Karlheinz von Traitteur lebt in den Herzen weiter

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In Forchheim so gern daheim wie in der großen Welt: Karlheinz von Traitteur mit Amtskette auf einem Staatsempfang mit dem französischen Präsidenten Valery Giscard d'Estaing und dem Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Fotos: privat
In Forchheim so gern daheim wie in der großen Welt: Karlheinz von Traitteur mit Amtskette auf einem Staatsempfang mit dem französischen Präsidenten Valery Giscard d'Estaing und dem Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.  Fotos: privat
Die Edle und ihr Ritter ganz privat: Irmgard von Traitteur legt liebevoll diie Hand auf die Schulter ihres Mannes.
Die Edle und ihr Ritter ganz privat: Irmgard von Traitteur legt liebevoll diie Hand auf die Schulter ihres Mannes.
 
Karlheinz von Traitteur als Juror bei einem Wettbewerb einer Hostessenschule neben der jungen Dagmar Wöhrl.
Karlheinz von Traitteur als Juror bei einem Wettbewerb einer Hostessenschule neben der jungen Dagmar Wöhrl.
 

Am 12. Dezember vor 15 Jahren starb Forchheims Altoberbürgermeister Karlheinz Ritter von Traitteur im 76. Lebensjahr. Von 1961 bis 1990 stand er unter der Flagge der CSU unangefochten an der Spitze der Stadt. Er ist bei den Bürgern unvergessen.

Wenn Irmgard von Traitteur zum Einkaufen geht, dann kommt es auch heute noch vor, dass sie ganz spontan auf ihren Mann angesprochen wird. So wie kürzlich bei einem Schlüsseldienst: "Ich erinnere mich noch gut an ihn", sagt die Bedienung, "er war der Beste!"
Viel zu schreiben über seine Verdienste erübrigt sich: die Ära Traitteur füllt ganze Zeitungsbände. In seiner fast 30-jährigen Amtszeit hat er aus einem Städtchen im industriellen Umbruch eine Stadt mit modernem Gesicht gemacht und zukunftsweisende Weichen gestellt - als Beispiel sei nur die Siemens-Ansiedlung genannt, die Traitteurs persönlichen Kontakten zu verdanken ist.
Was würde Karlheinz Ritter von Traitteur sagen, wenn er aus der himmlischen Perspektive auf das Forchheim von heute blickt?
Irmgard von Traitteur ist sich ganz sicher: "Mein Mann hätte sich bestimmt gefreut über die Entwicklung, die Forchheim nach seinem Tode genommen hat". Der Generationenwechsel, der 1990 mit der Wahl von Franz Stumpf (CSU/WuO) zum neuen Oberbürgermeister eingetreten sei, habe der Stadtentwicklung gut getan - "weil damit die neue Sichtweise eines jungen Mannes zum Ausdruck kam ", erklärt Irmgard von Traitteur.


"Lex Traitteur" abgelehnt

Aber sie erinnert sich auch noch gut daran, wie schwer sich die CSU damals mit dem altersbedingten Amtsende ihres Mannes getan habe. "Lex Traitteur" hieß seinerzeit die Idee, mit der man den vor seinem Abschied stehenden OB zu einer Wiederwahl animieren wollte - unter der Prämisse, einer rechtlichen Absicherung des Umstandes, dass er bei der Wahl nicht 65 gewesen wäre, aber beim Amtsantritt dieses Alter überschritten haben würde. "Aber er hat dieses Ansinnen abgelehnt", betont Irmgard von Traitteur: "Darüber waren wir uns einig!"
Besonders gefreut hätte es ihrem Mann, dass die von ihm geführte gute Beziehung zu Siemens von Franz Stumpf weiter gepflegt werde.


Blick in persönliche Briefe

Viele Erinnerungen kommen zu Tage, wenn Irmgard von Traitteur den Nachlass ihres Mannes - vor allem die vielen schriftlichen Dokumente - durchforstet und ordnet. Geplant ist, dass die wichtigsten Zeitzeugnisse ins Stadtarchiv kommen.
In eine der ganz persönlichen Dokumente ihres Mannes lässt uns Irmgard von Traitteur hineinblicken. Der Brief, den der frühere Regierungspräsident Oberfrankens, Wolfgang Winkler, zum 70. Geburtstag an seinen früheren Schulfreund, den "lieben Karlheinz" schrieb, zeichnet ein Bild der Persönlichkeit Traitteurs. Der Bogen spannt sich von der gemeinsamen Schulzeit im humanistischen Gymnasium in Bamberg, wo der "Stadtschüler mit dem vornehmen Namen und den guten Noten" seinen Banknachbarn Winkler auch mal abschreiben ließ, bis zu den Erinnerungen an die Juristerei, mit der beide - "welch' Zufall", wie Winkler vermerkt - ihren Weg gemacht haben. "Dir sind eigentlich lauter gute Gaben in die Wiege gelegt worden", heißt es weiter in dem Geburtstagsbrief an Traitteur: "Ein gut aussehender Mann mit einer äußerst sympathischen Ausstrahlung: klug im eigentlichen Sinne und gescheit dazu, weil Du ein interessierter Mensch geblieben bist."
Eines der Komplimente das Wolfgang Winkler seinem langjährigen Freund macht, ist wohl das bedeutendste: Karlheinz von Traitter sei ein Mensch "von hohem Anstand , was bekanntlich" - so Winkler wörtlich - " im politischen Leben nicht selbstverständlich ist".
Wenn Imgard von Traitteur diese Zeilen aus dem Jahre 1995 in Händen hält, gesteht sie unumwunden: " Dieser Brief bewegt mich immer noch".


Auf Spurensuche

Mit ihrer Nichte Eva Sybille Klein ist Irmgard von Traitteur jetzt damit beschäftigt die Familiengeschichte derer von Traitteur in Buchform zu dokumentieren: "Auf den Spuren eines Adelsgeschlechtes durch vier Jahrhunderte".Dabei kommt Erstaunliches zu Tage: Die Traitteurs sind verwandt mit dem "Erfinder" des Oktoberfestes! Und das erklärt sich so: Die Urenkelin des einstigen Deidesheimer Bürgermeisters Conrad von Traitteur, eine gewisse Amanda (1810-1864), war verheiratet mit dem Appellationsgerichtspräsidenten Maximilian Dall'Armi. Mit Amandas Schwiegervater führt die Spur nach München: Denn Andreas Michael Dall'Armi war unter anderem Major der Kavallerie bei der königlichen Nationalgarde. Anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten des Kronprinzen Ludwig, dem späteren König Ludwig I., mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, 1810, organisierte Dall'Armi ein Pferderennen und gilt damit als Begründer des daraus entstandenen Münchner Oktoberfestes auf der "Theresienwiese".Wer mehr über die Spuren derer von Traitteur lesen will, muss sich gedulden. "Das wird wohl noch ein Jahr dauern, bis wir fertig sind", schätzt die immer noch von ungebrochenem Tatendrang beseelte Irmgard von Traitteur.