Zum Fest Mariä Himmelfahrt binden Frauen Kräuterbüschel, die bei den Gottesdiensten gesegnet werden.
Der bunte Strauß aus Blumen und Kräutern, der an Maria Himmelfahrt in den katholischen Kirchen geweiht wird, enthält zwischen sieben und 77 duftende Wild- und Gewürzkräuter. Der Sage nach, so Ulrike Nöth, die mit Barbara Kistler, Helene Brug, Katharina Helmold und Ingrid Först rund 130 Wurzbüschel binden, erinnere der Brauch daran, dass die Apostel beim Öffnen von Marias Grab statt des Leichnams duftende Blumen und Kräuter vorfanden.
Durch den Segen Gottes sollen die Kräfte der Natur für die Menschen nutzbar gemacht werden. Auch für das Vieh. "Ich erinnere mich, dass früher auch gelbe Rüben und andere Früchte den Kräuterbuschen bereicherten. Sie wurden nach dem Gottesdienst an das Vieh verfüttert, erinnert sich Barbara Kistler an ihre Kindheit in Weigelshofen.
Der bunte Strauß erhält einen Ehrenplatz. Jung Vermählten legten die Angehörigen Zweige vom Wurzbüschel ins Ehebett. An Dreikönig wird der vertrocknete Strauß in die Glutpfanne gelegt und damit das ganze Haus ausgeräuchert, um böse Geister zu vertreiben, eine gute Ernte zu sichern und Krankheiten fern zu halten.
Bei der Zusammenstellung der Kräuter sind der Phantasie nahezu keine Grenzen gesetzt. Wichtig: In der Mitte muss eine Königskerze sein. Und eine Rose, das Sinnbild für die Muttergottes, erklärt Rosalinde Hofmann vom Frauenbund Kersbach die mit ihren fünf Kolleginnen Wurzbüschel bindet. Für Leni Preusch gibt es keinen Strauß ohne Haselnusszwei mit drei Haselnüssen, dem Hinweis auf die heiligste Dreifaltigkeit.
Dazu kommen Gänsbalmers, auf Hochdeutsch Beifuß, das Kraut der Magier und Schamanen, Rainfarn, Schafgarbe, Pimpernell, Wilder Möhre Goldrute, Storchenschnabel, Natternkopf, Borretsch und vielen anderen Kräutern. In Kersbach darf auch das Getreide, Ähren von Weizen Roggen und Gerste ("Hafer haben wir keinen gefunden") nicht fehlen. Die Damen des Gartenbauvereins Pautzfeld, die alljährlich ihre Kirche Maria Himmelfahrt mit den bunten Sträußen schmücken, haben auch Hirse, Sonnenblumen und Echinacea mit hineingenommen. Das macht die Sträuße bunter.