Ein Forchheimer beißt in einem Restaurant in der Fränkischen Schweiz auf eine Bleikugel und rätselt, wie das Schrotkorn in sein Reh-Ragout kam. Der Gastwirt bedauert den Vorfall.
Wo könnte Mutters Geburtstag würdig gefeiert werden? Sohn und Mutter hatten ein etwas vornehmeres Gasthaus in der Fränkischen Schweiz im Auge. "Da gehen wir doch mal hin zum Probieren", schlug der Forchheimer vor und macht sich mit seiner Frau und seiner Mutter am Feiertag auf den Weg zum Testessen.
Anfänglich schien die Mahlzeit recht bekömmlich; doch als er "etwa 60 Prozent des Reh-Ragouts gegessen" hatte, beißt der Test-Esser auf Metall. Er läuft auf die Toilette, spuckt aus, spült den Mund, doch den Kiefer kann er fortan nicht mehr so richtig schließen.
Er geht zurück in den Gastraum und bittet den Wirt um einen Zahnstocher, aber dem metallenen schmeckenden Teil im linken Oberkiefer ist damit nicht beizukommen. "Wird ihr Wild geschossen?", fragt der Gast den Wirt.
"Ja, das schießen wir selbst", sagt der Wirt.
"Ich hab mir nämlich gerade eine Bleikugel in den Backenzahn eingebissen", sagt der Gast. Und er macht sich trotz des Feiertages auf den Weg, um zu sehen, ob sein Zahnarzt in Wiesenthau zu Hause ist.
Nachdem er ihn nicht antrifft, fährt der unglückliche Test-Esser nach Hause und versucht, mit Hilfe von zwei Spiegeln und eines Schaschlik-Spießes die Kugel aus dem letzten oberen linken Backenzahn zu hebeln. Er scheitert. Er spricht seinem Zahnarzt eine Nachricht auf den Anrufbeantworter. Eine halbe Stunde später sitzt er dann auf dem Praxis-Stuhl und der Zahnarzt holt, in zwei Teilchen zerlegt, die Kugel (2,5 Millimeter Durchmesser) aus dem Backenzahn.
Über Antwort geärgert Nach der geglückten Operation meldet sich der Gast erneut beim Wirt und erzählt ihm, wie er die letzten Stunden dieses Feiertages verbracht habe.
"Ja, ich werde es dem Jäger sagen", mehr habe der Wirt nicht geantwortet, ärgert sich der Forchheimer. Etwas mehr Entgegenkommen habe er schon erwartet.
Er wäre dem Gast gerne entgegengekommen, beteuert der Wirt. Doch der Mann habe so unvermittelt das Restaurant verlassen, "dass ich gar nichts mehr für ihn tun konnte", bedauert der Wirt. "Wer auf Schrotkorn beißt, hat einen Wunsch frei" - dieser traditionellen Redensart wäre er gerne gefolgt. "Aber es war eine komische Situation", erinnert sich der Wirt, weil der Gast gesagt habe, er werde sich "weitere Schritte überlegen".
Überlegt hat sich der Gast dann aber nur, wie die bleiernen Reste in das Reh-Ragout gekommen sein mochten. Er unterhielt sich darüber mit einem befreundeten Jäger.
Drei Thesen Nun stehen drei Thesen des Jägers im Raum: Entweder wurde im Revier des Gasthauses mit Schrot auf das Reh geschossen, was verboten sei. These zwei: Die Munition kam aus einem "Zwilling". Bei dieser Art Gewehr sind zwei Läufe nebeneinander montiert. In einem Lauf steckt ein Geschoss, im anderen steckt Schrot. Beide Abzüge können versehentlich gleichzeitig ausgelöst werden. In so einem Fall, kann ein Reh auch Schrot abkriegen. These drei: Der Koch hat das Reh mit Hasenfleisch gestreckt, in dem Schrot-Reste steckten.
"Wenn man Wild bestellt, das mit Schrot geschossen wird, ist es nie auszuschließen, dass sich ein Schrot-Rest im Fleisch befindet", sagt der Wirt. Ein Reh dagegen, werde nicht mit Schrot geschossen: "Das würde auch gar nichts bringen.
Gejagt wird das Reh mit einem Acht-Millimeter-Geschoss." Der Wirt hält es für möglich, dass das Reh "einen Streuschuss einer anderen Jagd abgekriegt hat." Für "völlig absurd" hält er die Vorstellung, ein Reh-Ragout mit Hasenfleisch zu strecken. "Rehe haben wir viele, Hasen nur wenige."
So wird für den Test-Esser aus Forchheim letztlich ungeklärt bleiben, wie das Schrot in das Ragout kam. Nur eines steht für ihn nach dem Essen fest: Mutters Geburtstag wird in einem anderen Restaurant gefeiert.
Naja Vielleicht war das Reh mehr Schweizer als angenommen. Den in der Schweiz ist der Schrotschuss auf Reh erlaubt.
Schlimmer wäre wohl ein Stück Stoßstange oder Scheinwerferglas.
Man Probleme haben manche Zeitgenossen unglaublich. Wie wäre es mit nen Prozess wenn ne Gräte im Fischfilet steckt- einfach unglaublich.
warum kann man sich nicht zivilisiert einigen und muss auch noch über die Zeitung gehen.
Einfach mal miteinander reden und auch zuhören.
Schrot im Rehfleisch hatte ich schon öfter.
Gerade mit den streuenden Schrotflinten wird doch gerne auf alles geballert, was sich bewegt.
Insofern ist das mit dem Streuschuss (was für ein Euphemismus) schon am plausibelsten.
Waidmännisch ist anders.
... aber das Bild, das der Gast hier von sich zeichnet, spricht auch nicht gerade von einer ausgewogenen Persönlichkeit.