheim und Nürnberg im Einsatz. Interessierte Frauen und Männer werden von Erni Steinhardt in einem Gespräch überprüft, besuchen dann entsprechende Kurse und erhalten auch Checklisten. Betreut werden maximal drei Kinder für etwa acht Stunden. Eine Notmutter erhält 8,50 Euro für die Stunde. Eine Einsatzstunde kostet der Familie des kranken Kindes 16,50 Euro plus Fahrtkosten und Mehrwertsteuer.


Eventuell Zuschuss möglich


Mittlerweile gibt es vier Firmen im Stadtgebiet Erlangen, die dieses Projekt mit zehn Euro pro Stunde bezuschussen. Doch was soll beispielsweise eine alleinstehende Frisörin machen, deren Kind plötzlich krank wird und die selbst nur 8,50 Euro in der Stunde verdient? "Wenn wir mehr Notmütter haben, können wir auch mehr Firmen ansprechen, damit diese einen Zuschuss zahlen", antwortet Elisabeth Gräbner.

Und es gebe in einzelnen sozialen Härtefällen sogar die Möglichkeit einer Kostenbeteiligung durch den Kinderschutzbund.