Die Ankunft des blauen Kiefernprachtkäfern setzt vor allem schon vorgeschädigten Bäumen massiv zu.
Ein neuer Schädling hat sich im Waldgebiet der "Unteren Mark" ausgebreitet: der blaue Kiefernprachtkäfer. So prachtvoll wie seinen Namen finden die Waldbesitzer seinen Einzug in die hiesige Fauna allerdings nicht.
Begünstigt durch den heißen und trockenen Sommer 2015 wurden bayernweit auffällige Schäden zumeist an den Waldrändern von Kieferbeständen, beobachtet. "Augenscheinlich sind die extremen Witterungsbedingungen der Auslöser", so Förster Matthias Jessen.
Er ist forstlicher Berater bei der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kreuzberg und führte gemeinsam mit dem WBV-Geschäftsführer, Förster Matthias Koch, eine Ortsbegehung für interessierte Waldbesitzer in Wimmelbach durch. Mehr als 40 Waldbesitzer waren der Einladung gefolgt. Alle treibt die Sorge um ihre Wälder um.
Ausgewählt wurde ein Waldstück am Ortsrand von Wimmelbach. "Hier sind alle Stadien des Befalls des neuen Schädlings deutlich zu erkennen", zeigte Matthias Koch die Zeichen des Befalls auf. Der blaue Kiefernprachtkäfer ist ein "Sekundärschädling", er befällt vor allem bereits geschwächte Bäume. "Der Käfer schwappt von Mittelfranken zu uns herein", erklärt WBV-Vorsitzender Bernhard Roppelt das Verbreitungsszenario. "Vor zwei Jahren war er noch nahezu unbekannt in unseren Wäldern", sagte Roppelt weiter.
Verfärbung der Nadeln
Der Larvenfraß des Käfers gibt die oftmals bereits geschwächten Kiefern den Rest: Die Wasserversorgung ist nicht mehr möglich, der Baum stirbt ab und wird dürr. Reihenweise kann man dieses Phänomen in dem ausgewählten Privatwald sehen.
"Erste Anzeichen sind kleine Spechtabschläge" so Jessen. Im Anfangsstadium ist ein Befall für den Laien nur schwer erkennbar. Die Larven fressen zickzackförmige Gänge, es kommt zu einer graugrünen Verfärbung der Nadeln, die Rinde fällt ab und die Bäume beginnen abzusterben. Wird ein Befall festgestellt, sollten die Bäume vor dem Ausschwärmen der Käfer eingeschlagen werden. Die Stämme und Kronen müssen abgefahren werden. Betroffen sind ausschließlich Kiefernbäume - in der "Unteren Mark" noch immer die verbreitetste Baumart. Sie wurde zwischen 1850 und 1900 von den Vorfahren der heutigen Waldbesitzer gepflanzt, sind also nicht natürlichen Ursprungs.
"Die ehemaligen Schafweiden wurden nicht mehr benötigt, die Baumwolle hielt Einzug in die Region. Die Bauern forsteten mit Kiefern auf, die allerdings den heutigen Klimabedingungen nicht standhalten können", so Jessen. Für ihn gibt es nur eine Lösung: den Waldumbau. Hin zum klimatoleranten Mischwald. "Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, es ist zwölf", verdeutlichte er den dringenden Handlungsbedarf. Die in der WBV Kreuzberg organisierten Waldbauern sind dabei Vorreiter in der Region. Im letzten Jahr wurden rund 30 Hektar Wald umgebaut. "Handeln Sie, solange noch Kieferkronen den Boden beschatten. Pflanzen sie am besten im Herbst und dann gilt es zu hoffen, dass kein Trockenjahr kommt", verdeutlichte er den Teilnehmern die für ihn seinen Augen einzige Möglichkeit.
Sie sei alternativlos, das Aufkommen des blauen Kiefernprachtkäfers nur ein weiteres Signal dafür, endlich zu handeln. In dem befallenen Waldstück bei Wimmelbach wird nach dem Holzeinschlag jetzt Waldumbau betrieben.