Kirchenbesitz: Geld heißt Verantwortung

2 Min

Besitz war schon immer tief mit der Kirche verbunden. Geistliche aus der Region sprechen sich klar gegen Gier aus und weisen darauf hin: Wer viel Geld hat, kann auch viel spenden.

Wenn Kirche als Sinnbild für ein Leben in Entbehrung und des Gebens in Form von Nächstenliebe steht, dann wirkt das Thema Geld als Synonym für Wohlstand und Luxus als unvereinbarer Gegensatz.

Dennoch ist Geld tief mit der Kirche verbunden, hat seinen Ursprung in den Tempelhallen mit den Tempelriten und ist auch sprachlich in der Bibel verwurzelt. Credere, glauben, nennt Pfarrerin Susanne Parche aus Muggendorf ein Beispiel zu dem Wort Gläubiger, Kreditgeber, um eine dieser Verbindungen aufzuzeigen, aber auch das Trugbild, das daraus entstehen kann und heute noch herrscht. "Geld kann Probleme lösen, kann Wünsche erfüllen, Geld ist allmächtig und nimmt viele Gestalten an.
Mit Geld verbindet man viele magische Eigenschaften, die man auch Gott zuschreibt", erklärt die Pfarrerin und fügt an, dass bereits Martin Luther dem ersten Gebot hinzufügte, "woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott."

Später statt Opfer Geld gegeben

Die Opfergaben wurden irgendwann durch Geldgaben ersetzt, doch die Propheten mahnten, dass man sich jede Opfergabe sparen könne, wenn man die Armen betrügt. Hier beginnt die Verantwortung des Einzelnen. "Man muss verantwortlich mit den Gütern umgehen. Nicht immer nur 'ich' sagen, also den Egoismus leben, sondern auch teilen. Das Vermögen zu verschleudern wie der verlorene Sohn, geht nicht. Daher soll man nicht auf das schauen, was man nicht hat, sondern auf das, was man hat. Das erzeugt eine Zufriedenheit", fügt der der katholische Pfarrer Zlatko Kidjemet aus Ebermannstadt an.

Kirche nur als Sinnbild für ein Leben in Entbehrung und des Gebens zu sehen, kann insofern nicht pauschal über einen Kamm geschert werden. Die Kirche ist auch ein Unternehmen. Sie muss für die Mitarbeiter Vorsorge treffen, Gebäude renovieren und sich letztendlich an betriebswirtschaftlichen Maßstäben orientieren. Der Unterschied ist die Unterscheidung: "Wie geht man mit dem Geld um? Will man noch mehr Macht und Besitz, sodass der Mensch keine Rolle mehr spielt, Hauptsache die Aktien steigen, wie auch Rohstoffspekulationen zeigen. Auch die Werbung verspricht Erlösung, wenn immer mehr Produkte gekauft werden. Wo durch Gier und Habsucht aber Menschen geschädigt werden, muss die Kirche ein Veto einlegen", betont Susanne Parche, die es deshalb als Aufgabe eines Christen betrachtet, Nachhaltigkeit im Auge zu haben.

"Es gibt Banken, die nachhaltig Geldwirtschaft betreiben, also andere Maßstäbe für Anlagemodelle setzen. Ohne Lebensmittelspekulationen! Oder den fairen Handel, der nicht gewinnmaximierend ist. Aber auch Gemeinden schaffen geldfreie Räume. Damit ist der ehrenamtliche Einsatz oder Tauschbörsen gemeint."
Pfarrer Kidjemet stimmt zu und sieht auch hier wieder die Verantwortung, denn letztendlich erhält jeder für seine Geschäfte eine Endabrechnung. Aber: "Es ist egal, ob man das Geld unter das Kissen legt oder auf die Bank bringt und dafür Zinsen bekommt. Gott hat das Geld anvertraut, man darf es auch gut anlegen. Wer mehr Geld hat, kann mehr Geld spenden", so der Pfarrer.

Zwar ist im 5. Buch Moses das Zinsverbot biblisch festgelegt. Und es heißt auch, dass man von seinem Bruder keine Zinsen, von Fremden schon Zinsen verlangen darf. Aber dieses Zinsverbot ist in der frühen Neuzeit gefallen.

Die Zinsen wurden im Mittelalter umgangen. Der Ritterorden kassierte stattdessen einen Zuschlag. Ende des 17. Jahrhunderts wurde es in den protestantischen Gebieten aufgehoben und ab 1830 auch bei der katholischen Kirche.

Nur Schulden zu machen, wird nicht gut geheißen. "Schulden machen heißt, auf dem Rücken anderer und über die eigenen Verhältnisse zu leben. Es gibt ein Sprichwort, das sagt, man soll sich nach der eigenen Decke strecken. Wer sich einen großen Wagen nicht leisten kann, darf dafür auch keine Schulden machen. Das betrachtet die Bibel als Sünde, denn Sünde heißt, nicht verantwortlich zu handeln. Gerade die Schuldnerberatungsstellen zeigen, dass viele Menschen den Überblick verloren haben. Die Endrechnung ist die Privatinsolvenz. "Die Frage ist: Muss ich alles nur genießen?", nimmt der katholische Pfarrer dazu Stellung. Und Pfarrerin Parche weiß: "Zu viele Schulden machen die Menschen krank. Oft ist dies Thema in der kirchlichen Sozialarbeit. Menschenseelen zerbrechen daran. Doch die Werbung und das Konsumklima gaukelt den Menschen Heil und Zufriedenheit vor. Davon darf sich der Einzelne nicht verführen lassen. Es erfordert Selbstdisziplin und Prioritäten zu setzen. In der Bescheidenheit kann mehr Glück liegen."