Auch in Weilersbach tragen die Frauen nur noch traditionelle Kleidung. Der heuer 25 Jahre alt gewordene Heimatverein will das ändern und geht dafür auch auf Jugendliche zu.
Mit Kurzhaarschnitt und modischer Brille vermittelt Susanne Drummer das Bild einer modernen Business-Frau. Dazu trägt die 39-Jährige aus Weilersbach allerdings uralte Kleidung, die schon ihre Großmutter getragen hat: eine hochgeschlossene, schwarzsamtene Jacke mit schimmernden kleinen grünen Blättchen, die dem eigentlich schlichten Kittel schon von weitem Aufmerksamkeitswert verleihen. Hinzu kommt ein weit ausgestellter bodenlanger schwarzer Wollrock, der mit kleinen Maiglöckchen, Röschen und Vergissmeinnicht bestickt ist. "Ich trage die Tracht mit Stolz, sie ist für mich etwas Besonderes", sagt die Weilersbacherin.
Modische Zugeständnisse Deshalb war es für Susanne Drummer eine Selbstverständlichkeit, bei dem 25. Jubiläum des Weilersbacher Heimat- und Trachtenverens nicht im Hosenanzug oder in Jeans zu kommen - sondern in ihrer Tracht.
Allerdings führt auch Susanne Drummer ihre Tracht nur noch zu derlei Veranstaltungen aus. Im Weilersbacher Alltag hat die Tracht schon länger keinen Platz mehr. Bernhard Hack ist Vorsitzender des Heimat- und Trachtenvereins. Er hat großes Interesse daran, dass die Tracht auch in Weilersbach wieder populärer wird. Aus diesem Grund soll es in der Gemeinde schon bald eine neue Tracht geben. Die Weilersbacher wollen etwas frischen Wind in die traditionelle Kleidung bringen, ohne dabei die landschaftlich charakteristischen Merkmale aufzugeben.
Vor einigen modischen Zugeständnissen gegenüber jüngeren Weilersbacherinnen hat sich der Verein aber nicht gedrückt. Etwas moderner und gefälliger soll diese Tracht aussehen. Trotzdem wird sie weiterhin die typischen Kennzeichen der ursprünglichen Tracht aus dem Wiesenttal aufweisen: ein rund angeschnittenes Rückenteil, das ein Schrägstreifen mit Ausputz ziert.
Die Wollröcke werden in Falten gelegt bleiben, individuell mit Borten und Spitzen geschmückt. Im Sommer wird dazu ein Fransentuch getragen, im Winter ein Kittel, der von rechts nach links geknöpft wird und Biesen an der Knopfleiste hat. Die Schürze ist bis zur Mitte in Falten gelegt und 17 Zentimeter über dem Saum mit einer Spitze versehen.
Drei verschiedene Formen Dass die Tracht auch wechselnden Moden unterworfen ist, zeigt ihr Wandel im Lauf der Jahre. So sind beispielsweise bestickte Schürzen erst um 1930 auf oder wurde um 1900 das schicke "Fräckla" aufgekommen. Festtagstracht, Kerwa-Tracht und "Fräckla" sind laut Hack die drei in Weilersbach getragenen Arten der Tracht.
Am ästhetischen Eigensinn der Weilersbacher Tracht will Hack deshalb auch nicht rütteln: "Unsere fränkische Heimat braucht keinen Dirndl- und Lederhosenlook von der Stange", sagt er.