Ein Erzengel und ein Vakuum

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Der Erzengel Michael von Otto Abeßer. Foto: Martin Rehm
Der Erzengel Michael von Otto Abeßer.  Foto: Martin Rehm

Die "Skulptur-Achse Tennenlohe", die auch von Künstlern aus dem Landkreis Forchheim mitgestaltet wurde, muss sich neu ordnen.

Über "unheimlich viele Komplimente" hat sich Dieter Erhard in den vergangenen 19 Monaten gefreut. Die Idee, eine neue Perspektive auf Wald, Natur und Kunst zu eröffnen, stammt von dem Erlanger Forstdirektor Peter Pröbstle. Und Dieter Erhard hat die Idee als Entwickler und Gründer der "Skulptur-Achse Tennenlohe" verwirklicht.
Als Erweiterung des von ihm gegründeten Skulpturenparks Tennenlohe sieht er den Skulpturen-Weg: "Er erweitert den Park in den Landkreis hinein", sagt Dieter Erhard
Nicht nur in den Landkreis Erlangen-Höchstadt, sondern auch in den Landkreis Forchheim. Denn beigetragen zum Erfolg der Skulptur-Achse haben auch zwei Künstler aus der Region Forchheim: Otto Abeßer aus Dormitz und Stefan Schnetz aus Langensendelbach.


Kunst auf 1000 Metern

Der "Krötenkönig" von Stefan Schnetz und der "Erzengel Michael" von Otto Abeßer waren mit die ersten Werke, die den 1000 Meter langen Skulpturen-Weg in Tennenlohe zierten.
Die Schwertspitze des Erzengels ragt dreieinhalb Meter in den Himmel. Otto Abeßer fertigte den 100 Kilo schweren Engel aus Eisenblech. "Der Name kam, als die Skulptur fertig war", erinnert er sich. Abeßer, der sich seit Jahrzehnten vom Leben und der Kunst Italiens beeinflussen lässt, hatte die Figur 2001 für die Stadtakademie Erlangen gefertigt. Ein Pfarrer hatte bei der Enthüllung gesagt: "Das ist doch ein Erzengel." Anschließend stellte der Dormitzer Künstler seine Michael-Skulptur in Worzeldorf aus, dann wurde sie für Tennenlohe angefragt.


Baal sitzt vor der Haustür

Otto Abeßer, der auch malt, aber vor allem auf Metallarbeiten spezialisiert ist und gerne spirituelle Themen umkreist (vor seiner Haustür sitzt ein Baal), hat nichts dagegen, wenn Erzengel Michael noch eine Zeitlang in Tennenlohe verweilt. "Eine feste Absprache über die Länge der Ausstellung gibt es nicht. Die Skulptur steht da und ist verkäuflich. Von mir aus darf sie noch länger stehen." Dieter Erhard erklärt das Grundkonzept des Projektes: Das Stangensystem und die Betonplattformen könnten wie einen "Markplatz" genutzte werden.
Junge Künstler zu fördern und partnerschaftliche Beziehungen aufzubauen, sei der wichtigste Impuls, der von der Achse ausgeht.
Dieter Erhard organisiert das nicht nur, er stellt auch selbst ein 9,4-Tonnen-Werk aus. Sein 3,50 Meter hoher Monolith ist von einer "Christus ähnlichen Figur" gekrönt. Der "Quellstein", so der Name des Werkes, beschließt den Kunst-Weg.
Doch mittlerweile ist die im Oktober 2015 eröffnete Skulptur-Achse in eine Umbruchphase geraten. Zwei der zwanzig "Marktplätze" stehen leer und die Frage der künftige Finanzierung ist in der Schwebe.
Zu den Leerstellen auf der Achse gehört die Plattform, auf der bis vor wenigen Wochen der "Krötenkönig" stand. Stefan Schnetz hat die Skulptur verkauft.


4000 Klicks für den König

"Für den gleichen Standort am Skulpturenweg habe ich aktuell keine Skulptur in Planung", sagt er. "Unterschiedlich sei der Erfolg im zurückliegenden Jahr gewesen. Auf Google Maps sei sein Krötenkönig 4000 Mal geklickt worden. "Das ist völlig okay und es freut einen, aber total viel ist es nicht." Auf dem Skulpturen-Weg seien regelmäßig Wanderer unterwegs, aber "stark frequentiert" sei er nicht . Immer wieder hätten ihn zwar Leute auf sein Kunstwerk angesprochen, "aber der Ausstellungsplatz im Wald ist kein Riesenschaufenster", meint Schnetz.
Zwei der zwanzig kleinen "Schaufenster" im Wald stehen nun also leer. Und Dieter Erhard betont, dass er die "leeren Plätze" vorerst bewusst so belassen wolle. "Denn wir sind noch in der Klärung. Dieses Vakuum hilft uns, die Frage zu beantworten: Wie soll es weitergehen?"
Dank der Sparkassenstiftung, der Rotarier und mit Hilfe des Landschafts- und Pflegeverbandes war die Skulptur-Achse entstanden. 10 000 Euro reichten für den Anfang. "Das war eine Schmalspur-Initiative", sagt Dieter Erhard.
Rund 40 000 Euro würden benötigt, um künftig neue tonnenschwere Skulpturen herbeizuschaffen und den Künstlern auch kleine Ausstellungs-Honorare zu bezahlen.
Eine Vielzahl von Menschen müssten nun gemeinsam entscheiden, wie es mit der "Achse" weitergeht. Etwa die Unterstützer und Förderer beim Landkreis Erlangen-Höchstadt und bei der Stadt Erlangen; oder die Helfer und Mitentscheider im Ortsbeirat Tennenlohe oder im Verein Förderinitiative Tennenlohe. "Die müssen alle zusammenwirken."
Für künftige Besucher wäre es gut, wenn die Aussteller wechseln, meint Stefan Schnetz. Und gut fände er, wenn weiterhin "viele junge Leute aus der Akademie dabei wären".