Effeltricher Marcus Götz beschreibt "Leons Weg"

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Foto: Dagmar Niemann
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Marcus Götz Foto: Dagmar Niemann
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Am Freitag, 10. November, um 19 Uhr wird Marcus Götz im Gasthaus zur Post in Effeltrich sein Buch "Leons Weg" vorstellen - basierend auf Feldpostbriefen.

Basierend auf Feldpostbriefen wird darin die Lebensgeschichte des ersten Ehemannes seiner Großmutter bis zu dessen Tod 1944 in Russland rekonstruiert.

Marcus Götz ist in Effeltrich geboren und aufgewachsen. Hier lebt er mit seiner Familie, obgleich er als Weichenmechaniker bei der Deutschen Bahn in Nürnberg beschäftigt ist. Vor fünf Jahren hat er ein kleines Buch über die Geschichte seines Heimatdorfes herausgebracht. Eigentlich dachte er, dass damit seine Forschungsausflüge in die Vergangenheit abgeschlossen wären.

Am Fronleichnamstag 2014 jedoch öffnete er im Wohnzimmer seiner 1996 verstorbenen Großmutter zufällig eine Schublade und fand dort Hunderte von Feldpostbriefen. Geschrieben hatte sie ein ihm unbekannter Martin Leon Kotz und adressiert waren sie an seine Großmutter Vroni.

Nachdem Marcus Götz einige Briefe überflogen und in einem Umschlag sogar noch ein getrocknetes Vergissmeinnicht gefunden hatte, war ihm klar, dass er die Schublade nicht einfach wieder schließen konnte. Durch den kurzen Blick in die Vergangenheit sah er sich plötzlich in der Verantwortung, die Erinnerung an seine Großmutter und ihren Leon zu bewahren.


Viele kehren nicht zurück

Zwar waren die beiden lange tot, aber ihre Geschichte existierte in diesen Briefen weiter; sie legte Zeugnis darüber ab, wie man in den 1930er Jahren in Effeltrich gelebt und wie sich alles durch den Zweiten Weltkrieg verändert hatte. Die kleine, friedliche Alltagsgeschichte der arbeitsamen Menschen in der Fränkischen Schweiz und die große, kriegerische, politische Geschichte verschmolzen miteinander, so dass die jungen Effeltricher Männer nach Frankreich, Italien, Nordafrika oder Russland in den Krieg ziehen mussten. Viele von ihnen kehrten nicht mehr zurück.

Das Buch von Marcus Götz ist ein Zeitdokument, weil er die Zeitläufte, in Leons Briefen authentisch beschrieben, wiedererstehen lässt. Als Autor mischt er sich ab und zu ein, um heimische Bräuche und Feste zu beschreiben, um Orte des Frontverlaufs zu erklären, um den Widerspruch zwischen den Briefinhalten und dem offiziellen Wehrmachtsbericht aufzuzeigen oder den Leser darüber zu informieren, wie viele deutsche Soldaten mit unzureichender Ausrüstung vom Oberkommando der Wehrmacht eingesetzt wurden, um die nach Westen vorrückende Front der zahlenmäßig weit überlegenen Sowjetarmee aufzuhalten.

Ein Zeitdokument ist das Buch auch, weil fast alle 53 Gefallenen und acht Vermissten der Gemeinde Effeltrich Erwähnung finden: Man kannte sich damals; man wusste, wo der eine oder andere stationiert war; und man wollte erfahren, wer auf Heimaturlaub, wer gesund oder verwundet oder gefallen war.

Das Buch von Marcus Götz ist auch ein Anti-Kriegsbuch. Wer ist liest, wird mit Macht daran erinnert, dass Krieg das schlimmste Übel der Menschheit ist.

In seinen Briefen geht Leon zwar nur selten auf das Kriegsgeschehen ein, aber die Berichte über seinen Alltag sprechen für sich. Da geht es um den harten russischen Winter, den verspätet eintreffenden, eher kargen Frühling und den heißen Sommer; auch darum, wie lange es dauert, bis die ersehnten Briefe und Päckchen aus der Heimat in Smolensk eintreffen; wie die Truppenverpflegung ist und wie er die knapp bemessene freie Zeit verbringt; wann er eventuell mit dem Urlaub dran sein wird; wie er mit den häufigen Stellungswechseln im mittleren Abschnitt der Ostfront zurechtkommt, bei denen man sich im Wald eingraben und nicht nur mit den Feinden, sondern auch mit den "Haustieren" zurechtkommen muss, bis man sich nach acht oder zehn Tagen endlich wieder in einer Barackenunterkunft mit Schnee waschen und rasieren kann.


Jahrelang durchgehalten

Wie kann man ein solches Leben jahrelang durchhalten? Leon schaffte es dank seiner schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Vroni in seinem Heimatdorf und dank eines großen Gottvertrauens, verbunden mit der Hoffnung, dass dieser Krieg doch endlich einmal zu Ende gehen müsse.

Seit 1935 kannten Leon und Vroni sich, sie "gingen miteinander." Im April 1944 hatte Leon drei Tage Heiratsurlaub; ihm hätten weitere zehn Tage zugestanden, auf die er jedoch auf Drängen des Kompanie-Chefs verzichtete, damit die Kameraden in der Einheit auch mal kurz Urlaub nehmen könnten. Am 12. Juni 1944 schrieb Leon seinen letzten Brief an Vroni. Schon ab Anfang Juni kamen alle ihre Briefe mit durchgestrichener Feldpostnummer und dem Vermerk "Vermisst" zurück.

Am 18. August erging die offizielle Nachricht des Schwadron-Chefs an die Ehefrau in Effeltrich, dass Leon seit dem 25. Juni 1944 vermisst werde. Eine Anfrage von Vronis Enkel Marcus Götz beim Deutschen Roten Kreuz im Februar 2017 wurde dahingehend beantwortet, dass Leons Schicksal trotz der aus Moskau übermittelten Daten über die Lager in der ehemaligen Sowjetunion nach wie vor ungeklärt sei.


Kontakt und Buchbestellung

E-Mail an buch-effeltrich@gmx.net oder Telefon 09133/605430