Die Einwohner reiben sich die Augen: So viele Menschen wie heuer haben wahrscheinlich noch nie an der Lichterprozession teilgenommen. In den Straßen des Ortes gibt es kaum ein Durchkommen.
Es passte zum Schluss der Ewigen Anbetung in Obertrubach einfach alles, als die Ehrengäste und Vereine mit einem Kirchenzug zur letzten Betstunde in die Pfarrkirche St. Laurentius einzogen und dann die abschließende Lichterprozession stattfand.
Dazu hatte sich die Natur unerwartet doch noch rechtzeitig ein schmuckes weißes Kleid angelegt - bei angenehmen Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt. Pfarrer Werner Wolf begrüßte zahlreiche Ehrengästen. Unter ihnen waren traditionsgemäß MdB Hartmut Koschyk, der Landtagsabgeordnete Michael Hofmann (CSU) sowie der Forchheimer Landrat Hermann Ulm (CSU).
Vor Christus, so Wolf, seien alle gleich. Dann entzündeten Mesner Helmut Sebald und Markus Habermann die Fackeln der Helfer am Altar mit dem Licht von Betlehem. Pfarrer Wolf sandte sie anschließend hinaus, um die Berge rund um Obertrubach zu erleuchten.
Einmal mehr war es Pfarrer Wolf ein besonderes Anliegen, seine evangelischen Brüder und Schwester zu begrüßen.
Dank an die Helfer
Den ehrenamtlichen Helfern von Obertrubach dankte der Pfarrer besonders für ihren "aufopferungsvollen Dienst" und die gute Aufnahme der Asylbewerber.
Die Kirche war brechend voll, als sich auf den Höhen und über dem Tal langsam die Dunkelheit senkte. Schnell verteilte sich das Feuer auf Tausende von vorbereiteten Wachsdosen, die viele freiwillige Helfer tags zuvor vorbereitet hatten. Auf den Einfahrtstraßen von Obertrubach begann eine regelrechte Völkerwanderung. Der Blick über das Tal und Obertrubach zeigte sich bei klarem Wetter von seiner schönsten Seite.
Viele Besucher blieben fasziniert stehen und ließen den Augenblick auf sich wirken. So auch eine Besucherin, die aus Thailand stammt.
" Ich war schon öfter in Obertrubach. Dieses Mal las ich in der Zeitung davon. Es ist einfach wunderschön", sagte sie. Ein anders Besucherpaar kam zum Wandern in die Gegend, hörte unterwegs im Rundfunk von der Lichterprozession und entschloss sich kurzfristig zum Bleiben. "Es ist wie im Märchen und hat viel Besinnliches", strahlten sie. Antje Schulde hat sich vor einiger Zeit in der ehemaligen Kettelersiedlung in Obertrubach eingekauft und ihren Wohnsitz hierher zum Kohlberg verlegt.
Sie schaut gebannt über das stille Lichterspiel und ist ein wenig traurig darüber, dass gerade ihre Region keine Lichter aufweist. Gern möchte sie sich engagieren, um diese Lücke zu schließen. Im Ort haben sich mittlerweile derart viele Besucher eingefunden, dass im Ortszentrum kaum mehr Platz zum Bewegen ist. Fasziniert steht Seniorchefin Berta Maier von der Gastwirtschaft Fränkische Schweiz unter der Tür und schüttelt den Kopf.
"So viele Menschen waren noch nie da", sagt sie.
Dann strömten die Gläubigen mit Lichtern und Fackeln aus der Kirche zur großen Prozession durch den festlich mit Lichtern dekorierten Ort. "So viele Menschen passen doch gar nicht in das Gotteshaus", entfuhr es einem Beobachter. Die Besucher und Zuschauer schlossen sich Pfarrer Werner Wolf an, der das Allerheiligste durch den Ort trug. Überwältigt zeigte sich auch Mirco Reichel von der örtlichen Feuerwehr. "Das hat es hier so noch nie gegeben."