In vielen Geschäften der Region können Kunden lediglich Kirschen aus der Türkei kaufen. Für die Landwirte aus der Region droht dies zum Problem zu werden.
Die diesjährige Kirschernte in Franken hat etwa Halbzeit. Auffällig ist, dass Kirschen aus der Türkei und Griechenland immer stärker auf den Markt drängen. Am Eingang von
Pretzfeld steht dagegen Silke Gründel mit ihrer Tochter Laura. Sie vermarkten ihre Kirschen wie viele andere in der Gegend im Wesentlichen direkt mit dem Straßenstand.
Gründel hat aber auch die Möglichkeit, ihre Kirschen in der Obstmarkthalle abzuliefern. Das Kilo Süßkirschen der Premiumsorte "Regina" kostet dort um die vier Euro. Silke Gründel versteht diese Art der Vermarktung als praktisch. Der Verbraucher erhalte auf direktem Weg frische Ware.
Vermeintliche Mängel
Beim Blick in die Supermärkte ergibt sich ein anderes Bild als in der Obstmarkthalle. Ein Supermarkt in Ebermannstadt beispielsweise bietet nur türkische Kirschen an.
Er tut dies, weil er deutsche Kirschen am Morgen des Besuchs wegen Mängel zurückgeben musste. Ausschließliche türkische Kirschen finden die Kunden in der Forchheimer Filiale einer Kette. "Sobald mein Bauer in der Region Kirschen hat, werden sie angeboten", sagte der dortige Geschäftsleiter. Er wird sich beeilen müssen, die Ernte geht bereits in die zweite Halbzeit.
Entscheidungen werden überregional getroffen. Jetzt seien eben ausschließlich griechische Kirchen im Angebot, ist in einem anderen Supermarkt zu hören. In zwei Geschäften finden Kunden dagegen deutsche Kirschen, relativ lieblos in einer großer Kiste angeboten. Unweit davon entfernt werden türkische Kirschen in Plastikbehältern angeboten. Das sieht optisch besser aus. Der Geschäftsleiter eines anderem Supermarkts erklärt, ausländische Kirschen nur so lange im Angebot zu haben, bis fränkische Ware verfügbar sei.
In der Filiale einer großen Supermarktkette stößt man auf griechische Kirschen neben dekorativ und umweltfreundlich in Schalen verpackten Fränkischen Süßkirschen von Frankenobst aus Igensdorf.
So war Franken wenigstens einmal sichtbar in den aufgesuchten Geschäften vertreten.
Keine Verpflichtung
Beim Nahkauf in Kirchehrenbach, einem Zulieferer von Rewe, gibt es dagegen überhaupt keine Kirschen zu kaufen. Das aktuelle Hochglanzprospekt verspricht zwar für nächste Woche "echte, große süße Früchte" aus dem türkischen Alara.
"Ich werde einen Teufel tun, mitten im großen fränkischen Kirschanbaugebiet", stellt Inhaber Erich Lochner aber unmissverständlich klar. Der Prospekt werde bundesweit gedruckt, es habe aber für ihn keine verpflichtende Wirkung.
Fränkische Kirschen hat er aber auch nicht.
Das mache keinen Sinn. Schließlich könne diese hier jeder an der Straße direkt vom Bauern kaufen, und der solle auch sein Geschäft machen. Außerdem könne er mit den Preisen an der Straße nicht mithalten. Der kleine Rundgang lässt sicher keine endgültige Analyse zu. Klar ist jedoch, dass trotz einer relativ guten Ernte in Franken immer mehr ausländische Erzeugnisse von weit herangebracht werden und so den lokalen Markt beeinflussen.
Dazu trägt bei, dass die Frühkirschen in Franken aufgrund der ungünstigen Witterung qualitativ gelitten haben, wie die Anbauer Georg Beutner aus Weingarts und Gerhard Reichold aus Ortspitz unisono feststellen. Ihre Hoffnungen ruhen auf den attraktiven Spätsorten "Kordia" und "Regina": feste Kirschen, die bei gutem Behang eine lange Haltbarkeit und vorzüglichen Geschmack versprechen.
Und nur höchste Qualität lässt sich heute noch als Frischobst vermarkten, wie Herbert Huppmann betont. Er ist Geschäftsleiter der Frankenobst AG in Igensdorf, zu der auch die Verwertungsgenossenschaften von Mittelehrenbach und Pretzfeld gehören. Schon mittlere Qualität sei als Frischobst nicht mehr gefragt.
Auch Huppmann bemerkt eine schwache Nachfrage beim Einzelhandel. Darauf bezieht sich auch die Anklage von Georg Beutner: "Der Einzelhandel steht nicht zu seinen lokalen fränkischen Produkten." So nehme der Einzelhandel auf diese Weise auch indirekt Einfluss auf die Landschafsstruktur der Fränkischen Schweiz. Eine schöne Landschaft aber lasse sich nicht importieren.
Hier ist der Verbraucher wie bei vielen anderen Produkten gefragt. Denn nur wenn wir darauf bestehen, dass mehr heimische Produkte angeboten werden und auch hinterfragen, warum diese nicht im Angebot enthalten sind, wird sich daran etwas ändern. Wir müssen alle wieder etwas mehr auf Regionalität pochen. Schließlich unterstützen wir damit unsere Wirtschaft und nicht die des Auslandes.