100 historische Zündapp-Bella-Roller waren beim Treffen in der Fränkischen Schweiz zu bewundern. Ein Forchheimer und ein Bamberger waren mit Freude dabei.
Der eine oder andere hat sie durch die Fränkische Schweiz rollen gesehen: Die rund 100 historischen Zündapp-Bella-Roller aus dem Bundesgebiet, aus Belgien, Holland, England, Slowenien und der Schweiz. Die Besitzer sind in der 1984 gegründeten Bella-Interessengemeinschaft (IG) organisiert. Sie trafen sich nun zum 35. Mal zu ihrem Bella-Treffen erstmals auf dem Campingplatz "Steinerner Beutel" in Waischenfeld. Insgesamt waren es mehr als 150 Teilnehmer, von denen einige auch historische Zweiräder anderer Marken fuhren.
Am weitesten gereist
Am weitesten auf eigener Achse angereist waren Bella-Fahrer aus Schleswig Holstein, der jüngste Bella-Fahrer war Julian Reif aus Karlsruhe. Das älteste Gespann mit Baujahr 1954 kam aus München. Vorsitzender Matthias Henze aus Hildesheim zeigte sich von der Fränkischen Schweiz sehr begeistert. In Franken gab es bisher drei Bella-Treffen, aber bisher nur eines in der Fränkischen Schweiz auf der Schermshöhe bei Betzenstein.
Mit der Bella zum Standesamt
Hinter jeder einzelnen Zündapp Bella steckt eine Geschichte, die mit Menschen zu tun hat. So zum Beispiel bei Severin und Lisa Herborn. Sie kamen aus Montabaur in Rheinland-Pfalz mit ihrer Bella Baujahr 1957. Als die beiden jungen Leute vor zwei Jahren heirateten, fuhren sie mit der Bella zum Standesamt. Im Heizungskeller des Hauses der Eltern von Severin Herborn stand, so lange er zurückdenken kann, ein altes Motorrad, das einst seinem Urgroßvater gehörte. Zuletzt fuhr es sein Vater. "Wir wussten aber nicht, um welche Motorradmarke es sich handelt und welcher Schatz das ist", sagt Severin. Jedenfalls beschloss er dann zusammen mit seiner damaligen Freundin, die heute seine Frau ist, dieses Motorrad wieder flottzubekommen, um damit zur Hochzeit zu fahren. Durch Recherchen stieß er auf den Zündapp-Bella-Club und lernte Julian Kaltenbach kennen, der mit ihm das Motorrad restaurierte. So wurden Lisa und Severin Herborn auch Mitglieder der Bella-IG, die über 300 Mitglieder in fast ganz Europa zählt.
Bamberger im Vorstand
Florian Zwosta aus Bamberg gehört zum Vorstand des Bella-Clubs und hat das Treffen in der Fränkischen Schweiz organisiert, weil er sich hier bestens auskennt. Den Campingplatz in Waischenfeld habe man wegen seiner zentralen Lage, der schönen Landschaft, aber auch wegen der Übernachtungsmöglichkeiten und dem Catering der Metzgerei Keller und der Brauerei Krug gewählt. Es gab aber auch Heckel-Bier aus Waischenfeld vom Fass. "Dieses Bier ist Kult, genau wie die Bella", meint Zwosta. Er besitzt zwei dieser historischen Zweiräder, weil für ihn die Bella eben der schönste Roller der 1950er Jahre ist.
Am Tag zuvor zugelassen
Norbert Pötschl aus Forchheim ist stolz auf seine Bella, die 1954 bei den Zündapp-Werken in Nürnberg gebaut wurde. Erst am Tag vor dem Treffen in Waischenfeld hatte er seine Maschine zugelassen, die zuvor 50 Jahre lang im Keller stand und die sein Vater zuletzt 1968 gefahren hatte. "Die Dame in der Zulassungsstelle überprüfte erst einmal, ob die Bella als geklaut gemeldet ist", lacht Pötschl, der anhand des Fahrzeugbriefs nachweisen konnte, dass sein Vater der letzte Halter war. 1957 fuhren seine Eltern zu zweit auf der Bella über den Großglockner in den österreichischen Alpen. Die Technik seiner Bella wurde mithilfe von Florian Zwosta komplett erneuert. "Es ist aber oft schwierig, noch Ersatzteile zu finden", weiß Pötschl, für den das Schrauben an seiner Bella Entspannung ist.
Aus Rostock
Detlef Große aus Rostock ist seit zehn Jahren Gast bei den Bella-Treffen. Große fährt zwar keine Zündapp, aber dafür einen noch selteneren Berliner Roller, der mit einer Gesamtstückzahl von 113.000 Exemplaren von 1959 bis 1962 in den Industriewerken Ludwigsfelde gebaut wurde. Genau vor zehn Jahren lernte er in der Fränkischen Schweiz einen Bella-Fahrer aus Bochum kennen und ist seitdem bei jedem Bella-Treffen Gast. Seit 25 Jahren lebt der Rostocker in Brüssel. Als Praktikant kam er einst in das Europa-Parlament, war dann Büroleiter des SPD-Europaabgeordneten Walter Romberg, der der erste und letzte frei gewählte Finanzminister der DDR war. Bevor Romberg in Pension ging, war Große sein letzter Assistent. Als der ehemalige SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz erstmals 1994 in das Europa-Parlament einzog, war Große dessen "Babysitter". Denn Große, der acht Sprachen spricht, war für neue Europaabgeordnete der Ansprechpartner und Einweiser. Von der Fränkischen Schweiz ist er begeistert. Der Waischenfelder Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) fungierte als Starthelfer für die Oldtimerrundfahrt durch die Fränkische Schweiz.