Hanf-Anbau war in Thuisbrunn amtlich genehmigt

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Fritz Meier (rechts) und Heinz Hofmann beim "Probesitzen" auf den mehr als hundert Jahre alten Betten. Fotos: Josef Hofbauer
Fritz Meier (rechts) und Heinz Hofmann beim "Probesitzen" auf den mehr als hundert Jahre alten Betten. Fotos: Josef Hofbauer
Als ein paar Gramm keine Rolle spielten, reichten diese Gewichte.
Als ein paar Gramm keine Rolle spielten, reichten diese Gewichte.
 
Die Windmühle wurde von der Schreinerei Beck aus Haidhof gefertigt.
Die Windmühle wurde von der Schreinerei Beck aus Haidhof gefertigt.
 
Mit Hilfe dieser Obstpresse wurde früher Saft hergestellt.
Mit Hilfe dieser Obstpresse wurde früher Saft hergestellt.
 
Der Anbau von Flachs und Hanf spielte in Thuisbrunn eine große Rolle.
Der Anbau von Flachs und Hanf spielte in Thuisbrunn eine große Rolle.
 

In der Zehentscheune in Thuisbrunn schlummern bäuerliche Geräte aus den letzten hundert Jahren. Das ist die Grundausstattung für ein Heimatmuseum, findet Heinz Hofmann.

Mehr als hundert Jahre haben die beiden handbemalten Bettgestelle und die Truhe auf dem Dachboden der Thuisbrunner Zehentscheune bereits auf dem Buckel. Auch die Strohsäcke, auf denen die Leute damals geschlafen haben, sind erhalten. "Das Mobiliar ist Teil einer Aussteuer, die eine Thuisbrunnerin bei ihrer Hochzeit von ihren Eltern bekam", informiert Heinz Hofmann.

Zusammen mit einem Leiterwagen, Eggen, Pflügen und Dreschmaschinen, Obstpressen, Brotkörben, Waagen und Gewichten schlummern diese Gegenstände auf dem Dachboden der Scheune. "Die Grundausstattung für ein kleines Heimatmuseum", lacht Fritz Meier, der 36 Jahre Kommunalpolitik hinter sich hat.

Demonstration im Jahr 2007

Damit die Gerätschaften nicht zu sehr verstauben, versuchen die Thuisbrunner, sie den Leuten bei verschiedenen Festen in Erinnerung zu rufen.
Bei der 1000-Jahr-Feier 2007, der urkundlichen Ersterwähnung des Ortes vor tausend Jahren, demonstrierte die Dorfgemeinschaft die Verarbeitung von Flachs und Hanf. "Damit wir den Hanf anbauen durften, mussten wir uns eine Genehmigung vom Rauschgiftdezernat einholen", erinnert sich Heinz Hofmann.

"Es war uns wichtig, diesen Erwerbszweig in Erinnerung zu rufen, denn der Flachsanbau auf dem Jura hatte eine große Tradition", sagt Hofmann. Der Flachs wurde gebrochen, gehechelt, geriffelt und in den "Rocken stuben" von den Frauen gesponnen. Weber haben das gesponnene Flachsgarn dann weiter verarbeitet zu Oberbekleidung, Leib- und Bettwäsche. So ist die Ausstattung zur Flachsverarbeitung komplett erhalten geblieben.
Im "Landtbuch über das Schloß und Ambt Thüßbrunn, aufgericht 1535, ist unter anderem zum Schloß gehörich, auch eine Mühle und zwei Weierlein" erwähnt. In dieser "kundenmühle" ließen die Bauern ihr Mehl mahlen, so dass sie es dem Bäcker liefern konnten und nur einen Backlohn für das Brot bezahlen mussten.

Mit Muskelkraft gedroschen

Erst im vergangenen Jahr haben die Mitglieder des Fränkische-Schweiz-Vereins die Sensen und Dreschflegel vom Boden der Scheune geholt, haben das Getreide nach historischer Überlieferung gemäht, eingebracht und auf dem Dorfplatz mit Muskelkraft gedroschen. "Ein riesiges Erlebnis, vor allem für die Kinder", erinnert sich der "Pinsel Heinz".

Er weist auf eine weitere Besonderheit hin. Die handbetriebene Windmühle, die im wahrsten Sinne die Spreu vom Weizen trennt, stammt aus dem Gemeindegebiet. Gefertigt wurde sie von der Schreinerei Beck aus Haidhof. Das Unikat trägt die Nummer 109. Eine Jahreszahl, wann die kleine Thuisbrunner Mühle gebaut wurde, fehlt leider.