Weil er zu laut Keyboard spielte: Mann in Oberfranken brennt die Scheune des Nachbarn nieder

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Die Feuerwehren aus Bammersdorf, Forchheim, Rettern, Kauernhofen, Weilersbach, Eggolsheim, Kirchehrenbach und Kersbach waren zu dem Scheunenbrand 2019 alarmiert worden. Foto: Feuerwehr Eggolsheim
Die Feuerwehren aus Bammersdorf, Forchheim, Rettern, Kauernhofen, Weilersbach, Eggolsheim, Kirchehrenbach und Kersbach waren zu dem Scheunenbrand 2019 alarmiert worden. Foto: Feuerwehr Eggolsheim

Vor dem Amtsgericht Bamberg wurde eine Brandstiftung in Bammersdorf (Kreis Forchheim) verhandelt. Der Angeklagte saß bereits viele Jahre im Gefängnis.

Zwei Jahre und zehn Monate muss ein 68-jähriger Rentner aus Eggolsheim ins Gefängnis. Er hatte Selbstjustiz geübt. Das Schöffengericht am Amtsgericht Bamberg sah es als erwiesen an, dass er am 23. Juli 2019 am Ortsrand von Bammersdorf aus Frust und Rache zwei Feuer gelegt hatte. Der Grund für die Brandstiftung soll laute Musik gewesen sein.

Es ist kurz nach Mitternacht, als die Sirenen die Einwohner Bammerdorfs aufschrecken. Als die Feuerwehren aus Eggolsheim und der ganzen Umgebung das Gelände nahe der Jägersburg betreten, finden sie zwei Holzgebäude vor, aus denen haushohe Flammen schlagen. Der Unterstand, in dem sich ein Traktor befindet, sowie ein Gartenhaus sind nicht mehr zu retten. Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, da das Löschwasser mit einer Schlauchstrecke mehrere Hundert Meter herbeigeholt werden muss. Es dauert einige Stunden, bis die rund 150 Einsatzkräfte, darunter auch das Technische Hilfswerk (THW) und Rettungsdienst, wieder abziehen können. Zurück bleiben Ruinen, in denen nicht nur der Bulldog, sondern auch ein Autoanhänger, ein Aufsitzrasenmäher, ein Stromaggregat, mehrere Fahrräder und eine Vielzahl an Gartengeräten ein Raub der Flammen werden.

Hoher Sachschaden

Am Ende war die Höhe des Schadens noch nicht endgültig bezifferbar. Er dürfte sich aber jenseits der 120.000 Euro befinden. "Geld, auf das der Besitzer noch lange wird warten müssen", meinte der Vorsitzende Richter Michael Herbst. Viel dramatischer scheint indes der psychische Schaden zu sein, den das Inferno beim Grundstücksbesitzer und seiner Familie angerichtet hat. "Das ist eine ganz blöde Situation", sagte er. Denn eigentlich hätten die drei Kinder in dem Gartenhaus am Waldrand übernachten wollen. "Wir hatten wahnsinniges Glück", konstatierte er. Immer noch schrecke man nun bei jeder Sirene und jedem Brandgeruch auf. Der Besitzer erklärte: "Es hängt uns noch gescheit in den Knochen." Auch die Aufräumarbeiten ziehen sich hin.

30-Liter-Kanister

Vor Ort finden die Ermittler einen 30-Liter-Kanister mit Resten eines Benzin-Diesel-Gemisches. "Der ist so auffällig, den hat nicht jeder in der Garage", befindet ein Polizeibeamter. Das Gefäß hat der Angeklagte halbvoll mitgebracht und zugleich noch den Treibstoffschlauch des Treckers abgezwickt, um auch diesen Brennstoff noch nutzen zu können. Außerdem liegt neben dem Brandherd eine Brille, die der Angeklagte verliert, als ihn die Druckwelle erwischt. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Bamberg führen alsbald zu einem Nachbarn des Grundstücksbesitzers, dem nun Angeklagten. Seit Oktober sitzt der in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bamberg. Deshalb findet auch dort der Prozess statt und nicht am Amtsgericht Forchheim.

Jahrelanger Streit?

Offenbar schwelte im Hintergrund ein jahrelanger Streit. Wie der Angeklagte angab, hätte sich der Nachbar "ein Musikstudio" eingerichtet und dort immer wieder auf dem Keyboard geklimpert; stundenlang, bei offenem Fenster, bis in die Nacht. Anzeigen bei der Polizei Forchheim hätten nur zu Verwarnungen, nicht aber zum Ende der Lärmbelästigung geführt. Oft sei die Streife auch gar nicht gekommen. "Im Dorf gelte ich als Krimineller, seit Jahrzehnten. Und das bin ich ja auch." Seit dem verheerenden Feuer aber, so der Angeklagte mit einem kaum unterdrückten Grinsen, "sei endlich Ruhe". Wie zerrüttet das Verhältnis ist, zeigte eine Episode anschaulich: Nur nach Aufforderung seines Pflichtverteidigers Thomas Drehsen aus Bamberg rang sich der Brandstifter zu einer halbherzigen Entschuldigung durch. Viel lieber hätte er darüber diskutiert, was genau verbrannt und wie viel das wert war.

Als 15-Jähriger amtsbekannt

Für die Justiz ist der Angeklagte ein sehr, sehr guter Bekannter. Seit frühester Jugend, damals im Alter von 15 Jahren, kam er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Dabei beschäftigte er ab 1966 Amts- und Landgerichte in Forchheim, Bamberg, Kronach, Wunsiedel, Erlangen und Nürnberg. Wie Staatsanwalt André Libischer feststellte, "waren Sie in allen Bereichen des Strafgesetzbuches schon aktiv". Es ist eine schier unendliche Reihe an Diebstählen, Hehlerei, Betrug, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung, Führen von Schusswaffen und Erwerb von verbotener Munition, Fahren ohne Fahrerlaubnis, fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs und Unfallflucht, Freiheitsberaubung, Beihilfe zur Vergewaltigung und Vergewaltigung, fahrlässige und vorsätzliche Körperverletzung. Viele Jahre saß er bereits im Gefängnis. Nun werden es noch einige mehr.