"Leben und Lernen in Gößweinstein"

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Martin Haendl (Leiter des Bildungsbüros im Landratsamt Forchheim und Bildungsmanager des Landkreises Forchheim), Landrat Hermann Ulm, Sozialwissenschaftlerin. Julia Schilling und Bürgermeister Hanngörg Zimmermann
Martin Haendl (Leiter des Bildungsbüros im Landratsamt  Forchheim und Bildungsmanager des Landkreises Forchheim), Landrat   Hermann Ulm, Sozialwissenschaftlerin. Julia Schilling und Bürgermeister  Hanngörg Zimmermann

Der Markt Gößweinstein ist "Bildungs-Pilotgemeinde" im Landkreis Forchheim.

"Bildung fängt mit der Geburt an und hört mit dem Tod auf", sagte Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) bei der Präsentation der ersten Bildungsbroschüre des Pilotprojekts des Landkreises Forchheim unter dem Titel "Leben und Lernen in Gößweinstein". Dieses vom Bund und der EU geförderte Pilotprojekt soll die bildungspolitische Steuerung auf Gemeindeebene unterstützen. Vorreiter in Sachen Bildung im Landkreis Forchheim ist der Markt Gößweinstein.

Herausgekommen ist dabei eine 40-seitige Hochglanzbroschüre in einer Auflage von 2500 Exemplaren, die an alle Haushalte der Marktgemeinde verteilt wird. Seit ziemlich genau einem Jahr nimmt der Landkreis Forchheim am Förderprogramm "Bildung integriert" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) teil. Dank dieser Förderung konnte im Bildungsbüro des Landratsamts eine neue, vorerst befristete Stelle im Bereich Bildungsmonitoring eingerichtet werden die von Julia Schilling besetzt ist.
Die Sozialwissenschaftlerin bringt langjährige Erfahrung aus der Bildungs- und Sozialforschung mit und setzt sich nun gemeinsam mit Martin Haendl, dem Leiter des Bildungsbüros und Bildungsmanager des Landkreises, für eine systematische Betrachtung und damit effektive Steuerung des Bildungswesens ein. Landrat Hermann Ulm (CSU) steht voll hinter diesem Vorhaben, denn als ehemaligem Lehrer liegt ihm der Bereich Bildung sehr am Herzen.

Wie Ulm erklärte, war es ihm auch deswegen ein besonderes Anliegen, das Bildungsbüro personell aufzustocken. Ganz wichtig für Ulm ist es, dass das Thema Bildung von der Landkreisebene auf die Gemeinden heruntergebrochen wird. "Denn in den Gemeinden sitzen die Akteure", so der Landkreischef.

Ideales Ziel für Ulm ist es nun, jeder der 29 Landkreisgemeinden eine Bildungsbroschüre an die Hand zu geben. Denn die wesentliche Leistungen im Bereich Bildung werden auf Gemeindeebene in Kindertageseinrichtungen, Schulen oder auch in den Vereinen erbracht. Allerdings unterscheiden sich die kommunalen Bildungslandschaften im Landkreis Forchheim beträchtlich.

Übergeordnetes Ziel ist die Verbesserung der Bildungs- und damit auch der Lebensqualität für die Einwohner und damit schließlich eine Erhöhung der Attraktivität der jeweiligen Standorte. Als Modellkommune hat sich der Markt Gößweinstein zur Verfügung gestellt und die Leitungen der Kindergärten, der Schule, der Offenen Ganztagsschule sowie einen Vertreter für die Senioreninitiative an einen Tisch geholt.

"Die Teilnahme an diesem Prozess war eine hervorragende Gelegenheit, unsere lokalen Akteure im Bildungsbereich zu versammeln und gemeinsam über die besonderen Herausforderungen in unserer Gemeinde zu sprechen," freut sich Zimmermann. Als Grundlage für die nun weiterführende Diskussionen zum Thema Bildung hat Julia Schilling eine umfassende Übersicht über die bereits in der Marktgemeinde bestehenden Bildungsangebote erstellt und um detaillierte Informationen zur Bevölkerungsentwicklung und -struktur ergänzt.

In insgesamt zwei Gesprächsrunden, an denen auch der Bürgermeister und die beiden Vertreter aus dem Bildungsbüro teilnahmen, wurden Handlungsfelder identifiziert und Lösungsvorschläge diskutiert. Dabei kristallisierten sich drei Schwerpunktthemen heraus. Zum einen der Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten, hier insbesondere die Randzeitenbetreuung und intensivierte Kooperation der drei Kindergärten im Marktgebiet.

Weiterhin die Stärkung der Mittelschule, insbesondere durch Marketing der Schulform an sich sowie die Vertiefung der Zusammenarbeit mit Ausbildungsbetrieben in der Region und schließlich die Erhöhung der Mobilität der Einwohner in den 28 Gößweinsteiner Ortsteilen.

Durch Bündelung der Ressourcen aus den verschiedenen Bereichen kann die Gemeinde nun zielgerichtet die Strukturen vor Ort weiterentwickeln, um schließlich im Markt Gößweinstein eine nachhaltige Bildungslandschaft zu gestalten, die den Bedürfnissen der Einwohner gerecht wird, aber auch geeignet ist, Neubürger zu gewinnen.

Denn wie die meisten Gemeinden im Landkreis Forchheim ist auch Gößweinstein auf Zuzüge von Familien angewiesen, um die Auswirkungen des demografischen Wandels auszugleichen. Gößweinstein ist dabei für die Zukunft gut aufgestellt. Jedenfalls was die Bevölkerungsentwicklung betrifft, für die das Bayerische Landesamt für Statistik bis zum Jahr 2028 wieder eine Zunahme an Einwohnern prognostiziert.

Dass die Gruppe der über 65-Jährigen in den letzten Jahren in etwa gleich blieb, ist für Ulm ein Indiz dafür, dass Gößweinsteins Gesamtbevölkerung ein "regeneratives Potenzial" hat. Die Broschüre "Leben und Lernen in Gößweinstein" fasst sowohl die Ausgangslage als auch die Ergebnisse des Bildungsdialogs zusammen und illustriert die Breite der Bildungsgelegenheiten im Marktgebiet.

Dabei wird deutlich, dass "Bildung" nicht nur Kindergärten, Schulen oder der Volkshochschule vermittelt wird, sondern in hohem Maße auch durch Ehrenamt, Vereinsarbeit und informellen Austausch sowie durch touristisch geprägte Angebote im Bereich "Natur und Kultur".

"Das entspricht exakt dem erweiterten Verständnis von Bildung, das auch wir im Bildungsbüro vertreten, nämlich die lebenslange Weiterentwicklung von persönlichen, praktischen, geistigen und kulturellen Fähigkeiten, also das lebenslange Lernen", erläutert Haendl. Auch auf der Internetseite der Gemeinde unter www.goessweinstein.de sowie des Bildungsbüros www.bildungsregion-forchheim.de ist die Broschüre als PDF abrufbar.