Mit ihrem "Lichtevent" irritiert die Hochschule Coburg derzeit die Sehgewohnheiten der Egloffsteiner. Der Bamberger Theaterkünstler Norbert Götz macht dabei Historie sinnlich erfahrbar.
Mehr Licht als Schatten gibt es derzeit in Egloffstein. Anlass ist das "Lichtevent" der Coburger Hochschule, bei dem die Burg und weitere Gebäude im Umfeld bestrahlt werden. Das taucht Egolffstein in eine ganz besondere Atmosphäre schaffen.
Dazu haben sich die Veranstalter auch das passende Rahmenprogramm einfallen lassen. Das Ein-Mann-Theater von Norbert Götz hat dabei ein Kunststück fertiggebracht. Mit seinem Stück "Licht und Schatten" gelang es dem Bamberger, sein in der Regel an TV-und Kino-Ästhetik gewohntes Publikum ausgerechnet mit einer märchenhaften Geschichte zu verzaubern.
Es ging um die Gründung des Bistums und damit der Stadt Bamberg. Von der Hochzeit zwischen Kunigunde und Heinrich bis zum Superlativ der größten Brauereidichte der Welt spannte Götz den Bogen. Zumindest bei letzterem nahm es Götz mit der Wahrheit allerdings nicht so genau. Denn bekanntermaßen kann sich die größte Brauereidichte der Welt die Gemeinde Aufseß in der Fränkischen Schweiz auf die Fahnen schreiben.
Dom, Kirche, Häuser Wie ein Dirigent vor seinem Orchester thronte Norbert Götz auf der Bühne. Vor sich auf einem großen Tisch lag ein dickes Buch. Hinter ihm spannten sich rechts und links zwei große weiße Laken.
Schlug Götz das dicke Buch auf, begann in seiner Geschichte ein neuer Zeitabschnitt. Das setzte Götz in Szene, indem er aus Karton gefaltete Gebäude aufstellte: Dom, Kirche und auch Bürgerhäuser.
Mit kleinen hellen Lampen strich Götz über die Gebäude und erzeugte auf diese Weise ein laufendes Bild, das sich abwechselnd rechts und links in den Laken als Schatten abgebildet fand.
Eingespielte Geräusche unterstützen die Dramaturgie. Götz las die Geschichte zu den jeweiligen Bildern oder trat in einen Dialog mit anderen Akteuren der Bamberger Stadtchronik. Ihm gelang auf diese Weise eine faszinierende Reise durch die Vergangenheit, die bi in die Gegenwart führte.
In der Pause spendiert Götz dem Publikum ein Bamberger Bier und erzählte m dazu "bierige Geschichten". Beispielsweise die Sache mit dem Bierkrieg von 1907. Die Bamberger Brauer verteuerten damals das Bier von ursprünglich zehn auf dann elf Pfennige pro halben Liter. Deshalb traten die Bamberger Wirtshäuser in den Streik - alle, bis auf zwei.
Zwei findige Wirte Jene beiden Wirtshäuser hatten sich Bier aus Forchheim besorgt und es zum alten Preis angeboten. Aus Sorge um ihren Umsatz senkten die Bamberger Brauer daraufhin wieder den Bierpreis auf das alte Niveau und verhinderten dadurch in letzter Minute, dass noch mehr auswärtiges Bier in Bamberg verkauft wurde.
90 kurzweilige Minuten später hatten die Erwachsenen in der Turnhalle eine Ahnung von der Idee des Schattenspiels bekommen. Das war an diesem Abend aber längst nicht alles. Ein mit bunten Windlichtern beleuchteter Fußweg führte das Publikum in die Ortsmitte. Dort hatte Wirtin Jessica Heid ein Lagerfeuer entfacht, und servierte dazu Glühwein.
Doch auch im Zustand des Wohlbehagens blenden die Egloffsteiner die Tragödien der Welt nicht aus. So ging ein Euro pro Glühwein an die Organisation "Ärzte ohne Grenzen." Das Geld soll die Ärzte bei ihrem Einsatz für die Opfer des jüngsten Taifuns auf den Philippinen unterstützen.