Fränkische Schweiz: Andacht statt 50 Kilometer Wallfahrt

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Harald Ochs trug wieder das Wallfahrtsbild. Foto: Carmen Schwind
Harald Ochs trug wieder das Wallfahrtsbild. Foto: Carmen Schwind
Die verhinderten Wallfahrer mussten die Hände desinfizieren und sich in eine Liste eintragen. Foto: Carmen Schwind
Die verhinderten Wallfahrer mussten die Hände desinfizieren und sich in eine Liste eintragen. Foto: Carmen Schwind
 
Gemeinsame Andacht - aber auf Abstand Foto: Carmen Schwind
Gemeinsame Andacht - aber auf Abstand Foto: Carmen Schwind
 
Die Musiker waren diesmal nicht im Laufen, sondern im Sitzen dabei. Foto: Carmen Schwind
Die Musiker waren diesmal nicht im Laufen, sondern im Sitzen dabei. Foto: Carmen Schwind
 
Das 200. Wallfahrtsjubiläum wurde im Pfarrhof an der Lourdesgrotte gefeiert. Foto: Carmen Schwind
Das 200. Wallfahrtsjubiläum wurde im Pfarrhof an der Lourdesgrotte gefeiert.  Foto: Carmen Schwind
 
Wallfahrt nach Marienweiher 1968 Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher 1968 Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher 1995 Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher 1995 Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher 1983 Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher 1983 Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher 1983 Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher 1983 Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher 1978 Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher 1978 Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher 1968 Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher 1968 Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher 1968 Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher 1968 Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
 
Wallfahrt nach Marienweiher Foto: privat
Wallfahrt nach Marienweiher  Foto: privat
 

Wegen der Corona-Krise musste die 200. Wallfahrt von Pretzfeld nach Marienweiher entfallen. Dennoch trafen sich die Gläubigen und feierten gemeinsam.

Am Pfingstsonntag fand im Pfarrgarten der katholischen Kirche in Pretzfeld eine berührende Andacht statt. Voller Begeisterung feierten die Gläubigen gemeinsam mit Pfarrer Florian Stark einen besonderen Gottesdienst, der eigentlich im Wallfahrtsort Marienweiher hätte stattfinden sollen.

In diesem Jahr wären die Wallfahrer zum 200. Mal von Pretzfeld in den Ort im Landkreis Kulmbach gepilgert, doch das Coronavirus durchkreuzte das Jubiläum. Trotzdem zogen Pfarrer und Ministranten mit dem Wallfahrtsbild voran von der Kirche zur Lourdes-Grotte im Pfarrhof. Bildträger ist seit vielen Jahren Harald Ochs, der diese Aufgabe von seinem Vater übernommen hat. "Um die Aufgabe hat sich damals keiner gerissen. Auch wenn es eine Ehre ist, wenn man bei Prozessionen vor dem Allerheiligsten läuft", sagt Ochs, der die Wallfahrt 39 Mal begleitet hat und dafür stets Urlaub nimmt. Das Bild stammt von den ersten Wallfahrten und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Wendelin Kusche aus Ebermannstadt neu bemalt. Bezahlt wurde er damals mit einem Korb Eier.

34 Mal dabei

Frieda Herold war 34 Mal dabei: "Bis ich halt nicht mehr laufen konnte. Pfingsten war für mich immer Marienweiher. Mein Mann war sogar 53 Mal dabei." Für sie bedeutet das Wallfahren Glaube und Gemeinschaft. "Früher haben bis zu 25 Leute in einem Haus übernachtet und waren abends noch gemütlich beieinander gesessen", erinnert sie sich.

In einer alten Festschrift ist zu lesen, dass Luise Seiller 1947 zum ersten Mal und bis 1960 an der Wallfahrt teilnahm - in Herrenstiefeln von Pankraz Kraus. Damals übernachteten die Pilger in Thurnau und bezahlten mit Wurst. Manche Wallfahrer schliefen früher im Heu. Da krabbelte einem Pilger sogar eine Maus ins Hosenbein. Zum 175. Jubiläum ließen die Gläubigen eine große Kerze segnen.

Heute wie früher machen sich die Gläubigen am Freitag vor Pfingsten um 3 Uhr früh von Pretzfeld aus auf den Weg. Mittlerweile werden sie von Pfarrer Stark begleitet: "Ich habe das Wallfahren hier in der Fränkischen Schweiz für mich entdeckt. Den Luxus gönn' ich mir."

Seine Familie bringt sein Auto nach Marienweiher, damit er am Samstag nach dem morgendlichen Kreuzweg wieder in die Pfarrei zurückfahren kann. Am Pfingstsonntag heißt er die Wallfahrer nachmittags dann wieder in Pretzfeld willkommen. "Für mich ist wallfahren eine Konzentration des Christseins: Gemeinsam auf dem Weg sein. Wir beten und singen zusammen, wir plagen uns zusammen und schaffen es dann gemeinsam."

Von dieser Gemeinschaft ist auch Johannes Haas begeistert. Er schätzt am Wallfahren die Bewegung in der Natur: "Man bekommt den Kopf frei, sieht die Dinge anders und denkt über Sachen nach, wo man sonst nicht dazu kommt." Haas findet es einzigartig, wenn er am Abend an der Basilika ankommt und die etwa 50 Kilometer Fußmarsch hinter sich gebracht hat. "Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn man die Treppe hoch in die Kirche kommt", erzählt er.

Am zweiten Tag gibt es einen Kreuzweg und am dritten geht es wieder zurück. Begleitet werden die Wallfahrer von Musikern. Einer davon ist Valentin Dietrich, der bereits 40 Mal dabei war: "Für mich ist das Erholung. Ich kann den Alltag abschalten und mein Leben und Gewissen erforschen. Das gibt mir was fürs ganze Jahr." Er freut sich sehr auf die jährliche Wallfahrt nach Marienweiher, denn er kann dann nicht nur die Gläubigen musikalisch begleiten, sondern auch zum Lob Gottes spielen. Bürgermeister Steffen Lipfert (FW) war am Sonntag mit seiner Familie ebenfalls zur Andacht in den Pfarrhof gekommen. Er bedauerte: "Es ist schade, dass die 200. Wallfahrt nicht stattfinden kann." Geprägt durch seine Großeltern hatte er mit 16 Jahren das erste Mal an der Wallfahrt teilgenommen. "Es ist wohl anstrengend, aber man findet zu sich", meint Lipfert, der in den letzten Jahren nicht teilnehmen konnte.

"Corona hat nicht verhindern können, dass wir die Wallfahrt zumindest feiern", meinte Florian Stark während der Wallfahrtsandacht und versprach, dass die 200. Wallfahrt damit nicht ersetzt werden soll: "Wir werden sie noch machen, denn das ist uns eine Herzensangelegenheit."