Markus "Hummel" Schirmer reist seit über zehn Jahren zu Fußballturnieren. In Frankreich erlebte er verwöhnte Fans und fragwürdige Sicherheitskontrollen.
Markus Schirmer aus Schlaifhausen ist großer Fußballfan. Der 35-jährige Industriekaufmann reiste fast drei Wochen und insgesamt etwa 6500 Kilometer in Frankreich umher und besuchte bei zwölf Spielen alle zehn französischen EM-Stadien. Darunter die Eröffnungsfeier samt Spiel Frankreich gegen Rumänien in Paris sowie alle Gruppenspiele der DFB-Elf und deren Achtelfinale gegen die Slowakei.
Dabei erlebte der Fußballfan vom Walberla - den seine Freunde Hummel nennen - eine anfänglich angespannte Sicherheitslage, die sich im Verlauf des Turniers jedoch etwas löste. Auch spannende Partien und Kuriositäten waren dabei, die er alle in seinen Tagesnotizen auf acht Seiten vermerkte.
Angefangen hatte alles im Juli des Vorjahres mit dem Festlegen eines groben Fahrplanes.
Schirmer stellte sich Prämissen: "Mein Ziel war es, alle deutschen Spiele bis zum Achtelfinale sowie das Eröffnungsspiel zu sehen und zudem die nötigen Partien des Turniers zu besuchen, um in allen zehn Stadien gewesen zu sein."
Bereits in der ersten Verkaufsphase bestellte er Tickets und nochmals nach der Auslosung der EM-Gruppen am 12. Dezember. Mit der Gewissheit über die Orte und Partien begann die eigentliche Vorplanung der Frankreich-Rundreise. "Ab April habe ich Tickets getauscht oder zurückverkauft, die ich für meinen Plan nicht zwingend benötigte und die Turnierroute endgültig festgelegt."
Seit dem Schlüsselerlebnis im Juni 2003, als der bekennende Club-Fan auf die Färöer Inseln reiste, um den 2:0-Sieg der Nationalelf im Qualifikationsspiel zu bejubeln, folgten regelmäßige Tourtrips zu Großturnieren.
"Brasilien war die einzige Ausnahme, da klappte es beruflich nicht, ansonsten war ich bei allen anderen Turnieren dabei."
Angst vor Terror
In diesem Jahr, bei diesem Turnier, war es anders als sonst. Die Vorfreude auf die Begegnungen mit Fußballfans aller Herren Länder litt unter den Ereignissen des Vorjahres in Paris, als das Testspiel zwischen Frankreich und Deutschland zum Schauplatz des Terrors wurde: "Im Vorfeld habe ich tatsächlich Angst gehabt vor möglichen Terroranschlägen. Die Fußballwelt ist seit den Anschlägen von Paris für mich nicht mehr die Gleiche wie zuvor."
Schrimer erinnert sich: "Drei Freunde von mir aus Bamberg und Erlangen, mit denen ich oft zum Club fahre, waren im Stadion und haben alles vor Ort miterlebt." Mit dem Turnierverlauf kehrte aber ein Stück Routine zurück und Schirmer hofft, dass der Friede bis zum Finale anhält: "Bis auf die
Fanausschreitungen zu Turnierbeginn ist zum Glück kaum Negatives passiert. Inzwischen haben die Leute wieder Spaß am Spiel, obwohl die Sicherheitskontrollen für mich mancherorts zu lasch sind."
Beim Einlass zum Eröffnungsspiel in St. Denis hatte Schirmer den Terroranschlag, der in diesem Stadion passierte, im Kopf und wollte schon auf dem Weg dahin wegen der Gefährdung keinesfalls die Metro nehmen: "Es blieb zeitlich keine Wahl, der Verkehr in Paris war chaotisch. Kurzum Auto geparkt, vier Stationen U-Bahn, raus aus der Metro, da lag das Stadion vor mir. Am Himmel kreisten Polizeihubschrauber, rund herum waren Polizisten auf Pferden und Militär an allen Ecken zu sehen." Beruhigt hat ihn das Aufgebot allerdings nicht. Seine Devise: "Augen offen halten." Für Schirmer waren die Kontrollen am Stadion erschreckend schwach und harmlos. "Kaum Körperkontrollen, ruckzuck war ich drin.
Pünktlich zur Eröffnungsshow saß ich auf meinem Platz."
Auch nach dem zwölften Stadionbesuch urteilt Schirmer ähnlich - die Kontrollen waren mal stärker, mal schwächer. In den Fanzonen, so der Eindruck, wurde genauer hingesehen.
Zwischen den Spieltagen, zu denen ihm oft Bekannte aus der fränkischen Heimat begegnet sind, habe er versucht, die französische Lebensart zu verstehen: "Wir lernten, dass Frankreich tatsächlich das Land der streikenden Bevölkerung ist." Dafür seien die Baguettes und Croissants hervorragend gewesen.
Sportlich prägte der "Zwergenaufstand" das Turnier mit der Erkenntnis, dass es wohl wirklich keine kleinen Nationen im Fußball mehr gibt: "Die Erfolge von Wales und Island sowie deren Fans sind für mich die Höhepunkte.
Klar hilft man oft zu den vermeintlich Schwächeren, aber gerade diese Mannschaften haben sich mit ihren sportlichen Erfolgen Respekt erarbeitet." Die beiden deutschen Gruppenspiele gegen die Ukraine und Polen fand er schwach: "Dafür wurden Nordirland und die Slowakei an die Wand gespielt. Und auch gegen Italien waren wir das bessere Team." Nur den deutschen Fans kann Schirmer nicht immer Gutes abgewinnen: "Im Vergleich zu den Nordiren sind unsere Anhänger zwei Klassen schlechter. Sie klatschen oder feuern nur bei klaren Siegen an und sind einfach erfolgsverwöhnt."