Irrwege zum Garten Eden in Hetzelsdorf

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Katja Strauch (l.) will das Umfeld des "Jura-Doms" aufwerten. Foto: Josef Hofbauer
Katja Strauch (l.) will das Umfeld des "Jura-Doms" aufwerten. Foto: Josef Hofbauer
Der Plan des Bibelgartens in Hetzelsdorf Repro: Josef Hofbauer
Der Plan des Bibelgartens in Hetzelsdorf Repro: Josef Hofbauer
 

Die Landschaftsgärtnerin Katja Strauch aus Kunreuth hat einen Bibelgarten für Hetzelsdorf geplant. Am Dienstag, 23. Juni, ist der Fränkische Tag im Rahmen der Reihe "Der FT bei uns" zu Gast in Hetzelsdorf. Ab 19.30 Uhr können sich die Hetzelsdorfer im Gasthaus Prütting von ihrer besten Seite zeigen.

Die 1901 im neugotischen Stil errichtete St.-Matthäus-Kirche in Hetzelsdorf, der "Jura-Dom", ist das Wahrzeichen des kleinen Ortes in der Fränkischen Schweiz. Im Widerspruch dazu steht das Umfeld der Kirche: Das stark abschüssige, knapp 2600 Quadratmeter große Gelände verkörpert "Natur pur".

"Das Areal wird ein-, zweimal im Jahr gemäht. Mehr passiert hier nicht", erklärt Kirchenvorstand Georg Hostalka. Er hatte deshalb die Idee, diese Fläche zu gestalten. Dafür holte er Katja Strauch mit ins Boot, eine angehende Landschaftsarchitektin, die an der Fachhochschule Erfurt studierte. Das war 2012.

"So bin ich dazu gekommen, meine Bachelor-Arbeit Hetzelsdorf zu widmen", erzählt Katja Strauch. Ihre Idee: ein Bibelgarten.

Auch touristische Attraktion

Akribisch hat Katja Strauch zusammen mit ihrem Lebensgefährten Andreas Hemmeter das gesamte Areal vermessen und erste Skizzen angefertigt. Die Kunreutherin wollte sowohl einen Dorfplatz anlegen als auch eine touristische Attraktion schaffen - mit Bezug zur Kirche.

Bei der Bepflanzung sollte der Schwerpunkt auf jenen Gewächsen liegen, die in der Bibel erwähnt werden und dabei an das Gleichnis vom Weinstock und den Reben erinnern. Buchs und Brombeere, Maulbeerbaum und Myrte, Wacholder und Wermut, Salbei und Senf gehören ebenso in einen Bibelgarten wie der winterharte Judasbaum, das Josefskraut oder der Christusdorn aus der Familie der Wolfsmilchgewächse.

Auf den Feigenbaum verzichtet

Zwar ist in der Bibel der Feigenbaum gleich mehrfach erwähnt, dennoch hat Katja Strauch auf diese Frucht verzichtet. "Des Frostes wegen", erklärt die Gartenexpertin, die sich auch Gedanken gemacht hat, welche Bodenbeschaffenheit für welche Pflanze notwendig ist. "Viele der Gewächse, die in der Bibel vorkommen, sind winterhart und gedeihen auch in unseren Breitengraden ausgezeichnet", weiß die Landschaftsgärtnerin.

Im Grundkonzept durchströmt ein Bach mit dem Ursprung in der Mitte des Dorfplatzes den Bibelgarten. "Das ist der Fluss des Lebens, auf dessen Spuren der Betrachter den Garten erkunden soll", erklärt die Planerin. Durch viele Irrwege und falsche Pfade gilt es, den Weg zum Paradies mit den Apfelbäumen, dem zentrale Symbol für den "Garten Eden" zu finden.

Das Areal wird durch Kreissegmente terrassenförmig strukturiert, wobei sich Rasen- und Pflanzflächen abwechseln. Auf jeder der sechs Ebenen in Richtung Paradies gibt es andere Pflanzen zu bestaunen. Für den ersten Pflanzring hat Katja Strauch Pflanzen ausgewählt, die nach Personen der Bibel oder Heiligen benannt sind. So finden sich hier Christophskraut, Frauenmantel, Benedikten- oder Stefanskraut, Christrose oder Jakobsleiter.

Symbole des Christentums

In einem anderen Pflanzbeet stehen Pflanzen, die als Symbole im Christentum verwendet werden. Stellvertretend dafür stehen Pfingstnelke, Akanthusgewächse, deren Blätter als Schmuckornamente an kirchlichen Bauten verwendet werden, oder der Alant, der als "Trank des Paulus" bekannt geworden ist.

Ein weiterer Pflanzring zeigt, welche Pflanzen in einem Klostergarten nicht fehlend durften. Fast 40 Sorten zählt Katja Strauch hier auf, vom Kreuzkümmel bis zum Kren, Lavendel Malve, Salbei, Bohnenkraut und Thymian. Alles Kräuter, die heute aus der Küche nicht wegzudenken sind.

Nach Jesaia

Zu den Sorten, die in der Bibel erwähnt werden und dem Frost trotzen, zählen Myrten ("Statt Dornen wachsen Zypressen, statt Brennnesseln Myrte", Jesaja 55,13), Wacholder ("Mitten in der Wüste lasse ich schattenspendende Bäume wachsen: Zedern, Akazien, Myrten und Kiefern, Wacholder, Buchen und Buchsbaum"; Jesaja 41,19) oder Palmkätzchen ("Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen, und riefen: Hosanna!", Johannes 12,13). Auch Getreidearten sollen einen eigenen Pflanzring bekommen. "Du, nimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Dinkel; tu' sie zusammen in ein Gefäß und mach' dir Brot daraus", heißt es bei Ezechiel 4,9.

Eine tolle Planung, die der Landschaftsgärtnerin volle Punktzahl einbrachte. Ob sie aber je realisiert wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.


FT bei uns in Hetzelsdorf


Bei musikalischer Unterhaltung werden alle Themen angesprochen, die den Ort und seine Bürger betreffen. Mit dabei sind die Vertreter der Ortsvereine, Historiker Reinhold Glas, die Archäolgin Ermelinda Spoletschnig, Psychologin Anneliese Gebhardt, Tierheilpraktikerin Diane Kolb und Braumeister Karl-Heinz Penning. Alle Bürger aus Hetzelsdorf und Poppendorf sind willkommen.