Merkel-Anwesen in Effeltrich ist zu teuer

Radwege von Effeltrich nach Langensendelbach und nach Kunreuth? Ein Vereinshaus, ja sogar ein Bürgerhaus im Ort? Endlich neue Baugebiete? Das Nachrichtenblatt der VG wieder wöchentlich im Briefkasten? Die erste Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause war spannend.
Zunächst berichtete Bürgermeister Peter Lepper (FW) über das Ergebnis einer Besprechung, die Ende Juli im Staatlichen Bauamt in Bamberg stattgefunden hatte. Dabei war es vor allem um die dringend notwendige Sanierung und Verbreiterung der Staatsstraße zwischen Effeltrich und Langensendelbach gegangen. Die jetzige Fahrbahndecke ist ca. 60 Jahre alt, die Straße ist sehr eng, und es gibt keinen Radweg. Inzwischen sind die Pläne für die Baumaßnahmen fertig; allerdings muss noch Land beiderseits der Straße erworben werden. Im Bauamt geht man davon aus, mit den Grunderwerbsfragen bis Februar 2021 zu Ende zu kommen und dann im April oder Mai mit dem Bau beginnen zu können. Im Oktober 2021 soll alles abgeschlossen sein.
Andere Prioritäten in Effeltrich: Keine Sanierung des Anwesens
Den Gemeinden Effeltrich und Langensendelbach werden keine Kosten entstehen; gegen eine pauschale finanzielle Entschädigung sollen sie sich lediglich verpflichten, für die Reinigung und den Winterdienst des Radweges zu sorgen. Der einzige Wermutstropfen: Wegen der Bauarbeiten muss die Straße sechs Monate lang gesperrt werden.
Weiter berichtete Peter Lepper über ein Gespräch mit den Vertretern des Volkstrachtenvereins Bernhard Kotz und Hans Pinzel. Diese hatten sich erkundigt, wie es um den Ankauf des sogenannten Merkel-Grundstückes, ehemals Gasthof Waldeslust, durch die Gemeinde stehe. Der Bürgermeister konnte mitteilen, dass der Erwerb des Anwesens vorgesehen sei, dass aber in den kommenden Jahren wegen anderer Prioritäten für die Sanierung kein Geld zur Verfügung stünde.
In weiteren Vorbesprechungen mit Vereinsvertretern habe sich dann gezeigt, so der Bürgermeister, dass sechs Vereine an der Nutzung des Merkel-Anwesens interessiert seien. Diese wollen sich bemühen, Fördermöglichkeiten aufzufinden, eventuell Miete zu zahlen und Hand- und Spanndienst zu leisten. Auch die Nutzung als Bürgerhaus sei als Idee aufgetaucht, einschließlich der Möglichkeit, die Gaststätte für private Feiern an Bürger zu vermieten. Die Vereinsvertreter hatten deutlich gemacht, dass man sich ihrer Meinung nach mit der Sanierung Zeit lassen könne.
Wichtig sei zunächst, dass ein Teil der Räumlichkeiten bereits in nächster Zeit genutzt werden könne, beispielsweise die Gaststube und die Küche, eventuell auch die Wirtswohnung. Bürgermeister Lepper hat wegen eventuell notwendiger, dringender Behelfsarbeiten bereits mit dem Architekten Norbert Siewertsen (Baiersdorf) Kontakt aufgenommen. Dieser soll klären, ob mit vertretbarem Aufwand und Hand- und Spanndiensten der Vereine das Gebäude in einen Zustand versetzt werden kann, der eine teilweise Nutzung durch die Vereine zulässt. Diese seien auch aus historischen Gründen an dem Merkel-Anwesen sehr interessiert, denn der Kriegerverein, der Gesangverein, der Burschenverein Zufriedenheit, der Taubenzüchterverein, die Jagdhornbläser und der Sportverein seien dort gegründet worden.
Anschließend ging es um die von der Verwaltung zusammengestellte Prioritätenliste. In dieser tabellenartigen Liste finden sich alle Projekte, die derzeit zur Bearbeitung anstehen. Das sind ca. 60 an der Zahl, wie Rathausumbau, Neubau des Bauhofes oder Architekturwettbewerb.
Das sind die Prioritätensklassen
Alle sind vier unterschiedlich dringenden Prioritätsklassen zugeordnet. Die Tabelle gibt in Worten und in Prozentzahlen auch darüber Auskunft, wie weit das jeweilige Projekt bereits vorangetrieben worden ist. In der Sitzung sollte nun geklärt werden, ob die vorgeschlagene Prioritätszuordnung Zustimmung findet. Kathrin Heimann (DEL) zeigte sich mit der Einordnung des Baugebietes Lettenfeld in Priorität 4 nicht zufrieden. Gestützt auf den Antrag von Bettina Brechelmacher (DEL) an den Gemeinderat, beantragte sie die Höherstufung des Baugebietes Lettenfeld in die Gruppe 1. Viele vorbereitende Maßnahmen wie Machbarkeits-studien und Gespräche mit den Eigentümern seien noch in ihrer Legislaturperiode erfolgt; man solle die unter Aufwand von Zeit und Geld entwickelten Planungen nicht einfach beiseiteschieben.
Es schloss sich eine recht emotionale Diskussion über Größe und Kosten dieses Baugebietes, über den Hochwasserschutz und die notwendige Kanalgröße an; ferner auch darüber, dass es ja noch zwei andere förderungswürdige Baugebiete in Effeltrich gebe, nämlich im Ortsteil Gaiganz und in der Gaiganzer Straße in Effeltrich.
Nachdem mehrere Räte geäußert hatten, dass sie nicht ein Baugebiet gegen das andere ausspielen wollten, sondern sich vor allem ein gutes Ergebnis für den Ort wünschten, ließ Lepper über den Prioritätsgrad der beiden Baugebiete Lettenfeld und Gaiganz abstimmen. Beide wurden einstimmig in die Klasse 1 aufgenommen.
Die Verschiebung anderer Projekte von einer Klasse in die andere erfolgte ebenfalls durch Abstimmung, war aber weniger kontrovers und zeitaufwendig.