Standesbeamte kümmern sich nicht nur um die Formalitäten einer Eheschließung. Sie geben, wie drei Standesbeamte aus Forchheim und Kirchehrenbach belegen, dem Paar immer auch Tiefsinniges mit auf den Weg.
Die meisten Paare, sagt Klemens Denzler, schätzen es, wenn der Standesbeamte über die Liebe spricht. Oder darüber, wie die Beziehung "in gesegneten Bahnen" verlaufen kann. "Wenn jemand aber zum zweiten oder dritten Mal heiratet, sollte der Standesbeamte etwas zurückhaltender sein, da kann man nur ins Fettnäpfchen treten", scherzt Denzler.
Er muss es wissen. Seit 30 Jahren ist er Standesbeamter. Hat ungezählte Fortbildungen absolviert. Erstaunlicherweise hat er in all den Jahren aber nur eine einzige Traurede gehalten. "99 Prozent der Trauungen machen die Bürgermeister", erklärt Klemens Denzler, der in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Kirchehrenbach arbeitet.
So ist das in kleinen Gemeinden: Da reißen sich die Bürgermeister darum, die Trauungen selbst zu halten. Und da es in der VG Kirchehrenbach drei Bürgermeister und drei Stellvertreter gibt, kommen die beiden hauptamtlichen Standesbeamte gar nicht in die Verlegenheit, wohlgeformte Sätze formulieren zu müssen. "Wir sind der Prellbock. Wir bereiten die Dokumente vor und machen die rechtlichen Sachen im Hintergrund", sagt Klemens Denzler.
Im Vordergrund stehen Leute wie Anja Gebhardt. Im Vorfeld einer Trauung befragt die Bürgermeisterin aus Kirchehrenbach das Brautpaar. Welche Vorlieben hat es? Gab es einen Heiratsantrag?
Dank solcher Informationen könne sie der Traurede "eine persönliche Note geben". Zudem schmücke sie die Rede mit Zitaten. Ihr liebstes ist von Leo Tolstoi: "Die wichtigste Stunde im Leben ist immer der Augenblick; der bedeutsamste Mensch im Leben ist immer der, welcher uns gerade gegenübersteht; das notwendigste in unserem Leben ist stets die Liebe." Anja Gebhardt sagt dann zu jeder Zeile etwas. Ihre Kernbotschaft lautet: "Jeder sollte jedem seinen Freiraum lassen. Gleichzeitig ist es wichtig, gemeinsame Ziele zu verfolgen. So wird man auch in schwierigen Zeiten das Vertrauen nicht verlieren."
Fünf bis zehn Minuten dauert so eine Rede, sagt die Bürgermeisterin: "Wenn es zu lange wird, schweifen die Paare ab."
Bei etwa 15 Trauungen pro Jahr ist Anja Gebhardt gefragt. Weil sie als Bürgermeisterin Ehrenstandesbeamtin ist, darf sie "nur den Trauakt vollziehen". Manchmal steht nur das Paar vor ihr, manchmal sind 40 Gäste im Zimmer. Eines sei aber immer gleich: Am Ende wünscht die Bürgermeisterin jedem Paar, dass es zusammen alt werden darf. "Weil es nichts schöneres gibt, als alte Ehepaare, die händchenhaltend rumlaufen." Wenn diese Worte gefallen sind, dann sind Brautpaar und Ehrenstandesbeamtin gleichermaßen gerührt - "meist zu Tränen".