Forchheimer Firmen stellen ein

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Die Zahl der Beschäftigen stieg in Stadt und Landkreis Forchheim in den letzten zehn Jahren um 33 Prozent. In Bayern betrug der Zuwachs nur 25 Prozent.

Exakt 7 990 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr als noch vor zehn Jahren zählte der Landkreis Forchheim 2018. Die teilt Peter Belina, Geschäftsführer der Wirtschaftsjunioren bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Oberfranken mit. "Das ist ein neuer Rekordwert für unseren Wirtschaftsraum", freut sich der Forchheimer Michael Waasner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Forchheim.

"Seit über zehn Jahren verzeichnen alle kreisfreien Städte und Landkreise Oberfrankens eine positive Beschäftigtenentwicklung", erläutert Waasner. Oberfrankenweit stieg die Zahl der Mitarbeiter um 60 416 auf den neuen Rekordwert von 434 651 Beschäftigten. Eine Auswertung nach Branchen liege zwar noch nicht vor, doch hätten die Bereiche Bauwesen und Logistik in besonderem Maße zu dem Zuwachs an Beschäftigten beigetragen. Auch Einzelhandel und Maschinenbau hätten Mitarbeiter eingestellt. In der Nahrungsmittelindustrie stieg die Zahl der Beschäftigten auf aktuell 1089, das ist ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren.

Ein Drittel mehr

Im vergangenen Jahr arbeiteten 31 781 Menschen in Unternehmen im Landkreis Forchheim. Das sind 33,6 Prozent oder 7 990 Personen mehr als noch vor zehn Jahren. Mit diesem Anstieg liegt der Landkreis Forchheim deutlich vor dem bayernweiten Beschäftigungswachstum von 25 Prozent. Nach dem Landkreis Bamberg verzeichnet Forchheim den höchsten prozentualen Zuwachs. Seit 1974, also seit die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten statistisch erfasst werden, hat die Beschäftigung im Wirtschaftsraum Forchheim um fast 70 Prozent zugenommen. Genau 19 000 Menschen arbeiteten damals im Landkreis Forchheim. Heute sind es fast 13 000 Personen mehr. Alleine im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um 1 044 Personen. Michael Waasner: "Die Unternehmen sind auch für 2019 optimistisch und rechnen mit einem weiteren Beschäftigtenzuwachs, allen Unsicherheitsfaktoren wie dem Brexit, den hohen Energiepreisen oder dem Handelskonflikt zwischen den USA und China zum Trotz."

Fachkräfte weiter gesucht

Sorgen bereitet Waasner in erster Linie der Fachkräftemangel. Dadurch werde das Wirtschaftswachstum schon seit Jahren gebremst. "Ohne den Fachkräftemangel wäre der Zuwachs an Beschäftigten sicher noch stärker ausgefallen", ist Waasner überzeugt. Bereits in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, so der stellvertretende IHK-Geschäftsführer, dass Arbeitsplätze nur durch Zuzug besetzt werden konnten.

Für den Landkreis Forchheim erwarte das Bayerische Landesamt für Statistik bis 2037 eine positive Wanderungsbilanz von acht Prozent. Dies führe laut Prognose letztendlich zu einem Bevölkerungszuwachs von 1,8 Prozent.

Dazu Michael Waasner: "Ohne die Zuwanderung von Fachkräften aus dem In- und Ausland wird die Fachkräftelücke im Raum Forchheim noch spürbarer ausfallen als bisher. Wir brauchen deshalb einfachere Möglichkeiten, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, aber auch pragmatische Lösungen für integrierte Flüchtlinge".

Bedingungen entscheidend

Besonders gravierend sei der Arbeitskräftemangel in Pflegeberufen (alten- und Kinderbetreuung), in der Gastronomie und der Logistik. "Alle Bereiche mit unattraktiven Arbeitszeiten und niedriger Entlohnung tun sich schwer, Nachwuchskräfte zu finden", unterstreicht Peter Belina von der IHK Oberfranken. Auch im Transportgewerbe werde es immer schwieriger, Fahrer mit einem LKW-Führerschein zu finden. Seit die Bundeswehr auf ein Freiwilligen-Heer umgestellt wurde, sei die Zahl der Führerschein-Inhaber, die einen LKW fahren dürfen, merklich zurückgegangen.

Forchheimer Wirtschaft ist oberfränkischer "Musterschüler"

"Die gute Wirtschaftslage und die positive Erwartungshaltung der Industrie- und Handelskammer zeugen von einer ganz tollen Entwicklung", bekräftigt Wirtschaftsförderer Andreas Rösch vom Landkreis Forchheim. Die Unternehmen aus dem Landkreis Forchheim warteten in einer aktuellen Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth mit Topwerten auf.

Das gute Ergebnis sei vor allem der Industrie und dem verarbeitenden Gewerbe geschuldet. Seit Jahren werde am Standort Forchheim überdurchschnittlich investiert. "Mit einer Arbeitslosenquote von 3,0 Prozent gibt es bei uns praktisch Vollbeschäftigung", so Rösch. "Jeder Arbeitswillige sollte daher einen Job finden", zeigt sich der Wirtschaftsförderer optimistisch.

Azubi-Speed-Dating

Hauptaufgabe sei es nun, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Da sei der Landkreis Forchheim bereits seit Jahren auf einem guten Weg. Als Beispiele nennt Rösch die vertiefte Berufsorientierung mit vielen Praktika an den Mittelschulen im Landkreis. An der Ausbildungsmesse im beruflichen Schulzentrum nutzten mehr als 90 Aussteller die Möglichkeit ihre Unternehmen und Institutionen zu präsentieren. Die Jugendlichen konnten sich über Berufe aus den Bereichen Gastronomie, Einzelhandel, öffentlicher Dienst, Handwerk, Sicherheit, Sozialwesen oder Dienstleistung informieren. Beim Azubi-Speed-Dating haben Jugendliche zehn Minuten Zeit, um sich über Ausbildungsbetriebe zu informieren.

"Nun nehmen wir zunehmend die Gymnasiasten in den Fokus, um sie für eine berufliche Ausbildung in der Heimat zu gewinnen", betont Andreas Rösch. Das Zauberwort heißt "duales Studium". So lädt der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft für Samstag, 16. Februar ab 14 Uhr zu einem Informationsnachmittag in die Aula des Herder-Gymnasiums ein. Andrea Wild, Fachreferentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Oberfranken aus dem Bereich berufliche Bildung, führt die Schüler in die Thematik ein. Außerdem stellen Unternehmen aus dem Landkreis Forchheim ihr Angebot an dualen Studiengängen vor.

Zu Bekämpfung des Fachkräftemangels sei die Abteilung Wirtschaftsförderung dabei, die weichen Standortfaktoren, den Erholungswert der Region oder die günstigen Lebenshaltungskosten verstärkt in den Mittelpunkt zu stellen, so Rösch. Einen Vorteil des Landkreises Forchheim sieht der Wirtschaftsförderer in der Diversität. "Wir sind vom Portfolio der Wirtschaftsunternehmen deutlich breiter aufgestellt, als der Nachbarlandkreis. Ein weiterer Pluspunkt für Forchheim, das dadurch auch krisenfester sei.

Michael Waasner ergänzt: "Bevor es zu einer Rezession kommt, ist es wichtig, verschiedene Weichen zu stellen." Ganz oben auf der Agenda stehe dabei der Breitband-Ausbau und die Mobilfunk-Versorgung. "Gerade im ländlichen Raum ist das Potenzial der Digitalisierung besonders hoch, deshalb dürfen wir hier keinesfalls abgehängt werden." Nichtsdestotrotz: "Die Wirtschaft aus der Region Forchheim startet mit viel Schwung ins neue Jahr", freut sich der IHK-Vizepräsident.

Fast überall volle Auftragsbücher

Auch die Erwartungen für 2019 bestätigen die gute Einschätzung aus der Herbstumfrage. 61 Prozent aller befragten Unternehmen geben eine positive Geschäftslage zu Protokoll. Weitere 37 Prozent beurteilen sie befriedigend und gerade einmal zwei Prozent stufen ihre derzeitige wirtschaftliche Situation schlecht ein. "Das ist die beste Bewertung im gesamten Kammerbezirk", unterstreicht Michael Waasner. Er verdeutlicht: "Dass sich der Wirtschaftraum Forchheim positiv entwickelt, zeigen auch Auftragsentwicklung und Kapazitätsauslastung." 97 Prozent aller Befragten meldeten eine volle oder befriedigend volle Auftragsbücher; wiederum ein Spitzenwert für Oberfranken. 73 Prozent der befragten Unternehmen rechneten für die anstehenden zwölf Monate mit einer unveränderten Geschäftslage. Dazu gesellten sich 22 Prozent, die mit einer weiteren Verbesserung der geschäftlichen Situation kalkulierten. Mit einer Verschlechterung rechneten nur fünf Prozent.

"Die Erwartungen zeigen, wie stark die Forchheimer Unternehmen in ihren Märkten positioniert sind", erläutert Dr. Waasner. "Diese optimistische Einschätzung zeigt vor dem Hintergrund von Brexit, den aktuellen Handelskonflikten, dem 'government shutdown' in den USA und der Konjunktureintrübung in China, wie gut die Forchheimer Wirtschaft aufgestellt ist."