Horst Hartmann kaufte 1981 das ehemalige Umspannwerk in Untertrubach und richtete dort ein Tonstudio ein. Dank der damals modernsten Technik gaben sich Musiker aus Großbritannien die Klinke in die Hand. Auch Nena produzierte hier. Am Dienstag, 13. Oktober, kommt "FT bei uns" ins benachbarte Wolfsberg.
Was haben Nena, Stephan Remmler und das Electric Light Orchestra gemeinsam? Richtig: Sie ließen ihre Songs in Untertrubach produzieren. Dort hatte der gelernte Werkzeugmacher Horst Hartmann die ehemalige Umspannstation der Überlandwerke erworben und in ein Tonstudio umgebaut.
"Im Prinzip wollten wir nur Musik machen", erinnert sich der ehemalige Musikproduzent. "Wir", das ist die sechsköpfige Truppe, mit der Horst in der Band "Holiday" Wave-rock spielte. Und weil die Band ihren eigenen Weg gehen wollte, dachte sie an ein Tonstudio. "Wenn du etwas machst, mach' es vernünftig", ermahnte mich mein Vater, erzählt Hartmann. Das Ergebnis: besagtes Tonstudio mit VIP-Raum und der damals modernsten Technik, für das die Band fast zwei Jahre lang geschuftet hatte. "Soweit möglich haben wir alles selbst umgebaut", betont Hartmann.
Die modernste Technik
Bei der Auswahl des 24-Spur-Aufnahmegerätes und der ersten digitalen Aufzeichungstechnik auf einer Fachmesse in Montreux lernt er nicht nur Andy Munro. einen der wohl größten Akustik- und Lautsprecher-Experten weltweit kennen, sondern auch den britischen Toningenieur und Musikproduzenten Mike Hedges, der damals die Band "The Cure", "Siouxsie and the Banshees " oder "The Undertones" unter seinen Fittchen hatte. "Der Anfang einer Freundschaft, die bis heute anhält", betont Hartmann. "Mike hatte in ganz England gute Kontakte zur Rock-Szene und hat unser Studio immer wieder belegt. Ab 1983 produzierten wir für namhafte britische Stars. Damit einher ging, dass wir unsere eigenen musikalischen Ambitionen zurückschraubten." Die Produktionen und die Betreuung der Kunden aus dem Vereinigten Königreich rückten in den Vordergrund.
Auf der Sonnwendfeier
"Und den Musikern von der Insel hat es in unserer Abgeschiedenheit gefallen", blickt Hartmann zurück, "mit uns fanden sie schnell Kontakt zu Franken." Sie nahmen auch an Vereinsfesten oder einer Sonnwendfeier in Untertrubach teil.
Als Jonas Porst, Sohn des Foto-Discounters Porst, sein Tonstudio in Hiltpoltstein verkaufte, in dem er die Songs der ersten deutschsprachigen Rockband "Ihre Kinder" produziert hatte, griff Horst Hartmann zu. Und übernahm damit die Kontakte zur Deutschrock-Szene.
"Neue Deutsche Welle" zu Gast
Nena, Stephan Remmler (Keine Sterne in Athen), Trio, die Schwestern Inga und Annette Humpe, Joesi Prokopetz und Fredi Tauchen (Deutsch Österreichisches Feingefühl, kurz DÖF) produzierten ihre Songs in Untertrubach. Und auch Peter Schilling, der mit "Major Tom" die Charts gestürmt hat, war Gast, auch wenn er hier nicht produzieren ließ. Der Musiker, Kabarettist, Autor und Schauspieler Piet Klocke produzierte im Tonstudio Hartmann Film-Musik und Klaus Kreuzeder, der mit Henry Sincigno das Duo "Sax as Sax can" bildete, ließ seine zweite CD ebenfalls hier produzieren. "Und Frank Zappa hat sich unsere Bandmaschine ausgeliehen, um in Paris klassische Musik zu produzieren", verrät Hartmann.
Rock-Alben produziert
Von der "Insel" gehörten Bands wie "Visage", "Slade" oder das "Electric Light Orchestra" zu den Kunden von Horst Hartmann. Im Gästebuch des Hotels "Zur Post" in Egloffstein verewigten sich Schlagzeuger Don Powell und die Gitarristen Dave Hill und Jim Lea von der Glamrock-Band "Slade" aus Wolverhamton ("Cum on feel the noize", "Gudbuy T' Jane") sowie Jeff Lynne, Bev Bevan und Richard Tandy von der britischen Rockband "Electric Light Orchestra", die in Untertrubach das Album "Balance of Power" einspielten. "Thanks for your great hospitality", bedankte sich Leadsänger Jeff Lynne. "Soft Cell", die mit "Tainted Love" 1981 durchgestartet waren, Jack Bruce, Gründungsmitglied der Gruppe "Cream" und die "Dolphin Brothers" ("Catch the fall") bevorzugten ebenfalls das Tonstudio "Hartmann Digital", um hier ihre Schallplatten aufzunehmen.
Streng vertraulich
In den meisten Fällen haben die Menschen in Untertrubach gar nichts mitbekommen, wer da bei ihnen in die Mikrofone sang. Es herrschte strengste Geheimhaltung. Die hatte Hartmann, der die Studios 1988 verkaufte, weil für ihn ein neuer Lebensabschnitt begann, seinen Kunden zugesagt. Geblieben sind Horst Hartmann ein einziges Fotoalbum mit Schwarz-Weiß-Bildern und viele Erinnerungen. Vor allem aber Freundschaften, die er niemals missen möchte, auch wenn sich der Ex-Musikproduzent längst anderen Dingen zugewandt hat.
FT bei uns in Wolfsberg
Am Dienstag, 13. Oktober, ist der