Vom niedrigsten Punkt Deutschlands zum höchsten Punkt wandern. Thomas Schmidtkonz aus Forchheim hat die Herausforderung angenommen.
Thomas Schmidtkonz ist alleine - naja nicht ganz. Auf einem Baum ruft eine Eule, links und rechts knacken Äste, in der Ferne quieken Wildschweine. Der Forchheimer ruht sich in der wilden Natur, umgeben von allerlei Tieren, aus. Sein Tag war anstrengend - die Blasen an seinen Füßen sind der Beweis. Doch der 56-Jährige nimmt die Schmerzen gerne in Kauf, denn er erfüllt sich seinen großen Traum: Er wandert vom tiefsten Punkt Deutschlands, Itzehoe in Schleswig-Holstein, bis zum höchsten, dem Gipfel der Zugspitze.
34 Tage, 10 Stunden und 45 Minuten benötigt Schmidtkonz für die 1200 kilometerlange Strecke. "Damit es mir nicht zu langweilig wurde, baute ich noch Messpunkte ein und stellte die Regel auf, Straßen möglichst zu meiden", sagt der Forchheimer.
Einige dieser Messpunkte: Der höchste Punkt Norddeutschlands, der Brocken, der höchste Punkt Hessens, die Wasserkuppe, Garmisch-Partenkirchen und der höchste Berg Mittelfrankens, der Hesselberg.
Von Schutzengeln begleitet
Auf seiner Reise quer durch Deutschland wurde der 56-Jährige von mehreren "Schutzengeln begleitet", sagt er. So überquerte er bei Brokdorf einen im Weg stehenden Stromzaun und wurde beim überqueren des Grünen Bandes, ein etwa 1400 Meter langer Geländestreifen, der für Grün- und Freiflächen genutzt wird, vor Personenminen gewarnt.
"Spätestens dort merkte ich, wie zugewuchert unser Deutschland stellenweise ist", erinnert sich der Forchheimer. Oftmals musste er vom Weg abweichen, weil die Route plötzlich endete oder mit versumpften Brennnessel-Feldern zugewuchert war.
Doch die Mühen der Reise haben sich gelohnt, bestätigt der Forchheimer. "Mir gefiel die herrliche Natur, die Stille, das leckere Obst, das mir Mutter Natur servierte, die Wildtiere und die vielen freundlichen Menschen", sagt Schmidtkonz. Einer dieser Menschen: Ein Rentner, der früher als Schiffsbauer an einer 100 Meter langen Yacht für den Scheich von Qatar mitwirkte.
Große Angst vor Kleintieren
Weniger willkommen war ihm da die Gesellschaft mancher Tiere. "Vor Wölfen in der Heide hatte ich keine Angst. Am meisten Angst hatte ich eigentlich vor kleinen Tierchen wie den Zecken", so Schmidtkonz.
Leider verbindet der 56-Jährige auch mit der Zugspitze, das große Ziel seiner Wanderung, negative Erfahrungen. "Keine Frage, der Gipfelsturm war ein absolut erhabener Augenblick.
Der Trubel und das Gedränge auf der Gipfelplattform dagegen waren nervig, vor allem wenn man zuvor manchmal einen halben Tag oder mehr keine einzige Menschenseele sah."
Völlig allein verbrachte der Forchheimer den größten Teil seiner Reise. In dieser Zeit entdeckt er auch das Singen und Dichten für sich. "Im Wald störte mein Gesang höchstens die Tierwelt. Singen lenkt ungemein von Schmerzen ab." Und die hatte Schmidtkonz bereits ab dem dritten Tag. Seine Vorkehrung: Pflaster und Ibuprofen.
Außerdem trug der Forchheimer noch weitere Dinge im Rucksack, die ihm im Notfall helfen sollten wie Schnüre, ein Feuerzeug und ein Messer. Damit die Last nicht zu groß wurde, listete der Forchheimer alle Gegenstände auf. Das Endgewicht: 10,9 Kilogramm. Um Gewicht zu sparen, zersägte Schmidtkonz sogar seine Zahnbürste.
"Da spart man immerhin zehn Gramm Gewicht ein", so der 56-Jährige.
Und jedes Gramm zählte beim Aufstieg auf die Zugspitze. Immerhin machte der Forchheimer auf seiner Reise über 2500 Höhenmeter. Die nächste Route plant Schmidtkonz bereits. 2017 will er vom westlichsten Punkt Deutschlands zum östlichsten laufen. Der wanderfreudige Forchheimer ist zuvor schon zahlreiche Marathons und Ultras gelaufen - ist dabei alle sieben Bezirke Bayerns einzusammeln. Nur noch Schwaben fehlt ihm.