Eine Ausstellung im Heimatmuseum "Alter Bahnhof" blickt in die Historie der einstmals fünf Neunkirchner Brauereien.
                           
          
           
   
          Ob sich die Mönche mit einem "Nunc est bibendum - Jetzt lasst uns trinken" zuprosteten, weiß wohl niemand so genau. Aber dass die Mönche die Kunst des Bierbrauens kultivierten und diese wie kein anderer beherrschten, ist bekannt. Das Klosterbräu war auch in Neunkirchen quasi die älteste Brauerei, wenngleich die Mönche nur für den Eigengebrauch brauten.
Doch damit fing die Brauereigeschichte an, wie man ab Samstag bei einer Ausstellung über die Braugeschichte des Marktes Neunkirchen erfahren kann. Dann gab es noch die zwei Kommunbrauhäuser, das obere und das untere. Beide gehörten der Gemeinde. "Über 100 Privatleute, die im Ort lebten, das Landwirtschaftsrecht, also Äcker, hatten und bei der Gemeinde angemeldet waren, durften in den Kommunbrauhäusern brauen. 
 Das Bier haben sie zu Hause in ihren Kellern gelagert", erzählt Herbert Roth, der Betreuer des Heimatmuseums "Alter Bahnhof." Aus dieser Zeit ist auch ein alter Spruch überliefert und auf einem Wachsbild festgehalten. "Ein Marktschreier lief herum und rief: Der Bürgermeister gibt bekannt, dass am Mittwoch Bier gebraut wird und ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf", liest Roth vor.
Das obere Brauhaus stand direkt am Brandbach, aus dem das Brauwasser bezogen wurde, erzählt er, während er durch die drei Ausstellungsräume führt. Dort sind Bierflaschen, Kronkorken, Bierfilzchen, Krüge und alte Brauschilder fein säuberlich auf Tischen und hinter Vitrinen neben Kuriositäten wie einem antiken Bierwärmer oder dem Filter für Trübbier drapiert. Jeder dieser Sammlergegenstände erzählt eine andere Geschichte der fünf Brauereien, die es in Neunkirchen einst gab.  "Hier sind schon die neuen Reinheitsgebotskapseln verwendet worden", erklärt der zweite Vorstand des Heimat- und Touristenvereins, Alfred Sander, zu einem Bierflaschenverschluss der Brauerei Polster.
Dies war übrigens die einzige Brauerei in Neunkirchen, die Weißbier selbst gebraut hatte. Kurz vor ihrem Ende im Jahr 2003. Inzwischen ist nicht einmal mehr das Gebäude vorhanden. Doch Polster unterstützte auch die Vereine, wie die aufgemalten Bilder auf den Krügen und Gläsern zeigen. Dort sind Trachtler und die Kapelle abgebildet, neben einem Gedenkstein, der gesetzt wurde, wenn etwas gut ausging. Und sie bereiteten gerade den Sammlern mit ihren Jahreskrügen ein besonderes Bonbon. Sammler wie Guido Fees überließen den Ausstellungsmachern ihre Schmuckkrüge und Gläser.
Auf manchen Gläsern stehen 0,4 Liter, auf anderen 0,5 Liter als Eichangabe.  Das hatte einen einfachen Grund, wie Herbert Roth weiß: "Das Pils war teurer als ein Helles oder ein Lagerbier. Damit die Bedienung immer den gleichen Preis verlangen konnte, wurde das Pils in einem 0,4-Liter-Glas verkauft." Dann zeigt Roth Raritäten der anderen ehemaligen Neunkirchner Brauereien wie Hebendanz und Hubmann. "Der Krug von Martin Hubmann ist ein seltener Krug. Und hier, das Bierfilz ist das einzige bekannte Bierfilz der Brauerei Hubmann", sagt der Museumsbetreuer, bevor er die älteste Bierflasche der Firma Hebendanz in die Hand nimmt und auf ein Bierglas in Stiefelform zeigt, eine seltene Ausgabe von der Brauerei Polster, deren Chef Johann Kohlmann hieß.
Dessen Nachkomme, Armin Kohlmann, schrieb zusammen mit dem Heimatpfleger Friedrich Ritter das Buch über die Braugeschichte des Marktes, das ab Samstag im Museum erhältlich ist.  An der Wand über dem Tisch mit den unzähligen Biergläsern hängt aber ein altes Foto mit der Brauerei Vasold und Schmitt, die einzige noch existente Brauerei des Marktes. Das Foto wird auch den Umschlag des Buches "Braugeschichte des Marktes Neunkirchen" zieren. Vor allem der treppenstufige Giebelaufbau um jedes Fenster, sogar bei der Lagerhalle, wo die Lastwagen untergebracht waren, fällt auf. Dies wurde zur Schutzmarke der Brauerei Vasold und Schmitt und zierte jedes Bild und jeden Bierdeckel.
Übrigens arbeitete auch Gertrud Müller, die Ehefrau des berühmten Künstlers und Bildhauers Felix Müller, als Geschäftsführerin bei Vasold und Schmitt. War Not am Mann, fuhr sie sogar Bier aus, wie etliche alte Fotos in dem Buch dokumentieren. Wohl auch deshalb haben Müllers Werke auch die Braugeschichte als Thema. Eine Braugeschichte, die dankBenedikt Vasold bis in die Gegenwart hält.  Benedikt Vasold, der das Benediktbier kreierte, hatte bereits Erfahrung als Brauer, als 1888 die Brauerei Vasold und (Georg) Schmitt gegründet und 30 Jahre daran gebaut wurde.
Der dunklen Rauch ausblasende lange Kamin stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Früher wurde mit Schweröl geheizt und gekocht. Als Kesselwärter arbeitete Hans Wartenfelser bei Vasold und Schmitt. Daher hat er viel Ahnung vom Bier, der Kunst, dieses zu brauen und auch das Bierfass zu öffnen. Nicht selten passiert gerade beim Fassanstechen an den Kirchweihen den Bürgermeistern ein Malheur. "Dann ist der Gummistöpsel nass", meint Wartenfelser und nimmt ein uraltes Stück, einen Stöpsler, im hinteren Ausstellungsraum in die Hand. "Ein gereinigtes Fass Bier wird mit einem Gummistopfen verschlossen. Wenn der Wirt dann das Fass ansticht, nimmt er eine Reibe, die er an den Gummistopfen hält und schlägt sie ein.  Damit das Bier nicht spritzt, muss der Gummistöpsel trocken sein", erklärt Wartenfelser.
Dennoch kommt auf diese Art und Weise nur ein Liter Bier aus dem Fass. "Oben muss Luft rein", weiß Wartenfelser und nimmt das "Kunerl" oder auch die "Kuni", wie das Gerät in Brauerkreisen heißt, und schlägt dies in die Oberseite des Fasses. Dann dreht Wartenfelser an einem Verschluss, sodass Luft ins Fass kommt und die restlichen 20 Liter fließen. Aber die Wirtschaften haben abends nur ungern ein neues Fass geöffnet. "Hast einen Nachtwächter, fragten die Leute dann", erzählen Herbert Roth und Alfred Sander, die beteuern, dass man abgestandenes Bier immer sofort am Geschmack erkennt. Das Bier, das an den Wochenenden der Ausstellung getrunken wird, ist sicher nicht abgestanden. Eher das Ergebnis einer "wohlschmeckenden Geschichte".