Druckartikel: Forchheims OB-Kandidaten im Check: So viel Öko blüht der Stadt Forchheim

Forchheims OB-Kandidaten im Check: So viel Öko blüht der Stadt Forchheim


Autor: Ronald Heck

Forchheim, Dienstag, 03. März 2020

Wie stellen sich SPD, Grüne und CSU die Zukunft der Stadt Forchheim konkret vor? Der FT fragt nach: Heute geht es um das Thema Umwelt.
Die ersten Frühblüher im Forchheimer Stadtpark sprießen bereits. Am Sonntag (1. März 2020) war meteorologischer Frühlingsanfang. Auch im Wahlkampf scheint es zu "grünen": Die Umwelt zählt zu den bestimmendsten Themen der Kommunalwahl. Foto: Ronald Heck


In einer sechsteiligen Serie widmet sich der Fränkische Tag den drei Bewerbern ums OB-Amt von heute an genauer. In Form von Mini-Interviews erklären Uwe Kirschstein (SPD), Annette Prechtel (Grüne) und Udo Schönfelder (CSU) ihre Positionen zu konkreten Fragen, eingebettet in sechs verschiedene Themenbereiche (alle weiteren Themen zum Nachlesen finden Sie hier: Persönliches, Wohnen, Verkehr, Kultur, Wirtschaft).

Heute geht es um das Thema Umwelt

Uwe Kirschstein (SPD): Nahverkehr ist Gemeinschaftsaufgabe

Wie wollen Sie als OB in der Stadt stärker auf erneuerbare Energien setzen?

Ich habe bereits in den letzten Jahren den städtischen Fuhrpark nach Möglichkeit auf Elektromobilität umgestellt. Intelligente Ladeinfrastruktur ist gebaut worden. Gemeinsam mit den Stadtwerken Forchheim haben wir den Landkreis Forchheim zur Elektromobilitätsregion Nummer 1 gemacht: Hier sind oberfrankenweit die meisten elektrischen Fahrzeuge unterwegs. Daneben stellen wir die Straßenlaternen auf stromsparende LED um, Photovoltaik wird ausgebaut und die städtischen Gebäude werden energetisch saniert.

Flächenverbrauch: Ist Forchheim schon an der Grenze?

Nein. Aber dennoch sollten wir anders über Gebäudehöhen denken. Ich werbe für höhere Gebäude und damit eine deutlich bessere Nutzung der vorhandenen Flächen. Denn diese sind begrenzt.

Gehört umweltschonender ÖPNV in städtische Hände?

ÖPNV ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Daran arbeiten Landkreis und Stadt bereits heute gemeinsam.

Klimanotstand: Braucht Forchheim klimafreundlichere Politik?

Wir haben eine klimafreundliche Politik. Es gibt einen Umwelt-Beirat aus Fachexperten, wir haben ein Klimagutachten, es gibt den Fachplan Wohnen mit allen potenziellen Entwicklungsflächen, wir haben einen Energienutzungsplan und dann übergreifend das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK). Wir haben bereits alles. Die Ausrufung eines Klimanotstandes ist nicht erforderlich.

Welches Thema würden Sie überdies als allerstes angehen wollen?

Umwelt-Belange beschäftigen uns in allen Bereichen. Die höchsten -Einsparungen erwarte ich einer Verkehrsführung durch ein Mobilitätskonzept der Zukunft. Daran arbeiten wir bereits heute. Wichtig ist, dass vermeidbare Verkehre auch vermieden werden können. Etwa mit einem deutlich verbesserten ÖPNV.

Annette Prechtel (Grüne): Verkehrswende endlich umsetzen

Wie wollen Sie als OB in der Stadt stärker auf erneuerbare Energien setzen?

Unsere Kindergärten, Schulen, die Stadtverwaltung, alle städtischen Gebäude sollten nur noch regenerativ beheizt werden. Die Stadt muss alle sinnvollen Möglichkeiten ausschöpfen, Photovoltaik auf Dächern zu erzeugen und das bei privaten Immobilienbesitzern fördern. Die Stadtwerke spielen eine zentrale Rolle: Sie sollen Bürger entsprechend beraten und selbst deutlich mehr Strom regenerativ einkaufen.

Flächenverbrauch: Ist Forchheim schon an der Grenze?

Kurz davor: Wir bekommen mit Siemens im Süden großes Wachstum, haben im Norden ein Gewerbegebiet ausgewiesen, das wichtig für einheimische Handwerksbetriebe ist. Potenziale für Wohnen gibt es in Kersbach und Buckenhofen. Wachstum in die Hänge und ins Wiesenttal kommt für mich nicht in Frage.

Gehört umweltschonender ÖPNV in städtische Hände?

Ja: Wir müssen definieren, welches Busangebot wir unseren Bürgern anbieten wollen! Wenn wir das dann beim Landkreis bestellen, bekommen wir den attraktiven Forchheim-Bus, den ich unbedingt einführen möchte. Es ist Sache der Stadt, sich auf besseren Takt (15 Minuten) und bessere Linienführung zu einigen.

Klimanotstand: Braucht Forchheim klimafreundlichere Politik?

Unbedingt! Forchheim muss klimaneutral werden. Die Stadt ist Vorbild und muss ihre Liegenschaften energetisch sanieren. Mit mehr Tempo als bisher. Wir müssen den Stadtwald klimagerecht umbauen. Und wir brauchen mehr Bäume in der Stadt als Schattenspender und -Speicher.

Welches Thema würden Sie überdies als allerstes angehen wollen?

Um die Vielzahl der Maßnahmen gut zu koordinieren, würde ich zuallererst die Stelle für Klimaschutzmanagement schaffen. Dazu einen Klimaschutzbeirat, der auch die Bürger mitnimmt.

Udo Schönfelder (CSU): Keine Ächtung von Autofahrern

Wie wollen Sie als OB in der Stadt stärker auf erneuerbare Energien setzen?

Sicherlich nicht mittels des Ausrufens eines Klimanotstandes, wie dies seitens der Grünen gewollt ist, sondern auf Grundlage einer Klimastrategie unter der Federführung unserer Stadtwerke als kompetenter Partner. Hierbei müssen Bürger und Wirtschaft unmittelbar beteiligt werden und anstatt der großen Energieversorger profitieren können. Daher: Fördern statt sanktionieren oder verbieten!

Flächenverbrauch: Ist Forchheim schon an der Grenze?

Flächen sind endlich, deswegen muss man mit diesen sehr vorausschauend und verantwortungsbewusst umgehen. Deshalb kann es sinnvoll sein, dort, wo es passend ist, auch in die Höhe zu bauen. Andere Kommunen beweisen: Auch auf geeigneten gewerblichen Gebäuden wie zum Beispiel Supermärkten kann Wohnraum geschaffen werden.

Gehört umweltschonender ÖPNV in städtische Hände?

Hier ist der Landkreis zuständig, dies ist und bleibt in mehrfacher Hinsicht sinnvoll. Allerdings sollte die Stadt ihre berechtigten und sinnvollen Forderungen erheblich engagierter gegenüber dem Landkreis artikulieren und durchsetzen.

Klimanotstand: Braucht Forchheim klimafreundlichere Politik?

Ja - aber ohne Notstand sondern mittels Klimastrategie, zusammen mit den Stadtwerken als fachkompetenter Partner. Und als Partner der Bürger und der Wirtschaft, lieber fördern statt bestrafen oder gar verbieten!

Welches Thema würden Sie überdies als allerstes angehen wollen?

Ja - aber ohne Notstand sondern mittels Klimastrategie, zusammen mit den Stadtwerken als fachkompetenter Partner. Und als Partner der Bürger und der Wirtschaft, lieber fördern statt bestrafen oder gar verbieten!

Kommentar von Ronald Heck, FT-Redaktion Forchheim

Umwelt steht im aktuellen Wahlkampf hoch im Kurs - auch in Forchheim. Parteien und Politiker aller Couleur schreiben sich grüne Ideen wie Nachhaltigkeit, Natur- und nicht zuletzt Klimaschutz auf die Fahnen und Wahlplakate. Die Gründe sind klar: Ohne (Lippen-)Bekenntnis zur Umwelt kommt bei der Kommunalwahl wohl keine Liste und kein Kandidat auf einen grünen Zweig. Aber die Grünfärberei der Forchheimer Wahlkämpfer darf nicht darüber hinweg täuschen: Die drei Kandidaten verfolgen unterschiedlich ambitionierte Visionen einer nachhaltigen Stadt von morgen.

Photovoltaik-Dächer, LED-Laternen und mehr E-Autos - das ist vernünftige Umweltpolitik von gestern. Verkehrsvermeidung klingt visionär - ist aber zunächst nur ein vager Wunsch. Auch mit dem Versprechen einer Strategie bleibt unklar, wie klimaschonend die Königsstadt werden soll. Die entscheidenden Fragen: Wie viel Wachstum verträgt ein nachhaltiges Forchheim? Wie viel Nachhaltigkeit verträgt eine wachsende Stadt? Nur wer bei den drei OB-Kandidaten genau hinschaut, kann erahnen, was der Umwelt-Wahlkampf wert ist.