Forchheim: Mieterin raus, Asylbewerber rein

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In dieses Haus in der Bayreuther Straße, gegenüber der ehemaligen Hornschuch-Villa, sollen ab November 50 Asylbewerber einziehen. Der Vertrag zwischen Hausbesitzer und Landratsamt ist bereits unterschrieben. Foto: Josef Hofbauer
In dieses Haus in der Bayreuther Straße, gegenüber der ehemaligen Hornschuch-Villa, sollen ab November 50 Asylbewerber einziehen. Der Vertrag zwischen Hausbesitzer und Landratsamt ist bereits unterschrieben.  Foto: Josef Hofbauer
Melanie Maier
Melanie Maier
 

Die Forchheimerin Melanie Maier hat eine Kündigung unterschrieben, damit der Hausbesitzer frei über ihre Wohnung verfügen kann. Nun fühlt sie sich von ihrem Vermieter über den Tisch gezogen. Sie hat einen Anwalt eingeschaltet.

Einen Skandal nennt Melanie Maier (39) die Kündigung, die sie vor etwa zwei Monaten von ihrem Hausherrn bekommen hat. Wegen Eigenbedarfs habe Durmus Karabag ihr die Wohnung, in der sie seit mehr als drei Jahren lebt, gekündigt.

"Das ist falsch", behauptet die Mutter von drei Kindern. In Wirklichkeit wolle der Vermieter nur mehr Geld verdienen. Er habe das Haus als Unterkunft für Asylbewerber angeboten. Eine Nachfrage beim Landratsamt ergibt: "Ab November werden hier 50 Asylbewerber einziehen. Der Vertrag mit dem Landratsamt ist unter Dach und Fach." Das bestätigt der Pressesprecher des Landratsamtes, Maximilian Sebald, auf Nachfrage.

Erst einmal hat Melanie Maier ihrem Unmut darüber, dass in ihre Wohnung Asylbewerber einziehen sollen, auf Facebook freien Lauf gelassen. Das Ergebnis: "Mein Profil wurde gelöscht, weil ich als ausländerfeindlich eingestuft wurde", erzählt Melanie. "Aber das stimmt nicht. Ich habe nichts gegen Menschen anderer Nationalität, ich empfinde es aber als Schweinerei, dass jemand aus der Not von Flüchtlingen Profit schlagen will."


Selbst fristlos gekündigt

Rechtsanwalt Rupert Hofmann, Forchheim, widerspricht. "Frau Maier hat am 21. Juni ohne Drängen meines Mandanten eine fristlose Kündigung unterschrieben. Sie ist Teil der Akten."

Melanie Maier räumt ein, dass sie ein vorgefertigtes Kündigungsschreiben des Vermieters unterzeichnet habe. Aber wenig später habe ihre Tochter festgestellt, dass sie das Papier offenbar falsch interpretiert hatte. "Ich fühlte mich über den Tisch gezogen, bin sofort zum Vermieter und habe mich darüber beschwert", erklärt Melanie. Doch der Vermieter habe auf der rechtsgültigen Kündigung bestanden. "Stimmt", sagt der Anwalt des Hausbesitzers. Er bestätigt auch, dass die Mieterin ihre Kündigung durch ihren Anwalt anfechten ließ.


Psychisch unter Druck

Ferner beklagt sich Melanie Maier über einen enormen psychischen Druck, dem sie täglich ausgesetzt sei. "Fast jeden Tag hat mich der Bruder meines Vermieters, der im gleichen Haus wohnt, abgepasst und mir zugesetzt, dass die Zeit drängt. Immer wieder fragte er, wann ich nun endlich ausziehe." Um der Aufforderung, die Wohnung so schnell wie möglich zu räumen, Nachdruck zu verleihen, habe er ihr sogar Geld geboten. "Der hat mir 3000 Euro bar auf den Tisch gelegt, um mich los zu werden", schildert Melanie die Situation. Dann übermannt sie wieder die Wut. "Wie kann es sein, dass ich auf die Straße gesetzt werde, damit der Hausbesitzer mehr Profit macht?" Das darf nicht sein, findet sie.

Das sieht auch Traugott Hübner, Vorsitzender des Mietervereins Forchheim so. "Wenn sich herausstellt, dass kein Eigenbedarf vorliegt, ist die Kündigung nicht wirksam."

"So wie Frau Maier den Fall schildert, wäre das höchst unsozial", findet Gerald Haulitschek, Mitarbeiter der Kanzlei Schwanda. Er schränkt aber ein: "Objektiv ist das leider nicht so. Im Moment liegt mir ein Schreiben vom Anwalt des Vermieters mit einer Räumungsklage vor." Und: "Es scheint auch so zu sein, dass meine Mandantin die wiederholten Äußerungen, die Familie benötige die Wohnung selbst, als Eigenbedarf interpretiert hat", erklärt Haulitschek, der einen "Härteantrag" auf Fortsetzung des Mietverhältnisses stellen will. Der Frau sei ein Umzug nicht zuzumuten, schließlich habe sie drei Kinder, von denen das Kleinste gerade mal anderthalb Jahre alt sei. "Vielleicht gibt es doch noch eine außergerichtliche Lösung" zeigt sich Haulitschek zuversichtlich.

Dennoch hat sich Melanie auf Wohnungssuche begeben. "Ich habe guten Willen gezeigt und einige Wohnungen zusammen mit meinem Vermieter angesehen. Auch auf eigene Faust habe sie eine Wohnung gesucht, bislang vergeblich.Enttäuscht ist sie von Oberbürgermeister Franz Stumpf.


Problem Schufa

Obwohl bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWS eine Wohnung frei gewesen sei wurde Melanies Gesuch abgelehnt. "Ich habe sie nicht bekommen, weil ich einen Schufa-Eintrag habe." Dabei habe dieser Vermerk nichts mit fehlenden Mietzahlungen zu tun. "Eine Wohnung bei der GWS wäre ideal gewesen, denn dann wäre ich in der Nähe meines Vaters gewesen, der nach Angaben der Ärzte nur noch wenige Monate zu leben hat, hätte mich um ihn kümmern können", bedauert Melanie. Auf Dauer will sie für sich, ihre Kinder und ihren Lebensgefährten aber doch eine andere Wohnung suchen. Ein Zusammenleben mit 50 Asylbewerbern kann sie sich nämlich auch nicht vorstellen.