Lichterprozessionen gehen auf das Jahr 1759 zurück

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Lichterfest in Pottenstein Foto: TZ Fränkische Schweiz/Trykowski
Lichterfest in Pottenstein  Foto: TZ Fränkische Schweiz/Trykowski
Lichterfest in Nankendorf Foto: TZ Fränkische Schweiz/Trykowski
Lichterfest in Nankendorf   Foto: TZ Fränkische Schweiz/Trykowski
 

Bundesweit einmalig sind die Lichterprozessionen zur Weihnachtszeit in der Fränkischen Schweiz: in Obertrubach, Pottenstein und Nankendorf.

Ein kleiner Ort im Tal, umgeben von zirka 150 Meter hohen Hängen. Mittelgebirgslandschaft, typisch für die Fränkische Schweiz. Viele Menschen gehen in die Kirche, am Tag der ewigen Anbetung, den der Bamberger Bischof schon 1759 eingeführt hat, um den "Glauben an die wahrhafte Gegenwart Christi" zu stärken.

In den steilen Felshängen tummeln sich viele junge Leute, die wortlos und vorsichtig unzählige kleine Holzstöße errichten, Kabelstränge ziehen und katholische Symbole aufstellen und montieren. Nachdem die letzte Betstunde vorbei ist, die erste war schon früh um 8 Uhr, sammeln sich fast alle Dorfbewohner und etliche Schaulustige vor der Kirche.


Mit der Monstranz

Der Pfarrer tritt mit der Monstranz in der Hand und eingerahmt von seinen Ministranten beim Geläute der Altarschellen und der Kirchenglocken unter den Baldachin, "Himmel" genannt, der von vier Feuerwehrleuten getragen und von sechs weiteren Feuerwehrleuten mit Fackeln beleuchtet und begleitet wird. Nach und nach reihen sich alle Kirchenbesucher in bestimmte Gruppen ein.

Auf das Einsetzen des Vorbeters beginnt die Prozession mit dem Spiel der Blaskapelle. Auf diesen Augenblick haben die zahlreichen jungen Leute in den Hängen gewartet: Es werden viel kleine Lichter entlang der Prozessionsstrecke entzündet. Das Tal wird in helles gelbliches Licht getaucht, dessen Eindruck durch reflektierenden Schnee noch verstärkt wird. Nach kurzer Zeit brennen auf Geländern und in Fensterbänken, zusätzlich zu den Holzfeuern, tausende kleine, selbst gemachte Wachsfeuer: eine Blechbüchse, die Holzspäne und Wachs enthält, das durch den angezündeten Docht verbrannt wird.


Beleuchtete Kreuze

Riesige Heiligenbilder, beleuchtete Kreuze auf den Höhen und das IHS-Symbol erstrahlen im Scheinwerferlicht. Kommt die Prozession einem der Hänge näher, werden dort zusätzlich rote bengalische Fackeln entzündet, die in kleinen Höhlen oder beim Schein auf der Wasseroberfläche des Flusses mystische Stimmung erzeugen. Der Eindruck entsteht: Hänge brennen in lodernden Flammen. Unwirkliches rotes Licht legt sich über das Tal.

Der Vorbeter liest derweil monoton und durch Lautsprecher verstärkt uralte Texte, unterbrochen von gesungenen Liedstrophen, die die Blaskapelle intoniert. Die Feuerwehrleute sperren alle Dorfstraßen für den Autoverkehr, so dass Platz genug ist für die Prozession. In den Häusern werden alle Lichter gelöscht. Nur die extra angebrachten Lichterketten leuchten in die Dunkelheit hinaus. Kleine Heiligenfiguren, in den Nischen der Häuser oder auf Fensterbrettern platziert, erstrahlen beim Anschluss an die Steckdose plötzlich in leuchtenden Farben.


Viele Zaungäste

Viele Zaungäste schließen sich dem Zug an und Staunen beim Gang durch das Dorf über die entstandene meditative Stimmung. Ruhe kehrt ein. Viele Menschen bleiben stehen und blicken auf die beleuchteten Hänge. Es ist kalt, weshalb sich die Straßen bald leeren. Bis spät in die Nacht ist der Schein der zahllosen Feuer zu sehen. Als möchten sie sagen: Geht nur, wir wachen heute über euch.

So wie beschrieben verläuft ein Besuch bei einem der katholischen Lichterfeste. Die drei bekanntesten Prozessionen finden an Silvester in Nankendorf (Kreis Bayreuth), am 3. Januar in Obertrubach (Kreis Forchheim) und am 6. Januar in Pottenstein (Kreis Bayreuth) statt. Die Prozession beginnt in der Regel um 17 Uhr und führt als Rundweg durch den Kernort.


Hintergrund

Papst Klemens VIII. führte 1592 das "vierzigstündige Gebet" ein. Daraus entwickelte sich ein Brauch, der heute als "ewige Anbetung" bezeichnet wird. Der Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757 bis 1779) sorgte ab dem 1. Januar 1759 im Bistum für die Einführung. Sein Wunsch: Jeden Tag sollte in einer der Kirchengemeinden ein Tag des Gebetes abgehalten werden, so dass "auf ewig" jeden Tag vor dem allerheiligsten Altarsakrament gebetet wird. Daher rührt auch das ewige Licht. Das ewige Licht ist in der Synagoge und der katholischen Kirche ein immerwährendes Licht. Es dient als Symbol zur Erinnerung an die ständige Gegenwart Gottes.

Grundlage für die Einführung war das Konzil von Trient (1545 bis 63), das die eucharistische Verehrung auf eine neue Ebene hob. An diesem Konzil nahm unter anderem auch Bischof Nausea teil, ein gebürtiger Waischenfelder, der dort 1552 an einem Fieber starb und seine letzte Ruhestätte im Stephansdom zu Wien fand. Eng verknüpft mit der ewigen Anbetung ist der "eucharistische Segen", der gewöhnlich zum Schluss der ewigen Anbetung gespendet wird.