Am Sonntag macht der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick der Leutenbacher Kirche seine Aufwartung. Grund ist 550. Geburtstag der Kirche St. Moritz.
Das romantische St.-Moritzkirchlein oberhalb Leutenbachs freut sich an diesem Wochenende über prominenten Besuch. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick wird am Sonntag um 9.30 Uhr zum 550. Kirchweihfest einen Festgottesdienst zelebrieren. Anschließend nimmt er die Segnung der der Kapelle benachbarten Kultur- und Besinnungsklause vor.
Beide Ereignisse sind auch Anlass, einen näheren Blick auf die Geschichte dieses romantischen Ortes in wohltuender Natur zu werfen. Die Aufzeichnungen aus früher Zeit sind spärlich. Unter anderen befassten sich Georg Knörlein aus Kirchehrenbach, Peter Rau aus Mittelehrenbach oder auch Lucie Kanzler intensiv mit den früheren Aufzeichnungen.
Heftiger Streit
Ein Büchlein von Peter Rau mit umfangreichen Recherchen liegt in der Kapelle auf. Demnach begann "am 3. Januar 1463, einem Mittwoch, für St. Moritz die schriftliche Zeit", wie Rau schreibt.
Es gab einen heftigen Streit mit dem zuständigen Pfarrherrn in Kirchehrenbach, der allem Anschein nach seinen Verpflichtungen gegenüber den Kirchen in St. Mauritius in Oberleutenbach und St. Jakobus in Niederleutenbach, dem heutigen Leutenbach, nicht nachkam. Die Kapelle hat also vermutlich schon lange vorher bestanden und war ursprünglich vermutlich eine Burgkapelle der Burg der "Edlen von Ludunbach", die auf dem das Tal beherrschenden Felsvorsprung ihren Stammsitz hatten.
Eine Schandtat
Das Geschlecht verschwand bereits 1203 wieder, schreibt Lucie Kanzler an anderer Stelle. Chor und Westbau der Kirche stammen aus der Zeit um 1400. 1505 wurde die Kirche nach einer Schandtat wieder geweiht.
Die Ausstattung der Kirche lässt auf einen gewissen Wohlstand der Kirchengemeinde schließen. Hochwertig ist besonders die Figurengruppe der hl. Anna Selbtritt, geschaffen um 1500.
Der Hochaltar mit der Statue des heiligen Mauritius entstand um 1680. Langhaus und Turm sind in das 17. Jahrhundert zu datieren. Im Pfarrarchiv (1606 - 1632) ist zu lesen, dass der Kirchehrenbacher Pfarrer seinerzeit verpflichtet war, alle Sonn- und Feiertag dort ein "heiliges Amt zu singen", und zwar von Ostern bis St. Michaeli (29. September). Am 14. November 1834 wurde die Filialkirche St. Moritz verwaltungsmäßig von der Mutterkirche in Leutenbach getrennt und hat seitdem eine eigene Kirchenverwaltung. Für die heutigen Zeitzeugen hat Pfarrer und Heimatdichter Kanzler maßgeblich St. Moritz und seine Umgebung geistig geprägt.
Er wirkte von 1936 bis zu seinem Tod 1975 in Leutenbach Sein Name ist von diesem Ort nicht zu trennen. Der Kommunionunterricht fand zu seiner Zeit auf St. Moritz, genauer gesagt im Ermitenhäuschen statt. Alle Kinder wanderten zu Fuß von den dazugehörigen Pfarrorten dorthin.
An schönen Tagen saßen die Kinder mit dem Pfarrer dann auf einem Felsen, in freier Natur und bereiteten sich auf die erste hl. Kommunion vor.
Bewegte Geschichte
Die Einsiedelei selbst entstand wohl 1749. Damals erhielt der Bildhauergeselle Johann Anton Schön die Erlaubnis, an der Kirchhofmauer von St. Moritz ein kleines Wohnhaus zu errichten.
Für das Ordinariat Bamberg mochte sich hier eine Präventivmaßnahme gegen Einbruch, Diebstahl und Friedhofsfrevel bieten. Seitdem durchlebte das Häuschen eine bewegte Geschichte. 2008/09 wurde die Einsiedelei im Rahmen des "Leaderplus"-Programms der EU saniert und als Kultur- und Besinnungsklause gestaltet. Organisatorisch ist die Klause zusammen mit dem Lohranger in Pinzberg dem Wallfahrtsmuseum in Gößweinstein angegliedert.
Während die beiden anderen Orte die Wallfahrt in den Mittelpunkt stellen, zeigt die Kultur und Besinnungsklause mit dem Eremitenleben ein weiteres buntes Mosaik in der kirchlichen Geschichte.
Kanzler verfasste diverse Schriften zur Heimat und St. Moritz. Auf St. Moritz ließ er sich für seine Werke inspirieren. Viele Zeitzeugen werden sich noch erinnern, wie er, sein Tagesgebet verrichtend, zu Fuß von Leutenbach nach St. Moritz wanderte. Die Einsamkeit des Ortes brachte in Zeiten, da das Automobil noch nicht die Rolle spielte, auch zahlreiche Geistergeschichten im Volk hervor. Sie hörten sich gruselig und Angst einflößend an und verfehlten oft ihre Wirkung für den nächtlichen Fußgänger nicht.
Liebevolle Pflege
St. Moritz und seine Umgebung haben ihre Attraktion auf Einheimische und Fremde nicht verloren. Liebevoll pflegen die Anwohner den Friedhof.
Männer wie Josef Alt und Hans Greif machten sich über Jahrzehnte mit großer Hingabe für das Kirchlein als Mesner und Kirchenpfleger und seine Umgebung im Ehrenamt verdient. Pfarrer Alfred Beißer freut sich über die große Unterstützung.
9 Uhr Empfang von Erzbischof Ludwig Schick am Parkplatz sowie Begrüßung durch die Kirchenverwaltung; Begleitung zur Kirche mit Landwehr, den Ortsvereinen von Ortspitz, Seidmar, Hundsboden, den Trachtenkindern und den Ehrengästen;
9.30 Uhr Eucharistiefeier mit Begrüßung durch Pfarrgemeinderat
10.30 Uhr Begegnung mit Erzbischof Schick auf dem Kirchengelände
11.15 Uhr Segnung der Kultur- und Besinnungsklause;
Führung und Besichtigung der Einsiedelei;
12 Uhr Mittagessen im Zelt;