In der Igensdorfer Apotheke rackert ein Kollege aus kühlem Stahl

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Präzise und zuverlässig arbeitet der Automat im Lager der Igensdorfer Apotheke. Fotos: Malbrich
Präzise und zuverlässig arbeitet der Automat im Lager der Igensdorfer Apotheke. Fotos: Malbrich
Blick in das Lager mit den Medikamenten
Blick in das Lager mit den Medikamenten
 
Der Igensdorfer Apotheker Klaus Maier
Der Igensdorfer Apotheker Klaus Maier
 
Daniela Witte hat kein Problem damit, dass nun ein Automat im Keller arbeitet.
Daniela Witte hat kein Problem damit, dass nun ein Automat im Keller arbeitet.
 

Im Lager einer Igensdorfer Apotheker ist inzwischen ein Automat der wichtigste Mitarbeiter. Die Angestellten aus Fleisch und Blut müssen dennoch nicht um ihre Jobs fürchten.

Seitdem Klaus Meier einen Butler hat, sieht es im Warenlager in seiner Igensdorfer Apotheke eher chaotisch aus. Aber Meiers Hausgeist scheint sich da erst richtig wohl zu fühlen. Er hat seinen Arbeitsbereich vollkommen im Griff. Er ist so präzise und schnell, wie es kein anderer wäre.

Obwohl in Meiers Apotheke ohne ihn wahrscheinlich nichts so wäre, wie es ist, hat der Butler keinen Namen. Er firmiert einfach als "der Kommissionierungsautomat". Seit 2010 beherrscht er die Hochregale des 1,60 Meter breiten, zwei Meter hohen und zwölf Meter langen Medikamentenlagers. Er speichert, ordnet und optimiert. Ganz im Verborgenen und sogar nachts arbeitet er.

Er ist der erste Kommissionierungsautomat der Apotheken im Landkreis. "Die Warenlager werden immer umfangreicher und ändern sich schnell", erklärt Meier. "Rabattarzneimittel" ist ein sperriges Wort - und für Meier ein weiterer Grund, den Automaten anzuschaffen.


Die Krankenkassen handeln demnach mit den Herstellern Preise aus und verpflichten anschließend die Apotheken, genau diese Medikamente oder Generika ihren Kunden anzubieten.

Sortiert werden muss immer

Und gerade in diesem Bereich gibt es schnelle Änderungen, wenn die Kassen mit anderen Herstellern neue Verträge geschlossen haben. Für den Apotheker bedeutet das, dass er schnell reagieren, aussortieren und umsortieren muss.

Der neue Hausangestellte im Keller der Apotheke garantiert, dass die Ware schneller und vielleicht sogar zuverlässiger bei den Kunden ankommt. Die Angestellten von Apotheker Meier müssen heute auch nicht mehr selber im Keller suchen,sondern können oben im Verkaufsraum bleiben.

Nun halten die pharmazeutischen Angestellten oder Apothekerinnen einfach das Rezept vor den Bildschirm. Alles andere erledigt der Automat. Das schlanke Gerät mit dem langen Arm blinkt kurz grün auf, dreht sich und fährt in Bruchteilen von Sekunden von der rechten Seite zur linken Regalseite. Dann von oben nach unten. Dann zieht er die benötigten Medikamente heraus.

Meiers Kollegen sind skeptisch

Den Standort der Medikamente hat der Automat in seiner Software abgespeichert. Bis zu drei verschiedene Medikamente kann er gleichzeitig holen. Dann legt er die Medikamente in die dafür gedachten Ausgabeplätze. Der ganze Vorgang dauert maximal fünf Sekunden.

Der Mitarbeiterin im Verkaufsraum bleibt gerade einmal Zeit, um sich umzudrehen, das angeforderte Medikament zu nehmen und dem Kunden zu geben. Wird gerade nichts von dem Hausgeist gewollt, sortiert er Medikamente ein, berechnet und optimiert. All das selbständig.

Freilich: Der Automat in Meiers Keller ist eine große Rationalisierungsmaschine. Er übernimmt viele Aufgaben, die zuvor noch die Mitarbeiterinnen erledigt haben.

Die Anschaffungskosten eines solchen Automaten liegen im sechsstelligen Bereich. "Zu teuer", sagt Gerhard Burkard von der Don Bosco Apotheke. Er hat sich deshalb gegen einen Kauf entschieden.
"Es gibt schon Automaten für winzige Apotheken, trotzdem ist es eine große Investition", sagt Apothekerin Bettina Liebisch von der Anna Apotheke in Forchheim. Und auch der Abbau von Mitarbeitern sei nicht in ihrem Sinne, sagt Liebisch.

Allerdings hat in der Igensdorfer Apotheke keine Angestellte ihren Job verloren, nachdem Apotheker Meier den Automaten angeschafft hat. "Man erreicht eine höhere Leistungsfähigkeit. Die Zeitersparnis wird durch viele administrative Aufgaben, die neu hinzugekommen sind, kompensiert", erläutert Meier diesen Umstand. Denn die Verträge der Krankenkassen hätten auch die Auflagen im Hilfsmittelbereich erhöht. Beispielsweise bei der Inkontinenzversorgung, der Abgabe von Milchpumpen oder selbst bei Kompressionsstrümpfen.
Dies ziehe einen erhöhten Verwaltungsaufwand nach sich, dem sich am Ende die Angestellten in der Apotheke stellen müssten.

Scheitern an der Schublade

Was passiert, wenn der Automat einmal ausfallen sollte? "Dann kommt es zum Stillstand", räumt Meier ein. Allerdings nur für kurze Zeit.

Denn bei einem Ausfall erhalten die Mitarbeiter die entsprechenden Koordinaten, wo der Automat die Medikamente eingelagert hat.
15.000 Packungen kann der Automat einlagern. Selbständig sucht er bei jedem angeforderten Produkt das mit dem kürzesten Haltbarkeitsdatum heraus - selbst dann, wenn etwa 100 Nasensprays mit unterschiedlichen Daten einsortiert sind.

Aber der Hausgeist der St.-Georg- Apotheke kennt auch die Ladenhüter und kümmert sich eigenständig um neue Bestellungen. Dann meldet er den Frauen im Verkaufsraum etwa: "Es sind nur noch zwei Packungen da, bitte drei nachbestellen."

Aber sogar der Automat in der Igensdorfer Apotheke hat seine Grenze. Diese verläuft entlang der altbewährten Schubladenschränke. "Ein kleiner Teil des Warenlagers ist in den Schubsäulen untergebracht. Denn es gibt auch noch nicht automatenfähige Verpackungen", erklärt Meier.