Gudila Freifrau von Pölnitz hatte ihren eigenen Kopf

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Heinrich Freiherr von Pölnitz gedenkt seiner Großtante, die am 17. November 100 Jahre alt geworden wäre. Fotos: Galster
Heinrich Freiherr von Pölnitz gedenkt seiner Großtante, die am 17. November 100 Jahre alt geworden wäre.  Fotos: Galster
Gudila Freifrau von Pölnitz Foto: p
Gudila Freifrau von Pölnitz  Foto: p
 
 

Am 17. November hätte Gudila Freifrau von Pölnitz ihren 100. Geburtstag gefeiert. Verwandte, Freunde und Bewunderer erinnern sich an einen eigensinnigen und charismatischen Kraftmenschen.

In der Luft lag der Hauch einer romantischen Zeit, als sich die Gäste und Freunde auf Einladung von Heinrich Freiherr von Pölnitz vor dem alten Schloss von Hundshaupten eingefunden hatten. Sie waren gekommen, um Gudila Freifrau von Pölnitz zu gedenken. Die am 11. Januar 2002 verstorbene Freifau wäre am 17. November 100 Jahre alt geworden.

Neben der Familie von Pölnitz waren zahlreiche Vertreter des CSU-Kreisverbands und umliegender Gemeinden wie Leutenbach und Egloffstein erschienen. Landrat Reinhardt Glauber (FW) war bereits am früheren Termin am Grab. Die Königlich Bayerische Landwehr aus Leutenbach führte den Zug an zum idyllischen Waldfriedhof unterhalb des Schlosses.

Einschneidendes Erlebnis

Die Bläser aus Leutenbach entboten einen schlichten musikalischen Gruß zu Ehren der Verstorbenen. Heinrich Freiherr v. Pölnitz berichtet als Gastgeber nochmals am Grab aus dem Leben seiner Großtante und Adoptivmutter.

Gudila Freifrau von Pölnitz war nach seinen Worten ein sehr dominanter Charakter. Sie wurde am 17. November 1913 als Tochter des bekannten Historikers Professor Dr. Paul Fridolin Kehr in Rom geboren. Von 1932 bis 1936 studierte sie Geschichte und Kunstgeschichte, zuerst in Göttingen, dann in München.

1937 heiratete die Freifrau den Bruder seiner Großmutter, Dr. Götz Freiherr von Pölnitz. Nur knapp entging sie dem Tod, als amerikanische Truppen das Schloss Wässerndorf im Landkreis Kitzingen in den letzten Kriegstagen anzündeten. Dieses Erlebnis bedeutete eine tiefe Zäsur.

Die Familie zog nach Hundshaupten in ein Schloss, das damals weder fließendes Wasser noch Strom oder Heizung, noch eine geteerte Straße besaß. Gudila Freifrau von Pölnitz engagierte sich nach dem Krieg stark für Flüchtlinge. Sie tat das besonders stark im Kreis Forchheim. Sie engagierte sich auch bei der Errichtung des Kindergartens sowie der Schwestern- und Pflegestation in Leutenbach.

Eine sportliche Fahrerin

Nach dem Tod ihres Manns widmete sich Gudila Freifrau von Pölnitz dem Denkmalschutz, den familieneigenen Besitzungen, dem Wildpark und ihrer politischen Heimat, der CSU. Sie war eine sportliche Fahrerin, brauchte aber nie ein Luxusauto, so erinnerte sich Heinrich Freiherr v. Pölnitz.

Der Wildpark Hundshaupten war ihre Idee und das in einer forstwirtschaftlich nicht besonders wertvollen Gegend. Mit dem Landkreis Forchheim habe sie später den besten Nachfolger gefunden, freute sich der Freiherr.
Weiter ging die Reise der Freifrau nach Leutenbach, vorbei am Haus Elisabeth, dem früheren Haus Monika, dessen Errichtung sie maßgeblich betrieben hat. Von überall grüßen ihre Werke, wenn man bei der Feuerwehr, der Landwehr und vielen anderen Vereinen vorbeikommt.

In Bamberg engagierte sie sich in der Alt-Bamberg-Gesellschaft und im eigenen Böttingerhaus. Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) ergriff anschließend ebenso das Wort. um der Freifrau seinen Respekt zu zollen. "Gudila war ohne verordnete Frauenquote die Grande Dame in der Politik der späten 70er- und Anfang der 80er-Jahre in unserer Heimat", sagte er.

Mit Bürgernähe und Großmut sei es ihr gelungen, die Herzen der Bürger zu erreichen. Attraktiv und groß gewachsen, seien ihr beim Festzeltbesuch die Herzen zu Füßen gelegen. Kein Anlass sei ihr für einen Besuch zu gering gewesen.

Sie motivierte, wo sie konnte

In ihrer Zeit im Landesdenkmalrat engagierte sich die Fraufrei auch für den Erhalt der typischen fränkischen Ortsbilder. Mit dem früheren FSV-Vorsitzenden Fritz Preis kreierte sie den Schmuckziegel als Prädikat für typisch fränkisches Bauen oder Erhalt von Gebäuden.

Die Stiftungsurkunde, unterzeichnet im Schloss Hundshaupten, datiert auf den 17. November1974. "Der Väter Rat, der jungen Tat für eine vorbildliche Gestaltung der Ortsbilder" lautet die Inschrift.
Ihre politischen Nachfolger haben den Stiftungsgedanken bis heute weitergetragen. Die Marktgemeinde Egloffstein und die Gemeinde Leutenbach haben je eine Straße nach der Freifrau benannt.

MdL Michael Hofmann zeigte sich stellvertretend für den CSU-Kreisverband stolz, der Baronin eine politische Heimat gegeben zu haben. Sie sei jemand gewesen, die sich eingemischt habe. Über die Liste der Oberfranken-CSU war sie 1970 in den Bayerischen Landtag eingezogen. 1974 und 1978 war die Freifrau Stimmkreiskandidatin. Mehrheiten von um die 70 Prozent bei der Wahl bestätigten die Wertschätzung ihrer Bürger.

Franz Roth legte für die Königlich Bayerische Landwehr einen Handstrauß nieder. Mit dem Lied vom treuen Kameraden durch die Leutenbacher Bläser und dem dreifachen Ehrensalut gedachten die Leutenbacher ihres Ehrenoffiziers. Gudila Freifrau von Pölnitz war Mitglied des Bayerischen Landtages von 1970 bis 1982.

Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, des Bayerischen Verdienstordens und weiterer Auszeichnungen. In ihrer Heimat förderte sie viele Einrichtungen, war gleichsam Motor in den Vereinen, motivierte, wo immer sie konnte.