"Haarmagierin" kommt mit Schere und Föhn zu Kranken

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Jeden Freitag lässt sich Erika Zeh von Gabriele Federl die Haare machen. Foto: Lindner
Jeden Freitag lässt sich Erika Zeh von Gabriele Federl die Haare machen. Foto: Lindner

Nach 30-jähriger Berufserfahrung als Friseurin packte Gabriele Federl im vergangenen Herbst ihren Rollkoffer - und spezialisierte sich auf Haarpflege für Kranke. Jetzt macht die selbst ernannte "Haarmagierin" Hausbesuche - und richtet ihren Service dabei ganz individuell auf ihre Kunden aus.

Alles drin. Ungefähr so groß wie ein Rollkoffer ist die schwarze Box, in der Gabriele Federl all die Dinge verstaut hat, die man als Friseurin braucht. Penible Ordnung und keine Hexerei steckt dahinter, auch wenn sie ihren mobilen Friseursalon "Haarmagie" nennt.

Wie jeden Freitag wartet Erika Zeh schon auf sie. "Das ist für mich angenehmer und bequemer", sagt die 73-Jährige. Und Federl verschönt sie, färbt die Haare oder legt eine Dauerwelle, wenn nötig. "Der Auslöser, dass ich eine Friseurin, die ins Haus kommt, wollte, war die schwere Krankheit meines Mannes. Ich pflegte ihn und wollte möglichst wenig außer Haus gehen müssen."

Da kam ihr Federls Angebot nur recht. Die Friseurin hat sich als Existenzgründerin im Herbst vergangenen Jahres selbstständig gemacht, nachdem sie die Prüfung zum Eintrag in die Handwerksrolle abgelegt hatte. Nach 30 Jahren im Beruf wagte sie diesen Schritt.
Mit einer besonderen Ausrichtung: Federl hat sich auf die Haarpflege von Kranken und gehandicapten Menschen spezialisiert. "Damit habe ich schon Erfahrungen in dem Erlanger Salon gesammelt, bei dem ich zuvor beschäftigt war."

Ein persönliches Anliegen

Federl öffnet einer der Boxen und nimmt Bürste und Föhn heraus, um Frau Zehs Kurzhaarschnitt wieder in Form zu bringen. Freilich macht sie auch gerne Frisuren für junge Leute, zu denen sie zum Beispiel am Abend nach Ende der Arbeitszeit käme. Aber die Arbeit für Senioren und Patienten ist ihr ein ganz persönliches Anliegen. Ganz genau: die Arbeit für Krebspatienten. "Wie es ihnen gehen kann, habe ich durch die Erkrankung meiner Mutter leidvoll erlebt", sagt Federl.

Im Raum Forchheim-Erlangen arbeitet sie mit dem Netzwerk "Die Mutmacher" zusammen. Zu ihrem Service gehört, dass sie vor allem Frauen, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, anbietet, die Haare zuhause und in Etappen zu schneiden. "Viele Frauen sind nun mal auf ihr Haar bedacht", weiß die "Haarmagierin". Doch mit der Phase des Haarausfalls ist es nicht getan. Federl klärt auf und hilft bei der Auswahl der richtigen Perücke. Krebspatientinnen zahlt die die Krankenkasse. Bekanntlich fallen auch Augenbrauen und Wimpern aus. Da sind Federls Schminktipps recht gefragt. Und auch mal einfach ein Gespräch führen. "Service heißt für mich: Zeit haben für jeden einzelnen Kunden."

Dazu gehört dann auch mal ein Einkauf oder eine Besorgung für jemand Immobilen. Sie bringt das Gewünschte zum Friseurtermin mit oder einen Brief zur Post. "Auch hier auf dem Land ist es oft so, dass keine Angehörigen im Haus leben oder alle auswärts berufstätig sind."

Stammkundschaft in der Tagespflege

In der Kersbacher Tagespflege hat Federl eine ganze Gruppe Stammkundschaft, darunter einen alten Herrn, der auf den Rollstuhl angewiesen ist und sich nur wenig bewegen kann. Vor- oder zurückbeugen zum Haare Waschen kann er sich nicht. Für ihn hat Federl einen Schlauchanschluss fürs Waschbecken dabei, und das ablaufende Wasser fängt eine dicke Packung Handtücher über dem üblichen Friseurumhang auf. "Die nehme ich wieder mit. Das gehört zum Reinraum-Konzept", klärt sie auf. Für das Haareschneiden gilt das auch. Federl hat eine Kunststoffunterlage dabei, da lassen sich die abgeschnittenen Haare schnell zusammenfegen, einpacken und später entsorgen. "Ich verlasse eine Wohnung, wie sie vorher war", betont die mobile Friseurin.

Das Föhnwerk ist fertig. Federl reicht Zeh einen Handspiegel, damit die auch den Hinterkopf betrachten kann. Ein zufriedenes Lächeln huscht über das Gesicht der Kundin.