Ab sofort spielt Ebermannstadt in einer Liga mit London, Brüssel, Kopenhagen, Rom und San Francisco. Dies betonte Ehrenbotschafter Manfred Holz bei der Verleihung des Titels "Fair Trade Town" an den Ebermannstadter Bürgermeister Franz Josef Kraus im Rahmen der Jahresschluss-Sitzung im Gasthof Schwane.
Ebermannstadt ist die 131. Stadt in Deutschland, die sich zu fairem Handel bekennt. "Und die erste Kommune im Landkreis Forchheim", merkte Kraus mit Blick auf die große Kreisstadt Forchheim an. Weltweit gibt es bereits über tausend Städte, die sich zu gerechter Entlohnung bekennen. Langeoog ist die erste Fairtrade-Insel.
In rund 36 000 Supermärkten, Drogerieketten und Lebensmittelabteilungen seien die Produkte mit dem Fairtrade-Siegel zu haben, informierte Holz. In Deutschland bieten derzeit etwa 200 Lizenznehmer rund 2000 Produkte an, wobei die Palette von Kaffee und Tee über Schokolade und Kekse bis zu Bananen, Eistee, Rosen und Textilien reicht.
In Ebermannstadt verkaufen drei Einzelhandelsgeschäfte sowie zwei Cafés und Restaurants Produkte aus fairem Handel. Auch die Schulen, zwei Vereine und beide Kirchengemeinden verwenden ausschließlich Fairtrade-Produkte.
Dies gilt auch für die Stadt Ebermannstadt und die Stadtwerke. Da wird nur noch Kaffee aus fairem Handel ausgeschenkt. "Der schmeckt mittlerweile richtig gut", betonte Manfred Holz, denn 50 Hersteller hätten inzwischen mehr als 300 verschiedene Fair-Trade-zertifizierte Kaffee-Artikel im Angebot. Über 60 Prozent davon tragen zusätzlich ein Bio-Siegel.
93 Prozent der Bevölkerung halten Fair-Trade-Produkte für vertrauenswürdig, dennoch betrage der Umsatz dieser Waren gerade mal zwei Prozent. "Da ist noch Potenzial", sagte Holz.
Nicht nur ein Lippenbekenntnis Der Ehrenbotschafter schränkte ein, dass der Titel erst einmal auf zwei Jahre verliehen werde. Erst wenn sich bei der Kontrolle zeigt, dass die Bedingungen erfüllt sind, dürfe Ebermannstadt dauerhaft mit dem Slogan "Fair-Trade-Town" werben.
Zu den Kriterien gehört übrigens, dass die Medien mindestens vier Mal über diese Initiative berichtet. Im Sinne der Nachhaltigkeit gibt es auf der neuen Webseite der Stadt eine Rubrik "Fairer Handel". Dass dies kein Lippenbekenntnis ist, bewies der Förderverein der Mittelschule, der zusammen mit der Volksbank und dem Bauunternehmer und Stadtrat Ludwig Walter zehn Djemben gespendet hat. Natürlich aus fairem Handel.
So bekamen die Mitglieder des Stadtrates Ebermannstadt bei der Weihnachts-Sitzung ungewöhnliche Klänge zu hören. Zusammen mit Musiklehrer Robert Duckarm trommelte die "Gruppe 1" auf dem "Weihnachtsgeschenken" den "Burundi Beat". Die "Gruppe 1", das sind Andy, Felix und Simon, die sich bei dem Modellprojekt "Jeki" - jedem Kind ein Instrument - für Schlagwerk entschieden haben.
Nun wird das romantische Städtchen an der Wiesent in einem Atemzug mit Forchheim genannt. Ist das nicht großartig.
"Fair Trade Town" klingt so unglaublich cool. Diese Lebensphilosopie wählten nun endlich auch die Ebermannstädter. Bald umgeben von Windmühlen und ländlicher Kleintechnologie wie Bioagasanlagen kann man die Weitsicht, die durch niedriege Erwartungen gekennzeichnet ist, durch fairen Handel so richtig ausleben.
Mit der Betonung der "Grenzen" des Handels, Verklärung der Vergangenheit, Idealisierung der Natur und dem Misstrauen gegenüber den kapitalistischen Märkten holt man die Gutbürger Ebermannstadts mit ins Boot.
Doch jenseits der fränkischen Fachwerkhäuser-Romantik, Windrädern und Bioagasanlagen wogt eine quicklebendige Welt. Dort erobern die Armen von gestern die Märkte von heute.