Das Egloffsteiner Medizinerehepaar Riedl sitzt im Feuchten - und ärgert sich. Sie möchten, dass die Gemeinde als Eigentümerin des Hauses wenigstens das Dach des Praxisgebäudes saniert. Die Wasserschäden könnten sogar die Nachfolgersuche erschweren, ist ihre Befürchtung.
Die Fronten sind verhärtet: Für das Arztehepaar Riedl ist die Renovierung der Praxis Voraussetzung dafür, einen Nachfolger zu finden. Für Stefan Förtsch (CSU), 1.Bürgermeister der Gemeinde, stellt sich die Frage der Renovierung erst dann, wenn ein Nachfolger gefunden ist.
Das Missverhältnis zwischen den beiden Allgemeinärzten Emilie und Alfred Riedl auf der einen Seite und der Gemeinde auf der anderen Seite ist schon vor einiger Zeit entstanden, wohl schon zu Zeiten von Förtschs Vorgänger Christian Meier. Ursache ist der schlechte Bauzustand der Riedl'schen Arztpraxis, deren Räume als Teil des BdK-Hauses der Gemeinde gehören. Und mittlerweile hat sich das schlechte Verhältnis auf Nachfolger Förtsch übertragen.
"An uns liegt es nicht", versichert Emilie Riedl im Gespräch, "dass es so ist". "Seit 30 Jahren sind wir hier Mieter, seither ist nichts mehr Grundlegendes an dem Anbau, der die Praxis enthält, saniert worden", moniert Emilie Riedl. "Und deshalb finden wir auch keinen Nachfolger für die Praxis".
Sie versuchten, die Wasserflecken vor den Patienten zu vertuschen Beim Gang durch die Räume und um das Gebäude herum sieht man die Spuren von Wasserschäden. Oberhalb des Kinderzimmers in der Praxis haben die Riedls selber Hand angelegt und Holzteile repariert, um einen Wassereinbruch einzudämmen. In den Praxisräumen wurden Wasserflecken schon mehrfach von den Riedls übertüncht, um die schlimmsten Schäden zu vertuschen, zuletzt im Anmeldezimmer.
"Ein Fass ohne Boden", meint Emilie Riedl - solange nicht das Dach des Anbaues grundlegend saniert wird.
Die jungen Ärzte scheuten das Risiko, sagt Emilie Riedl. Daher entschieden sich die meisten für ein Angestelltenverhältnis mit geregelten Arbeitszeiten und freiem Wochenende. Aufs Land wollten nicht mehr viele, eben auch deshalb, weil man als selbstständiger Arzt das Risiko einer Praxis auch selber tragen müsse. Dazu gehörte auch, dass man Patienten zu Hause besucht und behandelt und Bereitschaftsdienst als Notarzt leisten soll.
Forderung an die Gemeinde: Zumindest das Dach neu decken Wenn dann noch das finanzielle Risiko einer Gebäudesanierung wie bei der Riedl'schen Arztpraxis dazu kommt, "schreckt das die meisten Bewerber von vornherein ab", sagt die Medizinerin.
Daher ist ihre Forderung an die Gemeinde als Eigentümerin der Räume, zumindest das Dach neu zu decken, damit das mit den Wasserschäden an den Wänden in der Praxis aufhört. Sie schätzt die Kosten dafür auf rund 20.000 Euro. Erst wenn das geschehen ist, "macht es Sinn, sich auf die Suche nach einen Nachfolger zu machen", urteilt Riedl.
Wenn keiner gefunden wird, gebe es zwei Möglichkeiten: "Entweder wir geben die Zulassung an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zurück oder wir verkaufen sie." Angebote aus dem Großraum Nürnberg gab es schon einige. Weil in Nürnberg-Nord (dazu gehört kassenärztlich auch Egloffstein) die medizinische Versorgung bei 110 Prozent liegt, gibt es keine neuen Zulassungen mehr von der KV. Ärzte die sich trotzdem in dem Bereich niederlassen wollen, müssen eine Zulassung von einem anderen Arzt kaufen.
Im Falle Egloffsteins würde das bedeuten, dass sich der Käufer der Egloffsteiner Zulassung im Großraum Nürnberg niederlassen würde, dort, wo lukrative Einnahmen bei möglichst geringem Aufwand möglich sind; Egloffstein ginge auf Dauer leer aus. "Das wollen wir nicht", sagt Emilie Riedl.
Bürgermeister Förtsch: Die Verantwortlichen tun ihr Möglichstes Fakt ist, dass die Riedls spätestens aufhören, ob mit oder ohne Nachfolger. 2014 wird also zum entscheidenden Jahr für die Zukunft des Ortskerns von Egloffstein. Bürgermeister Stefan Förtsch sagt zum Thema drohende Schließung der Arztpraxis: "Die Praxisräume sind sicher nicht auf dem modernsten Stand." Allerdings seien sie auch nicht in dem erbärmlichen Zustand, wie es in einem Leserbrief formuliert worden sei.
Zwischenzeitliche Gespräche mit verschiedenen privaten Investoren hätten alle zu dem Ergebnis, dass sie sehr wohl bereit wären, hier zu helfen, berichtet Förtsch. Allerdings erst, wenn eine Nachfolge für die Praxis gefunden wurde.
Ein Nachfolger erwerbe nicht das Praxisgebäude beziehungsweise die "Hardware", sondern kaufe von seinen Vorgängern eine kassenärztliche Zulassung, klärt Förtsch auf und fügt hinzu: "Insgesamt gesehen dürfen Sie versichert sein, dass alle politisch Verantwortlichen, sei es der Marktgemeinderat oder die Bürgermeister, ihr Möglichstes tun, um den Arztsitz in Egloffstein zu erhalten."