Gaststätte Kroder in Schlaifhausen feiert Jubiläum

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Früh ist Stefan Kroder mit dem Schnapsbrennen beschäftigt. Abends ist er als Wirt gefordert.
Früh ist Stefan Kroder mit dem Schnapsbrennen beschäftigt. Abends ist er als Wirt gefordert.
Das Wirtepaar erhält von Tucher-Verkaufsdirektor Bernhard Herrmann (r.) die Ehrenurkunde zum 125-jährigen Bierbezug.
Das Wirtepaar erhält von Tucher-Verkaufsdirektor Bernhard Herrmann (r.) die Ehrenurkunde zum 125-jährigen Bierbezug.
 
Der Urvater der Gastwirtsdynastie, Elias Kroder (zweiter von rechts) mit seiner Familie.
Der Urvater der Gastwirtsdynastie, Elias Kroder (zweiter von rechts) mit seiner Familie.
 

Die Gaststätte Kroder in Schlaifhausen feiert ihr 150-jähriges Bestehen und 125 Jahre Bierbezug von ein und derselben Brauerei. In sechster Generation zelebrieren jetzt Stefan und Maria Kroder fränkische Gastlichkeit.

Lokalgeschichte im wahrsten Sinne des Wortes schreibt die Gaststätte Kroder: Bereits seit Anfang 1800 wurde hier auf Haus Nummer 43 in Schlaifhausen ein Gemischtwarenladen mit Bierverkauf betrieben. 1818 lebten noch Johann Georg Löhr und seine Ehefrau Maria Margaretha in dem Anwesen. Als Georg Löhr 1824 starb, heiratete seine Witwe schon ein Jahr später Johann Georg Kroder, der 1825 eine Bierwirtschaft einrichtete. Sohn Elias erhielt 1864 vom Königlichen Bezirksamt in Forchheim die "Gastgerechtigkeit" bescheinigt und damit die Konzession zum Verkauf warmer Speisen und zur "Beherbergung von Fremden" - bis heute wird der Familienbetrieb in der sechsten Generation weiter geführt.


Seltenes Ereignis

Für das Wirtepaar Stefan und Maria Kroder war dies Grund genug "ein Fass aufzumachen": Denn es galt nicht nur das Gründungsjubiläum zu feiern sondern auch 125 Jahre Bierbezug von ein und derselben Brauerei. "Das sind Eckdaten, auf die ich noch nie vorher bei einem Jubiläum verweisen konnte", freute sich Bernhard Herrmann, der als Verkaufsdirektor von Tucher den Wirtsleuten eine Urkunde überreichte.
Dies wirft auch ein Licht auf die Geschichte des hiesigen Brauereiwesens: Denn seinerzeit wurde von Elias Kroder noch das Bier der Schwanenbräu Forchheim ausgeschenkt, die dann zur Bamberger Hofbräu kam. In Folge dessen sprudelten ab 1889 aus Kroders Zapfhahn die Biere dieses Brauereibetriebes, der dann später zur Patrizier-Bräu und über diesen Umweg letztendlich zur Brauerei Tucher weiterwanderte.

Heimeliges Wirtshausgefühl

Das Erfolgsrezept der Kroders ist offenkundig: die gastronomische Qualität ist über Generationen auf gleichbleibend hohem gutbürgerlichem Niveau geblieben. Nach alten Familienrezepten wird beste Hausmannskost bereitet - aber vor allem verstehen es Stefan und Maria Kroder ihren Gästen ein heimeliges Wirtshausgefühl zu servieren. Sie fühlen sich nicht nur als Gastwirte sondern als Gastgeber. Das zieht Gäste an aus Nah und Fern. So wie in den vergangenen goldenen Herbsttagen, wo das Wirtshaus am Fuße des Walberlas von Ausflüglern geradezu gestürmt wurde.
Das älteste Gasthaus in Schlaifhausen ist überdies auch die Heimat für viele Vereine. Neben dem Bürgerverein, der hier seit 137 Jahren seine Treffen abhält, sei auch der Schützenverein erwähnt, der seit 1927 hier ansässig ist.
Nachdem Stefan Kroder die Gaststätte 1981 von seinen Eltern übernommen hatte, wurde das Gebäude drei Jahre später grundlegend umgebaut. Sowohl der 1. Stock mit Saal, als auch das Erdgeschoss wurde in die heutige Form gebracht. Weil sich der Schießstand ursprünglich im Saal befand überließ Stefan Kroder kurzerhand dem treuen Schützenverein die Scheune, die zum Schießstand umfunktioniert wurde.

Wirte-Gen im Blut

Stefan Kroder ist von Kindesbeinen an in die Gastwirtschaft seines Vaters Georg Kroder hineingewachsen. Neben der Gastronomie betreibt die Familie schon immer eine Landwirtschaft. "Bis 2009 hatten wir sogar noch Schweine", erzählt der Wirt. Die Landwirtschaft ist jetzt zwar nicht mehr so groß, weil sie teilweise verpachtet ist - aber es gibt für Stefan Kroder immer noch alle Hände voll zu tun. In der Früh' ist er zum Beispiel mit der Obstbaumpflege beschäftigt, denn aus den Früchten werden eigene Schnäpse gebrannt. So liegt schon morgens um acht Uhr der Duft von "Zwetschga" oder Mirabelle in der Luft, wenn Stefan die Maische ansetzt. Auch ein klarer Kräuterschnaps und ein fränkischer Calvados gehören zu seinen hochprozentigen Spezialitäten.

Seine Frau Maria arbeitet derweil vormittags in der Küche, um den Mittagstisch vorzubereiten. Dann heißt es für Stefan den "Blaumann" abzulegen und in das weiße Hemd des Wirtes zu schlüpfen , um für seine Gäste da zu sein - stets freundlich und zuvorkommend. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, an jedem Tisch ein paar Worte zu wechseln , bisweilen ein Witzchen zu machen. Er strahlt Gelassenheit aus, auch wenn es manchmal hektisch wird. "Ich bediene meine Gäste, solang die Leut' halt da sind". Das kann manchmal spät werden. "Wenn die Kartler kommen sag' ich halt, um Mitternacht ist Schluss".

Alte Rezepte

Neben der Arbeit in der Landwirtschaft und dem Bedienen muss auch noch der Einkauf erledigt werden. Jetzt geht die "Gänse-Saison" los - da heißt's rechtzeitig bestellen. Gansbraten, aber auch Wildhase, bereichern derzeit die herbstliche Speisekarte. Die Rezepte dazu sind von Generation zu Generation überliefert. Maria Kroder besitzt heute noch ein handgeschriebenes Kochbuch aus der Feder der Mutter und Großmutter ihres Mannes.

Familienpflichten haben Tradition

Es gäbe die Gastwirtedynastie Kroder nicht ohne Kinder. Es sind nicht mehr so viele wie in der ersten Generation, aus der noch neun Sprösslinge hervorgegangen waren. Aber auch Stefan und Maria Kroder haben drei Kinder groß gezogen - zwei Mädchen und einen Buben. "Das waren schon harte Zeiten", gesteht der Vater rückblickend. "Man fragt sich, wie man das alles geschafft hat", sagt der 62-jährige Wirt. Da ist dem Wunsch des Tucher-Verkaufsdirektors Herrmann nichts hinzuzufügen - denn zu den Kroder Kindern Katrin, Doris, Eva-Maria und Tobias meinte er: "Wir hoffen sehr, dass das Wirte-Gen auch auf die siebte Generation übergesprungen ist und die Freude am Gastgeben und die Selbtverständlichkeit die Familientradition fortzusetzen nicht verloren gegangen ist."