Der Leiter des Ordnungsamts möchte am 6. März zum Oberbürgermeister von Forchheim gewählt werden. Am Mittwochabend wurde er von 40 Wahlberechtigten als unabhängiger Kandidat aufgestellt.
Er ist der etwas andere Kandidat. In Jeans und kurzem, weißem Hemd stellt sich Klaus Backer bei seiner Nominierungsversammlung am Mittwochabend vor, hat auch für seinen ersten öffentlichen Auftritt als Anwärter auf das Oberbürgermeisteramt in Forchheim den Ohrring nicht abgelegt. Nein, ein "Hochglanzfoto mit Krawatte" könne er nicht bieten, und ein Budget für den Wahlkampf von 20 000 Euro habe er auch nicht. "Ich setze auf mein Mundwerk", sagt Backer, "das ist ehrlich und kostet nix."
Dem 51-Jährigen geht es an diesem Abend am Schützenkeller zunächst mal darum, seine Freunde, Familienmitglieder und Musikerkollegen hinter sich zu versammeln und als Kandidat der neuen Initiative "Freier Oberbürgermeister Forchheim" (FOF) aufgestellt zu werden. Und das gelingt ihm problemlos. Von den 41 anwesenden wahlberechtigten Forchheimern stimmen 40 für ihn als OB-Kandidaten (ein Zettel ungültig).
Weitere Zwölf (nur Zehn werden benötigt) leisten die ersten Unterschriften für den Wahrvorschlag. Die größte Hürde steht Backer allerdings noch bevor: Weitere 215 wahlberechtigte Forchheimer müssen bis 25. Januar um 12 Uhr ins Einwohnermeldeamt kommen und dort für ihn unterschreiben. Erst dann darf er bei der OB-Wahl am 6. März antreten.
Was sind seine Ziele?
Der Forchheimer muss also mobilisieren - und sein Profil schärfen. Als Chef des Ordnungsamtes kennen ihn viele, als Bassist "Faxe" von Bands wie "Insert Coin" noch mehr. Aber als Politiker? Da geht es schon los. Ein Politiker oder Parteigänger wolle er nämlich gar nicht sein.
Vielmehr wird er nicht müde, auf seine Herkunft aus der Verwaltung und seine 21 Dienstjahre bei der Stadt Forchheim hinzuweisen. Und er beruft sich auf die Bayerische Gemeindeordnung, dass der "Oberbürgermeister Chef der Verwaltung und kein Politiker" sein soll. Bei den Sachthemen, die in der Kommunalpolitik im Vordergrund stünden, sei er als "freier, parteiunabhängiger Oberbürgermeister klar im Vorteil".
Bei der Verwaltung ansetzen
Seine Ziele als Oberbürgermeister trägt Backer ruhig und mit Nachdruck vor - im Kern liest er sie ab, die Details schmückt er in freier Rede aus. Stiege er vom Abteilungsleiter zum Chef im Rathaus auf, würde der Diplom-Verwaltungsfachwirt genau dort mit seiner Arbeit anfangen - mit einer "punktuellen Umstrukturierung der Verwaltung".
Er möchte für mehr Bürgernähe sorgen und den leitenden Beamten mehr Entscheidungsfreiheit geben. Derzeit laufe "alles über eine Person", erklärt Backer und greift damit seinen derzeitigen, von ihm sehr geschätzten Chef, Franz Stumpf (CSU/WUO) an, der aus gesundheitlichen Gründen als OB zurücktritt. Auch die Fürsorgepflicht für die Arbeitnehmer der Stadtverwaltung wolle Backer wieder stärker wahrnehmen.
Wohnraum, Tourismus, Feste
Weitere Themen hat der 51-Jährige bereits im Vorfeld schon angeschnitten: Er möchte nicht nur sozialen Wohnraum schaffen, sondern auch "bezahlbaren Wohnraum für junge Forchheimer" und auch Freizeitangebote. Genauso will er dafür sorgen, dass "asylberechtigte Personen schnell in die Bürgergemeinschaft einbezogen werden", aber auch ältere Bürger mit Migrationshintergrund nicht auf der Strecke bleiben.
Die Förderung des Tourismus - zum Beispiel durch die Aufwertung der Stadtmauer - hat er sich auf die Fahne geschrieben, genauso wie die Bündelung der Feste in der Innenstadt zu einer großen Veranstaltung - um die Bewohner zu entlasten und noch attraktiver für Gäste zu werden.
Und zwischendurch taucht immer wieder das Wort "Bürgernähe" auf. Ja, er will gar bei "kostenintensiven Investitionen wie zum Beispiel den Umbau des Kolpinghauses im Vorfeld die Bürger fragen: Was haltet ihr davon?" Dafür erhält er am Schützenkeller spontan Beifall.
Musiker sind voll des Lobes
Seine Anhänger hat er überzeugt. Auch bei Backers Bandkollegen von Insert Coin ist die anfängliche Skepsis gegenüber seiner Kandidatur verfolgen. "Warum soll er es schlechter machen als die andere drei Bewerber", sagt Charlie Pichl. Für ihren Bassisten als OB spreche seine Ehrlichkeit, sein Durchsetzungsvermögen und trotzdem die Fähigkeit sich unterzuordnen.
Zu den - nicht stimmberechtigten - Anwesenden am Schützenkeller zählt auch Anja Gebhardt, Bürgermeisterin von Kirchehrenbach. Die SPD-Politikerin freut sich, dass ihr Schwager den Hut mutig in den Ring wirft, will sich aber in der Öffentlichkeit "neutral" verhalten.
... er möchte kein Politiker sein. Die Forchheimer werden ihn den Wunsch hoffentlich erfüllen. Aber warum kandidiert er dann für das höchste Kommunal-Politikeramt in Forchheim ? Etwas primitiv, der Versuch sich von " Politikern " absetzen zu wollen. Aber große Kohle machen wollen, als OB in Forchheim. 21 Jahre in der Verwaltung, Was auffällt : Der Herr Diplomverwaltungsfachwirt kennt noch nicht einmal die Bayerische Gemeindeordnung. Der Oberbürgermeister, zitiert er, soll " Chef der Verwaltung und kein Politiker" sein. Wo hat er denn das gelesen. War Franz Stumpf ein Politiker ? War das ein Verstoß gegen die Bayerische Gemeindeordnung ? Auf eine Antwort des Herrn Kandidaten bin ich sehr gespannt.
gg