Die Ursache für den Bruch eines Stützbalkens des Rathaussaales liegt weiter im Dunkeln. Die millimetergenaue Dokumentation der Bauforscher David Grüner und Claudia Eckstein soll helfen, eine Antwort zu finden.
Im Rathaus zählt jetzt jeder Millimeter. Bauforscher nehmen das Gebäude unter die Lupe. Als Lupe dient den Denkmalpflegern ein sogenanntes Tachymeter. Und ein Laserscanner, "der millimetergenau die Oberfläche abtastet", erklärt David Grüner. Er und Claudia Eckstein verbringen seit März einen Großteil ihrer Arbeitszeit unter dem Dach des Rathauses.
"In Dachwerken kann man sehr viel lesen, was einem Gebäude widerfahren ist", sagt David Grüner, der auch Lehrbeauftragter am Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte der Universität Bamberg ist.
Einige Monate Lese- und Vermessungsarbeit haben die beiden Bauforscher noch vor sich. Dann erhofft sich die Stadt Klarheit darüber, warum im Mai vergangenen Jahres ein Stützbalken des großen Rathaussaales gebrochen ist.
Seitdem wird das Haus aus dem Jahr 1401 durch drei Holzbalken an der Fassade gestützt.
An die Wände, Treppen und Dachbalken haben Grüner und Eckstein sogenannte Passpunkt-und Schachbrettmarken geklebt. Ein Mess-System aus Punkten ist entstanden. Mindestens drei Passmarken müssen zueinander in Bezug gesetzt werden, um exakte Raum-Daten zu gewinnen. Die Scans - Eckstein spricht von "Punktwolken" - dienen als Grundlage für spätere Plan- und Fassaden-Zeichnungen.
Vermessung sei Bestandsaufnahme, sagt David Grüner. Zu den viel diskutierten statischen Problemen werde er sich nicht äußern. Als Zwischenergebnis stehe nur fest, dass "der Punkt, um den es geht ein eingebeulter Ständer ist".
Kosten von 25.000 Euro Der Balkenbruch, darauf hatte Gerhard Zedler, der Chef des Bauamtes, vor einem Jahre hingewiesen, habe die Statik des Rathauses verändert.
Die Kosten der Untersuchungen hatte der Bauamtschef damals auf mindestens 25.000 Euro geschätzt. Wie eine Sanierung des 600 Jahre alten Gebäudes aussehen könnte, ist also weiter unklar. "Natürlich diskutieren wir unsere Ergebnisse auch mit dem Statiker", sagt Claudia Eckstein. Aber es gehe bei der Arbeit vor allem auch darum, der Stadt aktuelle Pläne zu liefern.
Die letzten stammen aus den 80er Jahren und sind nicht annähernd so exakt, wie die Grundrisse und Schnitte, die nun mit Hilfe von Scanner und Tachymeter produziert werden. "Das gesamte Gebäude wird mit einer Genauigkeit von fünf Millimeter vermessen", sagt David Grüner.
Schwer zu lesen sei das Rathaus auch deshalb, weil das Dachwerk seit dem 15. Jahrhundert "oft umgebaut wurde". Im 19. Jahrhundert etwa kam eine Hänge-Sprengwerk-Konstruktion hinzu, in den 80er Jahren des 20. Jahrhundert wurde mit Hilfe von Stahlträgern saniert.
Zugang zugemauert Wobei der Dachboden nur eine Ebene für die Forschungsarbeit eröffnet. "Wir vermessen das ganze Haus", sagt Grüner, "vom Gewölbe an". Daher kennt das Duo aus Bamberg das Forchheimer Rathaus vermutlich so gut, wie kaum jemand. Sogar den Keller unter den Rathaushallen haben die beiden inspiziert.
Dort war seit Jahrzehnten keiner mehr. "Der Zugang ist zugemauert", erzählt Claudia Eckstein, "da kommt man nur über einen Gulli rein". Sie zeigt Fotos aus dem unbekannten Keller. "Ein sehr spannendes Gebäude."