Ein Bio-Sarg made in Franken

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Der Bio-Sarg ist komplett abbaubar. Foto: Dobschütz
Der Bio-Sarg ist komplett abbaubar. Foto: Dobschütz
Foto: Dobschütz
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Thomas Backof (r.) und Vertriebspartner Frank Höfer inspizieren einen Bio-Sarg. Foto: Dobschütz
Thomas Backof (r.) und Vertriebspartner Frank Höfer inspizieren einen Bio-Sarg. Foto: Dobschütz
 

Auch bei Särgen hat der Kunde jetzt die Wahl zwischen bio und konventionell. Ein Hallerndorfer fertigt die ersten Särge aus vollständig abbaubaren Materialien.

Wer möchte, kann jetzt auch nach seinem Ableben etwas für die Umwelt tun. Korbflechter Thomas Backof aus Hallerndorf fertigt neuerdings Särge aus biologisch vollständig abbaubaren Naturmaterialien. Das ist in Deutschland bislang einmalig. Dass es eine Nachfrage nach Bio-Särgen gibt, war Backof schon vor Jahren aufgefallen. Abschließend begann er, mit verschiedenen Materialien "mal so rumzubasteln".

Versuche mit Bambus und entsprechende Importe aus China hatte es zwar schon vor ihm gegeben: "Doch nichts davon hat sich durchgesetzt", sagt Backof. Sein bevorzugtes Material ist die Weide, die bei den Deutschen vorwiegend als Trauerweide bekannt ist. Bei den Chinesen ist die Weide als Baum des Lebens bekannt.

Vor drei Jahren platzte auf einmal Frank Höfer aus Steinach (Landkreis Bad Kissingen) in Backofs Werkstatt. Höfer beliefert Bestatter in ganz Süddeutschland mit herkömmlichen Särgen und entsprechendem Zubehör. Ein Kunde aus Nürnberg wollte damals von ihm einen Bio-Sarg haben.

Griffe aus Metall

In allen herkömmlichen Särgen stecken Metallschrauben und sie haben metallene Griffe und Verzierungen. "In den Vereinigten Staaten wird jedes Jahr die Golden Gate Bridge im Boden versenkt", beschreibt der Fachmann jene unvorstellbare Metallmenge, die allein in den USA bei Erdbegräbnissen verbraucht wird.

So wurde plötzlich aus Backofs unverbindlicher Idee ein konkretes Projekt. Seit Sommer 2011 experimentierte er nun zunächst mit einfachen Holzgriffen, die mit Schnüren aus eng gerolltem Papier am Sarg befestigt werden sollten.

Damit ging Vertriebspartner Höfer im Herbst auf eine österreichische Fachmesse. "Die Griffe kamen bei den Kunden gut an", sagt er.

Im Frühjahr 2012 baute Backof dann seinen Prototyp - einen Natursarg aus Kiefer, mit Weidengeflecht ummantelt. Das Geflecht war mit Zitronensäure und verflüssigter Baumrinde dunkel eingefärbt. Praxiserfahrene Bestatter gaben ihm schließlich noch Tipps zur Verbesserung seiner in Deutschland völlig neuartigen Bio-Särge.

Harte Kernbuche

Demnächst soll das verbesserte Sargmodell in Serie gehen. "Alles Handarbeit, pro Stück 50 Stunden, Material aus Franken", zählt Backof die Gründe auf, warum dieser Sarg preislich "im gehobenen Mittelfeld" liegen wird. Allein die Weide sei in Deutschland fünf Mal so teuer wie im Ausland. Der Sarg wird nicht mehr aus roher Kiefer, sondern aus harter, unbehandelter Kernbuche sein.

Der Grund: "Das Holz muss dem Erddruck standhalten." Das schreibt das deutsche Gesetz über das Friedhofs- und Bestattungswesen vor. Statt Metallschrauben verwendet Backof stabile Holzdübel. Alles wird mit lösungsmittelfreiem Holzleim auf Wasserbasis verleimt. Die Holzgriffe und auch die Weidenummantelung sind geblieben.

Ein Nischenprodukt

Nach einem Jahrzehnt im Boden wird sich sein Bio-Sarg "spurlos im Erdreich aufgelöst" haben, vermutet Backof. Über eines sind sich aber beide Partner einig: "Mein Bio-Sarg wird immer nur ein Nischenprodukt bleiben."
Denn längst ist die Feuerbestattung im Vormarsch. Je nach Region unterschiedlich, nutzen nur noch 20 bis 30 Prozent das traditionelle Erdbegräbnis. Daran gemessen, sei die Bio-Nachfrage verschwindend gering.

Backof ist sich in einem aber sicher: "Mit wachsendem Umweltbewusstsein steigt auch die Nachfrage." Nicht jeder Bestatter ist schon auf Bio eingestellt, weiß Lieferant Höfer. Deshalb sei es Sache des Kunden, ihn auf die neuartigen Bio-Särge aufmerksam zu machen. Höfer ist mit dem neuen Produkt made in Hallerndorf inzwischen auch auf Messen unterwegs.

Interessierte Besucher

"Bei unserem Sarg bleibt jeder Messebesucher stehen und schaut genau hin", freut er sich. Ein Modell will er demnächst im Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt (Landkreis Bad Kissingen) ausstellen.
Hersteller Thomas Backof bastelt inzwischen schon an weiteren Ideen. Sein neuestes Projekt sind Kindersärge auf Bio-Basis: "Sie sollen anders aussehen als die großen."

Außerdem versucht er sich derzeit an unterschiedlichem Grabschmuck aus Weide. Ob Trauerweide oder Lebensbaum - "beides passt doch auf den Friedhof", sagt Backof.