Michl Zirk Geschichten zeichnen Bilder im Kopf

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Michl Zirk begeistert mit seinen Geschichten die Senioren der Pfarrgemeinde Effeltrich.Dagmar Niemann
Michl Zirk begeistert mit seinen Geschichten die Senioren der Pfarrgemeinde Effeltrich.Dagmar Niemann

Die Pfarrgemeinde Effeltrich lud zum Seniorennachmittag ein. Es gab Kaffee und Kuchen, man unterhielt sich - und Michl Zirk erzählte Geschichten.

Der in Schweinfurt geborene Michael Zirk ist ein professioneller Geschichtenerzähler, der nach eigener Aussage auch einige "ehrbare Berufe erlernt hat": Der promovierte Literaturwissenschaftler und Diplom-Theologe hat als Gymnasiallehrer und Übersetzer gearbeitet und war lange Jahre Dramaturg am Kindertheater in Nürnberg. Außerdem hat er einen Lehrauftrag an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg übernommen, um künftigen Lehrern beizubringen, wie man "erzählend lehren" kann.

Seit nunmehr 15 Jahren erzählt er hauptberuflich Geschichten. Aber er erzählt sie nicht so, wie sie in der Hochsprache geschrieben in Büchern stehen. Michl Zirk hat alle seine Geschichten, seien es Volksmärchen oder Kunstmärchen, selbst bearbeitet und in die gesprochene Sprache übertragen. Damit beeindruckte er die Senioren der Pfarrgemeinde Effeltrich, die sich zum bunten Nachmittag bei Kaffee und Kuchen trafen.

Zirk betont bestimmte Aspekte, setzt die Akzente anders als gewohnt oder erwartet, gestaltet Situationen neu und unerwartet, so dass sie zeitlos werden. In den auf den ersten Blick lustig wirkenden Geschichten verbirgt sich fast immer eine Botschaft, die die Zuhörer zum Nachdenken anregen soll.

Die Möglichkeiten, die Mimik, Gestik und Stimmgestaltung bieten, werden gekonnt genutzt. Der lebendige und anschaulich gestaltete Vortrag lässt im Kopf der Zuhörer Bilder entstehen. Deshalb hören sie ihm wie gebannt zu.

In Effeltrich erzählte Michl Zirk fünf Geschichten: Da war die Geschichte des indischen Hutmachers, der erleben musste, dass stibitzende Affen allerlei von den Menschen lernen: Die Herren der Schöpfung sollten sich also nicht immerzu überlegen fühlen. Dann gab es die Geschichte, die erklärt, warum Hase und Fuchs keine Freunde mehr sind und sich also auch nicht mehr gute Nacht sagen. In der Version des Märchens "Es ist wirklich wahr" von Hans Christian Andersen wurde anschaulich dargestellt, wie Fakten entstellt werden, Gerüchte sich verbreiten und verselbstständigen, bis sie - zum Skandal aufgebauscht - schließlich als "wahre Begebenheit" in der Zeitung landen.

Köstlich auch die beiden Geschichten, in denen Rätsel gelöst werden müssen: In einem fränkischen Märchen verkürzen sich ein superkluger Professor für vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft und ein fränkischer Bauer aus Gochsheim bei Schweinfurt die gemeinsame Eisenbahnfahrt durch ein Ratespiel, bei dem der Bauer gewinnt, weil der Professor sich für so unendlich viel klüger hält.

In einem mongolischen Volksmärchen geht es um schwierigste Fragen wie die Entfernung zwischen Ost und West, Himmel und Erde, Lüge und Wahrheit oder um das Rätsel, was größer ist als Gott, schlimmer als der Teufel und lebensgefährlich, wenn man es isst.

Als der begeisterte Applaus nach einer Zugabe verlangte, erzählte Michl Zirk noch die kurze Geschichte einer Frau, die nach dem Geheimnis des ewigen Lebens suchte. Ein meditierender Guru in einer Höhle wies ihr den Weg zur vermeintlichen Lösung: Der Verzicht auf Zigaretten, Alkohol, Sex, Süßigkeiten, Fernsehen, Romane und Geschichten würde ihr zwar nicht das ewige Leben bringen, aber bewirken, dass ihr das Leben ewig vorkomme.