Am Montag wird der Forchheimer Bürgermeister Franz Streit 70. Bei seiner Bilanz erklärt er: "Ich bin mit mir im Reinen."
Buchdrucker und Bürgermeister Franz Streit, der am Montag, 18. November, seinen 70. Geburtstag feiert, hat die Zeit noch erlebt, als der Ludwig-Main-Donau-Kanal die Stadt durchquerte, als der zunehmende Individualverkehr durch die Hauptstraße floss und auf dem Paradeplatz und dem Rathausplatz Autos parkten. "Als Kind war für mich Forchheim sehr überschaubar", erzählt der Jubilar, dessen Markenzeichen seine Hosenträger und sein Fahrrad sind, mit dem er durch die Stadt fährt.
"Am Kanalhafen, unweit des erhalten gebliebenen Schleusenwärter-Häuschens, dort wo heute ein Einkaufszentrum steht, bin ich noch Schlittschuh gefahren und zum Schlitten fahren bin ich auf den Weingartsteig. Da gab es die ,sieben Hügel', da stand weit und breit kein Haus", erinnert sich Franz Streit ein wenig wehmütig.
In Vaters Fußstapfen getreten
Als gebürtiger Forchheimer, der sich am wohlsten fühlt zwischen dem Neder-Bräu und dem Kellerwald, war er hautnah dabei, als sich die Stadt in alle Richtungen ausdehnte. Der Ministrant von St. Martin, der direkt neben der Kirche aufgewachsen ist, erinnert sich noch lebhaft an den Ministrantenausflug, als die Messdiener der Diözese unter der Leitung des damaligen Stadtpfarrers Johann Fiedler mit einem Sonderzug nach Altötting fuhren. "Da war ich zum ersten Mal in einem Hotel", so Streit; ein Erlebnis so beeindruckend wie der Bau der Kirchen St.Josef (Buckenhofen), St. Anna und Don Bosco.
Als Ältester der vier Geschwister war es für Franz Streit eine Selbstverständlichkeit, dass er beruflich in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Er lernte beim Fränkischen Tag in Bamberg das Handwerk des Schriftsetzers und des Buchdruckers. Danach besuchte er die Technikerschule in Nürnberg und erwarb den Meisterbrief, um ausbilden zu dürfen. "Koch hätte ich mir vielleicht als berufliche Alternative noch vorstellen können, aber das war wohl, weil ich schon immer gerne gegessen habe." Aber es hat nicht einmal zum Hobby-Koch gereicht.
Heiße Liebe im kalten Winter
Seine Frau Karin lernte er bei einer Skifreizeit kennen, die der damalige Kreisjugendpfleger Horst Knaute organisiert hatte. "Das Mädel hat mir gefallen und da hab ich nicht mehr lockergelassen", erzählt der Jubilar. Das war 1973. Geheiratet haben die beiden dann 1975.
Seine zweite große Liebe, die Kommunalpolitik, fand Streit 1978. "Damals hat mich Eduard Nöth angesprochen, ob ich nicht auf der CSU-Liste kandidieren wollte. Ich habe zugestimmt, aber weit hinten, auf Platz 28". Der Geschäftsmann wurde auf Platz sieben vorgewählt. "Ich war total überrascht", betont Streit, der in Paul Weber ein kommunalpolitisches Vorbild hatte. Der war unaufgeregt und zielstrebig.
Franz Streit, der seit 1978 bei jeder Wahl sein Ergebnis verbessern konnte und seit 2002 Bürgermeister seiner Heimatstadt ist, verkörpert Forchheim wie sonst kaum jemand. Seine prägenden Eigenschaften: Bodenständig, geradlinig, zuverlässig und humorvoll. Sich selbst beschreibt er mit einem Augenzwinkern "zu schwer für die Welt."