Das Verkehrsministerium will die Schifffahrt auf den Binnengewässern umstrukturieren. Bedienstete fürchten um ihre Arbeitsplätze - auch in der Außenstelle Neuses bei Eggolsheim.
Die Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsämter von Regensburg über Nürnberg bis Aschaffenburg fürchten um ihre Arbeitsplätze. Mit einer Protestaktion machten Mitarbeiter des Schifffahrtsamtes Würzburg auf ihre Situation aufmerksam. Auch die Beschäftigten der Außenstelle Neuses (Gemeinde Eggolsheim) werden wohl nicht verschont.
Der Grund: eine Reform mit massivem Personalabbau. Laut Norbert Flach, stellvertretender Landes-Bezirksleiter der Gewerkschaft Verdi, sollen 400 der 1600 Beschäftigten bei der Schifffahrt eingespart werden.
Die Reform, die bereits Anfang dieses Jahres hätte umgesetzt werden sollen, sieht statt sieben Direktionen nur noch eine einzige Generaldirektion mit Sitz in Bonn vor. Dies bestätigt der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Nürnberg, Guido Zander. Die bisherigen Ämter werden allenfalls Außenstellen.
Welche Entscheidungsbefugnis die dort Beschäftigten haben werden, sei laut Zander noch "völlig unklar".
Immer weniger Bedienstete Genau dies beunruhigt die seit Jahren schrumpfende Belegschaft. Kontinuierlich wurden seit der "Wende" pro Jahr 1,5 Prozent der Belegschaft von damals noch 17 000 Beschäftigten abgebaut. Das Ergebnis: "Wir haben heute ein Drittel mehr Wasserstraßen als 1989 aber einen Personalstand, der um 5000 unter der Stärke zur Zeit der Wiedervereinigung liegt", verdeutlicht Guido Zander.
Eine Reform sei überfällig, denn die Belegschaft könne die Fülle der Aufgaben kaum noch bewältigen. Das Zauberwort heißt nun "Outsourcing". Statt selber machen sollen Aufgaben an Unternehmen vergeben werden. Das jedoch schürt Ängste um den Arbeitsplatz.
Deshalb fordert die Gewerkschaft einen Tarifvertrag zur Absicherung der Beschäftigten. Zwar habe Verkehrsminister Peter Ramsauer erklärt, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen infolge der Reform geben soll, doch das hätten Gewerkschafter und Betroffene lieber schriftlich.
Auch Guido Zander hofft, dass die Kapazitäten vor Ort erhalten bleiben. Die neue Netz-Struktur orientiere sich an der Verkehrsbedeutung der einzelnen Wasserstraßen. "Da haben wir relativ gute Karten, denn der Main Donau Kanal sei neben dem Rhein und dem Mitteldeutschen Kanalnetz in der höchsten Kategorie eingestuft. Deshalb sind Zanders Befürchtungen, dass es einen personellen Kahlschlag geben könnte "nicht ganz so groß." Und: "Mit noch weniger Leuten arbeiten, das geht gar nicht", argumentiert Zander.
Gewerkschaftssekretärin Petra Fichtner aus Nürnberg, die an der jüngsten Betriebsversammlung der Beschäftigten der Außenstelle Neuses teilnahm, lässt nichts Gutes an der geplanten Umstrukturierung. "So wie sich die Reform bislang anfühlt, ist das ein Vorgehen ohne Sinn und Verstand", urteilt sie. Und: "Die Mitarbeiter der Außenstelle Neuses kommen bereits jetzt auf dem Zahnfleisch daher."
Eingespieltes Team Die Einsatzkräfte vor Ort seien aufeinander eingespielt. Die Bediensteten des Wasser und Schifffahrtsamtes hätten beste Kontakte zu Feuerwehr und Polizei. Sie seien im Ernstfall Gold wert, würden aber durch die Umstrukturierung aufs Spiel gesetzt. Ebenso stehe zu befürchten, dass die hohe Präsenz der Mitarbeiter vor Ort, die bei jedem Unwetter im Einsatz seien, verloren gehe.
Noch seien die Pläne der Neu-Organisation wenig konkret. "Wenn man da nachfragt, bekommt man nicht wirklich eine Antwort", erklärt Petra Fichtner. Deshalb will die Gewerkschaft ihrer Forderung nach der sozialen Absicherung der Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsämter durch Protestaktionen Nachdruck verleihen. Bereits im Dezember gingen in Regenburg, Nürnberg und Würzburg für eine tarifliche Absicherung der Reform auf die Straße. Getan hat sich bislang nichts. Deshalb schließt die Gewerkschaft Streiks nicht mehr aus. Die Vorbereitungen dafür laufen.