Nach dem Rücktritt von Birgit Kaletsch gibt es viele versöhnliche Töne. Der Vorstand der CSU Forchheim hüllt sich allerdings in Schweigen.
Ihren Rücktritt als stellvertretende Forchheimer CSU-Ortsvorsitzende und als FU-Kreisvorsitzende hat Birgit Kaletsch mit massiven Vorwürfen gespickt. Besonders scharf hatte die CSU-Stadträtin am Dienstag den Ortsvorsitzenden Thomas Werner angegriffen. Werner spreche sich "mit ein paar speziellen Leuten" in der Partrei ab. Sie, Kaletsch, sei nicht bereit, die vorgefassten Beschlüsse "duckmäuserisch hinzunehmen".
Eigentlich wollte sich Thomas Werner zum Rücktritt und zu den Vorwürfen von Birgit Kaletsch äußern. Am Dienstag hatte er angekündigt, dass er sich am Abend mit der Parteispitze über das weitere Vorgehen beraten werde. Für Mittwochmorgen war eine Stellungnahme angekündigt.
Doch der engere Vorstand - neben Thomas Werner gehören dazu Gerhard Käding, Katja Weimert, Britta Blümlein und Klaus Michel - hat es sich anders überlegt.
Noch Mittwochnacht, um 22.43 Uhr, versandte Thomas Werner eine Mail an die Presse: "Wir haben heute beschlossen, zur Causa Kaletsch keine Stellungnahme abzugeben."
Dabei blieb Werner auch im Laufe des Mittwoch. Er werde über Frau Kaletsch "nicht mehr sprechen". Die gemeinsame Arbeit in der 17-köpfigen Stadtratsfraktion (13 Männer, vier Frauen) sieht Thomas Werner dadurch nicht gefährdet: "Der Stadtrat und die Arbeit in der Fraktion orientiert sich am Wohl der Bürger."
Interesse an Kontroversen Auch die stellvertretende CSU-Fraktionssprecherin Mathilde Hartmann geht davon aus, dass es "einen Weg mit Birgit Kaletsch" geben werde. "Man kann gemeinsam arbeiten, ohne derselben Meinung zu sein.
Ich habe ein starkes Interesse an kontroversen Stimmen, wie sie auch Birgit Kaletsch häufig vertritt."
Mathilde Hartmann schätzt ihre verärgerte Parteifreundin als eine "sehr politische und sehr direkte Frau". Hartmann sagt, sie könne die Reaktion von Birgit Kaletsch verstehen: "Nach dem Wahlabend und der Abstimmungsniederlage in Kersbach war bei ihr die Schmerzgrenze erreicht."
"Wir Frauen sind zu brav" Und auch der Kaletsch-Kritik an der männerdominierten CSU kann Mathilde Hartmann etwas abgewinnen: "Wir Frauen in der CSU sind zu brav, das muss ich selbstkritisch sagen." Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der politischen Herangehensweise gebe es nun mal, sagt Hartmann.
Sie würde sich wünschen, dass die "guten Eigenschaften beider Seiten zusammengeführt werden."
Obwohl sie nichts von der Frauen-müssen-Frauen-wählen-Schablone halte, vermisse sie "die weibliche Variante in der Politik". Das gelte für Forchheim, aber auch für den Landtag. "Ich wünsche mir mehr Frauen in der Partei."
Stefan Förtsch, der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende, ist dagegen der Meinung, dass die Frauen in der CSU bestens vertreten seien. Dafür stünden in der Gegenwart Namen wie Kerstin Debudey, Kathrin Grüner oder Evi Rossa. Und in der Vergangenheit Namen wie Irmgard von Traitteur oder Gudila von Pölnitz.
"Die Kritik von Birgit Kaletsch ist haltlos, da sie nicht den Tatsachen entspricht", sagt Stefan Förtsch.
Widerspruch! Zwar schätze er Birgit Kaletsch als "engagierte Kämpferin", sagt der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende. Doch in ihrem offenen Brief vom Dienstag entdeckt Förtsch auch einen "grundlegenden Widerspruch". Einerseits argumentiere Kaletsch, dass "Frauen anders und besser" seien. "Doch dann widerlegt sie die eigene Argumentation, indem sie behauptet, die Männer seien diejenigen, die dominieren."
Dennoch schätzt Förtsch seine erboste Parteikollegin Kaletsch "als eine der sehr vielen engagierten Frauen in der Partei". Trotz der "herben Schlappe" bei der Abstimmung in Kersbach habe Kaletsch weiter "einen Platz in der CSU". Was Förtsch bedauert: "Die CSU macht insgesamt eine gute Politik, doch die wird momentan überschattet von den Rahmenbedingungen. "
Ähnlich kritisierte Mathilde Hartmann am Mittwoch: "Was derzeit läuft, ist wahrlich kein Kompliment für die CSU."