Seit seiner Kindheit fühlt sich Werner Schütz aus Forchheim von militärhistorischen Gegenständen angezogen - und sammelt sie schon sechs Jahrzehnte lang. Daraus ist inzwischen ein regelrechtes Privat-Museum geworden.
"Herr Schütz, wir haben da was gefunden." Wie oft hat Werner Schütz diesen Satz in den letzten Jahrzehnten schon gehört! Viele dieser Fundstücke sind heute in dem roten Backsteinhaus neben der ehemaligen Spinnerei zu sehen. Denn der 67-Jährige hat vor 15 Jahren begonnen, aus dem gigantischen Fundus seiner Sammelstücke ein privates militärhistorisches Museum aufzubauen.
Wer an den schier endlosen Reihen von Uniformen, Messern, Schlachten-Szenen, Zeitungsausschnitten, Fahnen, zerschossenen Stahlhelmen und an Vitrinen voller Orden vorbeigeht, wird von einem brummenden Geräusch begleitet. Das sind die Turbinen. Die 600 Quadratmeter des Museums liegen über dem Kraftwerk, in dem Werner Schütz 27 Jahre als Maschinist gearbeitet hat.
Noch heute beaufsichtigt er die Turbinen. Im Gegenzug hat ihm der Kraftwerksbesitzer Johannes Kraus die Räume überlassen.
Köpfe von der Friseurschule
Ein wissenschaftliches oder ein pädagogisches Konzept gibt es hier zwar nicht. Dennoch lebt dieses Museum nicht nur von der Sammelleidenschaft seines Betreibers; sondern auch von den Erzählungen und von dem geschichtlichen Wissen, das Werner Schütz vor seinen Gästen ausbreitet. Ihm sei sehr wohl bewusst, dass es viele Menschen gebe, die dergleichen Material sehen wollen, um sich daran zu berauschen und um die Nazi-Zeit zu verherrlichen.
Daher spricht Werner Schütz mit jeder Besuchergruppe Klartext. Bevor jemand die Schwelle des Backsteinhauses in der Trettlachstraße überquert, weist ihn der Museumsbetreiber auf Paragraf 86 des Strafgesetzbuches hin, das den verbotenen Umgang mit Nazi-Symbolen oder Parolen regelt.
Er dulde bei diesem Thema keine Schwärmereien und auch keine Späße, sagt Werner Schütz. "Der braune Rotz kommt mir hier nicht rein." Und in all den Jahren, in denen er tausende Besucher durch seine Räume führte, habe er nicht eine schlechte Erfahrung gemacht.
Die Szenen von Schlachten, die Werner Schütz nachgebaut hat, reichen bis in die Römerzeit zurück. Die Uniformen, Helme und Mützen, die heute von Schaufensterpuppen und von ausgedienten Köpfen der Friseur-Fachschule getragen werden, stammen aus der Kaiserlichen Armee, aus der Weimarer Republik, aus der Hitler-Zeit, aus der DDR und aus Russland.
Bereits als Siebenjähriger hat er Messer und Bajonette in seinem Kinderzimmer gesammelt, erinnert sich Schütz. Seine persönliche Affinität zu militärischen Utensilien habe aber keine familiären Wurzeln; seine Eltern hätten ihn nie in seiner Sammelleidenschaft unterstützt.
Erzählungen der Heimkehrer
Sein Vater betrieb 37 Jahre lang die Spinnerei-Gastwirtschaft. Und dort hatte Werner Schütz als Junge Anfang der 50er Jahre den Gesprächen und Erzählungen der Spätheimkehrer gelauscht. Damit habe die Faszination für Geschichte begonnen. Bestärkt wurde sie dann in der Schulzeit durch seinen Lehrer, den Forchheimer Heimatforscher Max Kaupert.
Von dem hat Werner Schütz gelernt, dass Geschichte anschaulich sein muss und dass, wer etwas wissen will, neugierig sein sollte. Darum fordert Werner Schütz gerade die jungen Besucher seines Museums auf: "Wenn ihr was wissen wollt, fragt!" Aber er sagt dann auch, dass er nicht zu jedem Detail die dazugehörige Geschichte erzählen könne: "Sonst müsste man acht Tage hier verbringen."