Hände weg von dieser Wiese in Forchheim-Reuth!

2 Min
Bürger, die auf der Reuther Hut leben, wollen das Bauvorhaben auf dieser Wiese stoppen. Unter ihnen Babetin Weber, Gesa Franke, Ingolf Franke und Barbara Weber-Wildermann (von links). Fotos: Ekkehard Roepert
Bürger, die auf der Reuther Hut leben, wollen das Bauvorhaben auf dieser Wiese stoppen. Unter ihnen Babetin Weber, Gesa Franke, Ingolf Franke und Barbara Weber-Wildermann (von links). Fotos: Ekkehard Roepert
Ingolf Franke organisiert den Widerstand gegen das Baugebiet auf der Reuther Hut auch online unter www.FOpanocam.de.
Ingolf Franke organisiert den Widerstand gegen das Baugebiet auf der Reuther Hut auch online unter www.FOpanocam.de.
 
Jürgen Griesmann ist schockiert: Bagger sollen auf einer noch zu bauenden Straße neben der Oberen Schulstraße 7 (Haus) fahren.
Jürgen Griesmann ist schockiert: Bagger sollen auf einer noch zu bauenden Straße neben der Oberen Schulstraße 7 (Haus) fahren.
 

Auf der Reuther Hut formiert sich der Widerstand. Anwohner des Oberen Schulweges, der Angerstraße oder der Hutstraße wehren sich dagegen, dass das Naherholungsgebiet vor ihrer Haustür zerstört werden soll.

"Dutzende sind im engeren Widerstand und Hunderte sympathisieren mit uns", sagt Wilfried Kasper. Neben der Oberen Schulstraße könnten demnächst 32 Häuser auf einer etwa zwei Hektar großen Wiese entstehen. Babetin Weber gehört zu den Protestierenden, die Unterschriften sammeln und Listen in den Reuther Geschäften auslegen: "Die Leute sind dankbar und sagen, endlich macht jemand was." Allerdings gebe es auch Widerstand und Drohungen.

Die Anwohner, die am 20. Juli eine Bürgerinitiative gründen werden (Treffpunkt im Sportlerheim Reuth, 18 Uhr), sind aus drei Gründen irritiert. Erstens: "Ohne Not wird aus rein finanziellen Interessen ein Naherholungsgebiet zerstört", sagt Barbara Weber-Wildermann.

Zweitens: Das Verkehrsaufkommen während und nach der Bauphase sei nicht tragbar. Die Straßen seien 40 Jahre alt, eng und voller Risse: "Und darüber soll nun der Schwerlastverkehr der Baufahrzeuge laufen?", wundert sich Jürgen Griesmann. Er befürchtet, dass die Straßen wegen des Baugebietes saniert und ausgebaut werden - "und diese Kosten werden dann auf uns Anwohner umgelegt".

Drittens: Das Wasser nach starken Regenfällen sei schon jetzt ein Problem, sagt Ingolf Franke. "Immer wieder muss die Feuerwehr die Keller auspumpen." Die Wiese, die bebaut werden soll, sei ein "Wasserspeicher", gibt Franke zu bedenken. Werde noch mehr Land auf der Reuther Hut versiegelt, sagt Jürgen Griesmann, "dann saufen die Leute ab, die unterhalb wohnen".


Infrastruktur passt nicht
Er könne verstehen, dass Grundbesitzer wie die Familie Gronauer die Streuobstwiesen zu Bauland machen wolle, das sei ein legitimes Interesse, sagt Jürgen Griesmann - aber die Infrastruktur rund um die Obere Schulstraße stehe dem Vorhaben im Weg.

Elisabeth und Volker Gronauer wiederum halten den Protestierenden eine "polemische Verdrehung der Tatsachen" vor. Sie weisen darauf hin, dass nicht die Reuther Hänge, sondern "lediglich ein Teil der Reuther Hochebene auf der Hut bebaut" werde. Dieses Areal sei seit über 20 Jahren als Bauerwartungsland vorgesehen. Ohne Bauland habe Reuth keine Zukunftsperspektive und werde von der Stadtentwicklung abgehängt.

Der Stadtrat habe sich in großer Mehrheit hinter die Bebauung gestellt; selbst die SPD sei dafür, wenn auch in anderer Form, argumentieren Elisabeth und Volker Gronauer und fordern eine "Bürgerinformationsveranstaltung": So könnten sich Bürger, Stadträte, Planer und Bauamt "sachlich näher kommen und Fakten besprechen, ohne das Dorf gegeneinander auszuspielen".

Sollten sich die Befürworter der Bebauung durchsetzen, sei das ein grundsätzliches Problem, meint Gesa Franke: "Wenn das hier bei uns anfängt, dann zieht sich das Baugebiet eines Tages bis rüber zum Kennedy-Ring." Für Wilfried Kasper wäre die Realisierung des Bauvorhabens "eine Schande": Die Streuobstwiesen und die Ruhstraße würden an schönen Tagen "von Hunderten von Erholungssuchenden frequentiert". Damit wäre es dann vorbei, meint Wilfried Kasper. Er fürchtet, dass die Ruhstraße, die nur für den landwirtschaftlichen Verkehr frei ist, für den normalen Verkehr geöffnet werde.


Widerstand auch online
Gerade die ungeklärte Frage nach der Verkehrsführung und die bisherige Weigerung der Stadt, ein Verkehrskonzept erstellen zu lassen, sei ein Grund, sich zu organisieren, erklären die aufgebrachten Anwohner. "Wir sind keine Politiker. Wir fangen an, uns schlau zu machen", sagt Babetin Weber.

Welche Wellen das Thema schlägt, kann Ingolf Franke auch auf seiner Internetseite verfolgen. Unter www.FOpanocam.de zeigt eine Webcam Bilder der Wiese. Der Betrachter kann Live-Bilder und Zeitraffer-Aufnahmen sehen. "Naturschutz geht vor - Bebauung stoppen!" steht unter den Bildern.

Ingolf Frankes Initiative, den Widerstand online zu organisieren, stößt auf Resonanz. Die ersten Beiträge stehen auf der Seite. Die Schreibenden machen sich Gedanken, über die Versickerung, über die Frischluftentstehung und über die Reuther Hänge "als Tor zur Fränkischen - dieses Tor muss grün sein!"