"Ich war in süßen Träumen"

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Blick von der Ernst-Moritz-Arndt-Höhe hinunter auf Waischenfeld. Von hier aus, so wird vermutet, hat Arndt sein berühmtes Gedicht verfasst. Reinhard Löwisch
Blick von der Ernst-Moritz-Arndt-Höhe hinunter auf Waischenfeld.  Von hier aus, so wird vermutet, hat Arndt sein berühmtes Gedicht verfasst. Reinhard Löwisch
Originaleintrag Ernst Moritz Arndts im Gästebuch des Gasthofes "Rotes Roß" in Waischenfeld. Der Eintrag lautet: "Den 22. Juni 1798 habe ich die bewundernswürdige Förster-Höhle befahren und einen kleinen Absprung gemacht. Ernst Moritz Arndt aus der Insel Rügen in der Ostsee." Mit "kleinen Absprung gemacht", meint er, dass er von einer Leiter in der Höhle gefallen ist.Reinhard Löwisch
Originaleintrag Ernst Moritz Arndts im Gästebuch des Gasthofes "Rotes Roß" in Waischenfeld. Der Eintrag lautet: "Den 22. Juni 1798 habe ich die bewundernswürdige Förster-Höhle befahren und einen kleinen Absprung gemacht. Ernst Moritz Arndt aus der Insel Rügen in der Ostsee." Mit "kleinen Absprung gemacht", meint er, dass er von einer Leiter in der Höhle gefallen ist.Reinhard Löwisch
 
Zur Erinnerung an die Besuche Arndts und Ludwig Richters in Waischenfeld wurde 1993 im Garten neben der Stadtkapelle ein von der Werkstatt Frey aus Pettensiedel bei Igensdorf gefertigter Obelisk mit dem Konterfei der beiden Gelehrten (aus Kupfer) feierlich enthüllt. Das Bild zeigt die eine Seite des Obelisk: Das Portrait von Ernst Moritz Arndt.Reinhard Löwisch
Zur Erinnerung an die Besuche Arndts und Ludwig Richters in Waischenfeld wurde 1993 im Garten neben der Stadtkapelle ein von der Werkstatt Frey aus Pettensiedel bei Igensdorf gefertigter Obelisk mit dem Konterfei der beiden Gelehrten (aus Kupfer) feierlich enthüllt. Das Bild zeigt die eine Seite des Obelisk: Das Portrait von Ernst Moritz Arndt.Reinhard Löwisch
 

Vor 250 Jahren wurde Ernst Moritz Arndt geboren: ein Patriot und Freiheitsdichter, und ein genauer Beobachter.

Ernst Moritz Arndt hatte seine Wanderung von Sanspareil nach Muggendorf trotz mancher Unbilden gut hinter sich gebracht. An seinem dritten Wandertag, dem 21. Juni 1798, war er mit seinem Führer "bis drey Uhr mit ihm herumgeklettert". Vor allem den damals bekannten Höhlen der näheren Umgebung galt sein Augenmerk: Witzenhöhle¸ Zoolithenhöhle, Schönsteinhöhle und weitere mehr. Sehr wahrscheinlich war Ernst Moritz Arndt durch das 1774 erschienene Höhlenbuch des Uttenreuther Pfarrers Johann Friedrich Esper mit den "Ausführlichen Nachrichten von neuentdeckten Zoolithen unbekannter vierfüßiger Thiere" darauf aufmerksam geworden.

"Ein wahres Rabennest"

Danach wanderte Arndt über Rabeneck und Rabenstein ins "bambergische Städtchen Waischenfeld ins Quartier". Er besuchte unterwegs beide Burgen und schrieb ausführlich seine "Entdeckungen" nieder. Die Burg Rabeneck "ist ein wahres Rabennest" bemerkte er, lobte aber im gleichen Atemzug seine schöne Lage. "Diese Ausblick von der Wisend und zwar von der Wassermühle her, ist über alle Beschreibung; aber noch entzückender ist es, von oben hinunter zu schauen. Unten schlängelt der Fluß durch das blumige Thal, in welchem die Mühlen und Schöpfräder klappern, und dicht unter einem gähnt der grauenvolle Abgrund".

Zufrieden mit sich und seiner Reise, im Einklang mit Gott und der Welt, kam Arndt nach Waischenfeld, wo er im Gasthof "Rotes Roß" eine Nacht Quartier nahm. Der Gästebucheintrag belegt den Besuch noch heute. Einer lieben Gewohnheit folgend erklomm er "ein hohes Gestein" und dichtete beim Anblick des friedlich im Tal liegenden Städtchens voller Poesie (Auszug): "Du längster Tag des Jahres, sollst einer meiner schönsten seyn. Rund um mich tönt die Stimme froher und arbeitender Menschen; unten singen ein paar grasende Mädchen und von oben her klagt eine süße Stimme der Kohlpflanzerinnen; still weht die Luft, der Himmel schwärzt sich im Westen und die Stimme der Donner brausen von ferne, wie die Wisend drunten im Thale."

"Nachgeburt des alten Chaos"

Nicht ganz so begeistert äußert sich Arndt über den Ort Waischenfeld selbst. "Es liegt in einem tiefen, engen Thale und man ist fast in den Toren, ehe man es sieht. Die rauhe und wilde Gegend umher sieht wie eine Nachgeburt des alten Chaos und Crebus aus, in so mancherley Gruppen und Klumpen sind die Kalksteine hingeworfen, ohne alle Verhüllung und Bekleidung ihrer traurigen Nacktheit."

Versöhnung mit der Landschaft findet Arndt beim Besuch der nahen Försterhöhle, wo er einen Unfall hatte; er rutschte auf einer Leiter aus und landete ziemlich unsanft auf dem Boden. Mit "einen kleinen Absprung gemacht" umschrieb er am 22. Juni im Gästebuch seiner Unterkunft das Missgeschick: "Den 22. Juni 1798 habe ich die bewundernswürdige Förster-Höhle befahren und einen kleinen Absprung gemacht. Ernst Moritz Arndt aus der Insel Rügen in der Ostsee".

Die Försterhöhle, so schwärmt er, "ist von allen Höhlen die ich in diesem schönen Bezirk einiger Meilen gesehen habe, fast die merkwürdigste. So groß, so ungeheuer und so fremdartig sind die Formen, die sie dem erstaunten Auge bey jedem Schritte darbietet".

Nur scheinbar idyllisches Bild

Er hatte an diesem Tag wieder ein Erlebnis, das ihn lange beschäftigte. Als er mit seinem Führer am Vormittag Richtung Rabenstein wanderte sahen sie ein idyllisches Bild, dass ihn sogleich anzog: An einem Bach unter einem Baum lag ein Liebespärchen, eng umschlungen. "Ich war in süßen Träumen", vertraute er dem Tagebuch an, "ein Liebender legt seinen Kopf auf den Schoß der Angebetenden in einer reizenden Gegend, blos von einem säuselnden Baum beschattet".

Erst als er nahe genug war, sah er den eigentlichen Grund. Die Frau suchte in der Haarpracht des Mannes nach Läusen. "Mein kleiner Anfall von Schwärmerey war plötzlich geheilt", schrieb er enttäuscht nieder und wanderte unverdrossen weiter.

Erinnerung wird wachgehalten

In Erinnerung an den Besuch Arndts in Waischenfeld ließ der örtliche Heimatverein auf der "Eybisch-Höh" neben dem Steinernen Beutel 1979 eine Tafel anbringen, in die das berühmte Gedicht Arndts über Waischenfeld eingraviert ist. Dazu hat man den Teil der Burgruine umbenannt in "Arndt-Höhe". Die Tafel wurde erst vor kurzem vom Heimatverein wieder restauriert.

1993, aus Anlass des "Romantikerjahres", dem 200. Geburtstages der Pfingstreise Wackendoders und Tiecks, ließ der Gebietsausschuss Fränkische Schweiz zur Erinnerung an Arndt wie auch an den Zeichner Ludwig Richter einen Obelisken aus der Werkstatt Frey aus Pettensiedel neben der Stadtkapelle in Waischenfeld aufstellen. So wird die Erinnerung an die "romantische Epoche" in Waischenfeld wachgehalten.