Ein Gedenktag mit einer Überraschung

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Zum Gedenken am Mahnmal in der Wiesentstraße hatte OB Franz Stumpf (rechts) am Freitag auch die Öffentlichkeit eingeladen. Vom israelischen Gebetskreis aus Hausen war Inge Wieland-Steinmetz (mit Fahne) gekommen. Foto: Roepert
Zum    Gedenken am Mahnmal       in der Wiesentstraße hatte OB Franz Stumpf  (rechts) am Freitag        auch  die Öffentlichkeit eingeladen.   Vom israelischen Gebetskreis aus Hausen war      Inge Wieland-Steinmetz    (mit  Fahne) gekommen. Foto: Roepert

50 Bürger und Politiker kamen am Freitag zum Synagogen-Mahnmal in der Wiesentstraße. Erstmals war es kein stilles Gedenken - und OB Franz Stumpf ließ mit einem Vorschlag aufhorchen: Die Stadt will mit einer Straße an ihren jüdischen Mitbürger Dr. Wilhelm Kleemann erinnern.

Viel war in den letzten Monaten über den Umgang mit dem ehemaligen Synagogenplatz und über ein würdiges Gedenken geredet worden. Am Freitag folgten Taten.

Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) hatte anlässlich der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 zum Synagogen-Mahnmal in der Wiesentstraße eingeladen. Entgegen der bisherigen Gepflogenheit beließ es Stumpf nicht bei einem stillen Gedenken.

Über 50 Bürger und Politiker hatten sich in der Wiesentstraße versammelt. Franz Stumpf erinnerte an jenen Tag, als in Deutschland die Synagogen brannten: "Jüdischer Besitz wurde auf offener Straße wie im privaten Bereich zerstört, Menschen auf die Straßen getrieben, misshandelt und auf die Polizeistationen geschleppt.
In Forchheim verhielt es sich nicht anders."

Kleemann als Namensgeber

Forchheim habe seinen jüdischen Mitbürgern viel zu verdanken, sagte Franz Stumpf - um dann ein Versäumnis einzuräumen und einen überraschenden Vorschlag zu machen: "Wir müssen heute leider zugeben, dass sich unter den amtlichen Straßennamen unserer Stadt noch kein Name eines jener jüdischen Mitbürger befindet, die unserer Stadt Gutes getan haben. Den heutigen 9. November möchte ich daher zum Anlass nehmen, gegenüber unserer Verwaltung die Bitte zu äußern, in absehbarer Zeit dem Stadtrat einen Vorschlag für eine solche Widmung zu unterbreiten. Dr. Wilhelm Kleemann wäre nach meinen Vorstellungen ein würdiger Namensgeber."

Wie Stumpf erinnerte, war Wilhelm Kleemann "hier gegenüber im Obergeschoss der Synagoge geboren" worden; später habe ihn eine "steile Bankerkarriere" nach Frankfurt am Main und Berlin geführt. Kleemann habe sich in Forchheim bereits 1919 als "Stifter und Wohltäter seiner Vaterstadt" hervorgetan. Nach dem Krieg habe Dr. Kleemann diese Stiftung erneuert und war für seine Verdienste 1966 mit dem Goldenen Ehrenring der Stadt Forchheim geehrt worden, erinnerte Franz Stumpf.

Wie viele andere Juden repräsentiere Kleemann "einen großen Teil der hiesigen Geschäftswelt", sagte Stumpf gestern. "Nicht wenige Firmen, in denen Forchheimer ihren Lebensunterhalt verdienten, gingen auf jüdische Gründungen zurück."

Nicht nur der Oberbürgermeister meldete sich gestern am Mahnmal zu Wort, um sich "vor den Opfern zu verneigen" und "in tiefer Trauer ihres Leids und ihrer Erniedrigung" zu gedenken. Aus der Gemeinde Hausen waren Vertreter des "Gebetskreises für Israel" gekommen. Sprecherin Inge Wieland-Steinmetz rief die Stadt und ihre Bürger auf, "Patenschaften für die Überlebenden des Holocaust zu übernehmen". Anschließend ließ der Gebetskreis vom CD-Player ein Gedenklied für Israel erklingen.