Hier wächst das Wunder von Kelvedon

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Ulrike Eichler (mit Sohn Rafael), Marie Scholler und Ursula Huber (von links) im Forchheimer Stadtgarten. Fotos: Ronald Rinklef
Ulrike Eichler (mit Sohn Rafael), Marie Scholler und Ursula Huber (von links) im Forchheimer Stadtgarten.  Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 
Dateinahme : Forchheimer_Stadtgarten
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Die Urban Gardening-Bewegung ist mittlerweile auch in Forchheim gut verwurzelt.

Was machen die da? Diese Frage von Spaziergängern bekommen Ulrike Eichler, Ursula Huber und Marie Scholler immer wieder zu hören. Die drei Frauen sind Teil eines zwölfköpfigen Teams, das sich der Urban-Gardening-Bewegung, dem "öffentliche Gärtnern" verschrieben hat.
Mittlerweile hat das Projekt des Fördervereins Bastionsgärten auch in Forchheim Wurzeln geschlagen. "Das Thema weckt sehr viel Interesse", freut sich Ursula Huber, "wir sind jetzt im dritten Jahr".
Die neue Saison hat begonnen, die Planung steht seit Februar. Der Gießdienst ist organisiert, außerdem wollen die Gärtnerinnen heuer die Hochbeete mit Schiefertäfelchen beschriften; und sie wollen eine Kiste für ihr Gartenwerkzeug bauen.
Das Kompost-Sandgemisch von der Deponie Gosberg wurde bereits am Morgen geholt - und Eimer für Eimer auf die Bastion hinaufgetragen. Die drei Frauen haben ökologisches Saatgut mitgebracht. Womit beginnen?
"Spjnat", sagt Marie Scholler. "Schnittlauch", ergänzt Ulrike Eichler. Sie tauschen Ideen und Tütchen mit Saatgut aus. Auf jeden Fall sollen auch wieder Erbsen, Zwiebeln, Rucola und Rote Beete wachsen. Die Frauen drücken kleine Samen-Nester in die schwarze Erde. Ursula Huber stöbert mit einer Handharke in einem Kasten: "Der Rosmarin hat nicht überlebt". Dafür duftet eine andere Pflanze um so intensiver: "Guck mal, der Salbei kommt wieder", freut sich Ulrike Eichler.
Obwohl die Gartensaison gerade erst beginnt, kann schon geerntet werden. Denn die Pastinaken haben überwintert.
Während die Gärtnerinnen mit dem Ansäen beschäftigt sind, schwärmen sie von der reichen Ernte der vergangenen Saison: "Bohnen in Hülle und Fülle" seien gewachsen. Kräuter, Melonen, Kartoffeln, Erbsen und Fenchel.
Ursula Huber ist Vegetarierin. Im letzten Sommer, erzählt sie, warf die Arbeit im Stadtgarten so viel ab, dass sie "nur wenig hinzukaufen musste".
Heuer dürfte es noch mehr werden, wenn die geplanten Experimente funktionieren: "Wir wollen uns noch mehr mit dem Thema Dünger beschäftigen", verrät Ulrike Eichler. "Ich hab den Dünger dabei", sagt Marie Scholler und öffnet eine Tüte. Es riecht nach Schaf. "Wolldünger von der schwäbischen Alb", erklärt Scholler.
Wer sich der Urban Gardening-Bewegung anschließen will, braucht keine Vorkenntnisse. Ulrike Eichler und Marie Scholler jedoch waren seit jeher gartenaffin. Sie erzählen, dass sie "mit Gärten aufgewachsen" sind. Sie kennen sich aus mit Selbsternte-Projekten oder auch mit Zierpflanzen.
Und lernen dennoch immer weiter hinzu. Marie Scholler schwärmt beispielsweise vom süßsauren und zugleich würzigen Geschmack der Andenbeere, wie die Physalis im Volksmund heißt. Die Andenbeere habe sie erst bei der Gartenarbeit auf der Roten Mauer kennengelernt: "Hier erweitert sich der Horizont, sonst kocht man immer nur sein eigenes Süppchen."
Das Trio Huber/Eichler/ Scholler freut sich auf eine Saison, in der auch das Experimentieren mit Sorten wieder eine Rolle spielen wird. So sollen eben nicht nur einfach Erbsen gedeihen - sondern neben den Zuckererbsen auch die Spargelerbsen. Oder die Markerbse, die schon wegen ihres poetischen Namens attraktiv ist: Wunder von Kelvedon.
"Erstaunlich, was die paar Kästen hergeben, sagt Marie Scholler" mit Blick auf die 25 Hochbeete auf der Roten Mauer. "Meist haben wir mehr Ideen als Platz."