Mit ihrer Kollegin Julia Kellner ist sie seit dem Teenageralter befreundet: Mit 15 Jahren bessert Kellner ihr Taschengeld an der Post-Theke auf. Im Anschluss an ihre Ausbildung in Nürnberg zieht sie nach Österreich, wo sie lange Zeit das Restaurant eines Sterne-Hotels leitet. Jetzt ist Kellner zurück in der fränkischen Heimat und lebt alleinerziehend mit zwei Kindern und acht Pferden auf einem Ponyhof.
Die Dritte im Team ist die gebürtige Thüringerin Silvia Seemann. Von 2004 bis 2010 arbeitet sie mit Erika Heid in der Post, bevor sie aus privaten Gründen nach Thüringen zieht. Seit 2016 ist sie wieder bei ihrer "zweiten Familie" in Egloffstein. "Wir drei ergänzen uns super, ich bin die Kreative, Silvia findet für alles Lösungen und Julia kann es einfach umsetzen", betont Jessica Heid. "Gemeinsam is(s)t man glücklicher" lautet das neue Motto. Hinsichtlich des sogenannten Gaststätten-Sterbens auf dem Land, vor allem weil der Nachwuchs den Familienbetrieb meist nicht übernimmt, ist sich Jessica Heid sicher: "Eine Gaststätte kann nur erfolgreich sein, wenn du mit Freude an eine Sache geht, denn dann ist viel mehr Energie da!"
Das bietet der Gasthof Post künftig an
Speisen Neben traditionellen Gerichten wie Schnitzel und Schäufele nach "Mama Erikas" Rezepten will die Post mit Burgern und veganen Gerichten moderne Akzente setzen. Jeden Tag gibt es ab 8 Uhr ein Frühstücksbuffet. "Was gibt es Besseres, als mit einem guten Frühstück eine Wanderung zu starten", erklärt Heid die Idee.
Öffnungszeiten Am Mittwoch und Donnerstag ist nach dem Frühstück Ruhetag. Montags, dienstags und freitags ist bis 14 Uhr und ab 17 Uhr geöffnet. Am Samstag und Sonntag ist die Küche durchgehend offen. Immer dienstags bieten sie ein Seniorenmittagessen an.
Produkte Die Waren kommen von regionalen Lieferanten. Auf Nachhaltigkeit soll geachtet werden, indem zum Beispiel Plastikmüll vermieden wird.
Events Die Post wird auch Whisky-Verkostungen mit passendem Essen, Kunst-Nächte oder ein Glücksmenü inklusive Vortrag veranstalten. Neben Familienfesten soll sich der Gasthof auch als Tagungsort in der Fränkischen Schweiz etablieren. Das Hotel mit 20 Zimmern wird wieder eröffnet, sobald der Brandschutz ertüchtigt ist.
Dehoga-Kreisvorsitzender: "Gastronomie-Landschaft in der Fränkischen Schweiz wird sich verändern"
Ländliche Gaststätten in der Fränkischen Schweiz schließen, weil die Betriebe keine Nachfolger finden, bestätigt Georg Hötzelein, der Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Viele Wirtshäuser seien "überaltert" und die Jungen sähen keine Möglichkeit, den Betrieb weiterzuführen, erklärt der Inhaber des Berg-Gasthofes Hötzelein in Kunreuth.
Um dem Gaststätte-Sterben entgegen zu wirken, müsste der Nachwuchs wieder den Spaß an der Gastronomie entdeckten, findet Hötzelein: "Mit Liebe, Hingabe, Leib und Seele Gastronom sein. Wenn wir das verkörpern, dann finden auch unsere jungen Leute wieder Spaß daran."
Neben diesem psychologischen Aspekt appelliert er an seine Kollegen, um die dringend benötigten Fachkräfte anzulocken: Viele Gaststätten sollten ihre Arbeits- und Öffnungszeiten sowie das Speiseangebot anpassen.
Konkret könne das bedeuten: "Ich nehme zwei Ruhetage in der Woche und habe nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit alles im Angebot." Er rät zudem, mit jüngeren Kollegen zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. "Die Architektur und der Charme der 70er Jahre zieht nicht mehr", betont Hötzelein. Deshalb müssten viele Gasthöfe wieder den Mut finden, zu investieren. Von Seiten der Bundesregierung und des Freistaates gebe es verschiedene Förderprogramme.
Besser als die Konkurrenz
Der Dehoga-Kreisvorsitzende sieht auch eine Chance für die Gastronomie: "Es wurde wohl noch nie soviel außer Haus gegessen wie jetzt." Doch wie kann sich eine Gastwirtschaft auf dem Land gegen die Konkurrenz in der Stadt behaupten? Die ländlichen Gasthäuser müssten sich bewusst machen, dass sie nicht mit dem Döner, dem Bäcker oder dem Metzger konkurrieren können.
"Wir müssen unseren Gästen etwas anderes bieten. Wir müssen besser sein, unser Essen muss besser schmecken und wir müssen uns mehr Mühe geben. Bei uns können sich die Gäste hinsetzen und haben ihre Ruhe. Wir können es uns nicht mehr erlauben, dass man das Essen verschenkt oder verschleudert", betont Hötzelein. Die Gastronomie-Landschaft in der Fränkischen Schweiz werde langfristig anders aussehen. "Da gibt es nicht mehr die Oma, die ständig ihre Klöße rollt", verdeutlicht der Experte.
Wirtshausbesuch als Erlebnis
Gerade in einer reizvollen Landschaft wie der Fränkischen Schweiz müssten sich die Wirte vor allem in Richtung "Erlebnis-Gastronomie" orientieren, um zum Beispiel gezielt Wanderer anzusprechen. Der Dehoga-Vorsitzende schlägt die Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Schweiz-Verein vor: Künftig könnte spezielle Wanderrouten geben, die an einer Gaststätte vorbeiführen. "Das Ziel muss es sein, ein Erlebnis aus dem Wirtshausbesuch zu machen. Denn hier in der Fränkischen Schweiz haben wir es so schön!"
Viel Erfolg bei diesem Sprung in die Selbstständigkeit ... Dorfgasthäuser sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur ... hoffentlich wissen das nicht nur Touristen zu schätzen