Wegen der Corona-Krise musste die 200. Wallfahrt von Pretzfeld nach Marienweiher entfallen. Dennoch trafen sich die Gläubigen und feierten gemeinsam.
Am Pfingstsonntag fand im Pfarrgarten der katholischen Kirche in Pretzfeld eine berührende Andacht statt. Voller Begeisterung feierten die Gläubigen gemeinsam mit Pfarrer Florian Stark einen besonderen Gottesdienst, der eigentlich im Wallfahrtsort Marienweiher hätte stattfinden sollen.
In diesem Jahr wären die Wallfahrer zum 200. Mal von Pretzfeld in den Ort im Landkreis Kulmbach gepilgert, doch das Coronavirus durchkreuzte das Jubiläum. Trotzdem zogen Pfarrer und Ministranten mit dem Wallfahrtsbild voran von der Kirche zur Lourdes-Grotte im Pfarrhof. Bildträger ist seit vielen Jahren Harald Ochs, der diese Aufgabe von seinem Vater übernommen hat. "Um die Aufgabe hat sich damals keiner gerissen. Auch wenn es eine Ehre ist, wenn man bei Prozessionen vor dem Allerheiligsten läuft", sagt Ochs, der die Wallfahrt 39 Mal begleitet hat und dafür stets Urlaub nimmt. Das Bild stammt von den ersten Wallfahrten und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Wendelin Kusche aus Ebermannstadt neu bemalt. Bezahlt wurde er damals mit einem Korb Eier.
34 Mal dabei
Frieda Herold war 34 Mal dabei: "Bis ich halt nicht mehr laufen konnte. Pfingsten war für mich immer Marienweiher. Mein Mann war sogar 53 Mal dabei." Für sie bedeutet das Wallfahren Glaube und Gemeinschaft. "Früher haben bis zu 25 Leute in einem Haus übernachtet und waren abends noch gemütlich beieinander gesessen", erinnert sie sich.
In einer alten Festschrift ist zu lesen, dass Luise Seiller 1947 zum ersten Mal und bis 1960 an der Wallfahrt teilnahm - in Herrenstiefeln von Pankraz Kraus. Damals übernachteten die Pilger in Thurnau und bezahlten mit Wurst. Manche Wallfahrer schliefen früher im Heu. Da krabbelte einem Pilger sogar eine Maus ins Hosenbein. Zum 175. Jubiläum ließen die Gläubigen eine große Kerze segnen.
Heute wie früher machen sich die Gläubigen am Freitag vor Pfingsten um 3 Uhr früh von Pretzfeld aus auf den Weg. Mittlerweile werden sie von Pfarrer Stark begleitet: "Ich habe das Wallfahren hier in der Fränkischen Schweiz für mich entdeckt. Den Luxus gönn' ich mir."
Seine Familie bringt sein Auto nach Marienweiher, damit er am Samstag nach dem morgendlichen Kreuzweg wieder in die Pfarrei zurückfahren kann. Am Pfingstsonntag heißt er die Wallfahrer nachmittags dann wieder in Pretzfeld willkommen. "Für mich ist wallfahren eine Konzentration des Christseins: Gemeinsam auf dem Weg sein. Wir beten und singen zusammen, wir plagen uns zusammen und schaffen es dann gemeinsam."
Von dieser Gemeinschaft ist auch Johannes Haas begeistert. Er schätzt am Wallfahren die Bewegung in der Natur: "Man bekommt den Kopf frei, sieht die Dinge anders und denkt über Sachen nach, wo man sonst nicht dazu kommt." Haas findet es einzigartig, wenn er am Abend an der Basilika ankommt und die etwa 50 Kilometer Fußmarsch hinter sich gebracht hat. "Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn man die Treppe hoch in die Kirche kommt", erzählt er.