Im Kunreuther Gemeinderat geht es hoch her. In der Diskussion um das Weingartser Baugebiet "Am Mühlbach" geraten sich Architekt Max Brust und der Kunreuther Geschäftsführer Karl-Heinz Dittrich mächtig in die Haare.
Lediglich drei oder vier erwähnenswerte Tagesordnungspunkte bot die jüngste Kunreuther Gemeinderatssitzung. Wie sich zeigte, kann aber auch eine thematisch überschaubare Sitzung lange dauern; dann, wenn Emotionen und Schuldzuweisungen hinzukommen.
Die Diskussionen entzündete sich am Bebauungsplan "Am Mühlbach" in Weingarts. Dazu sollte ein Aufstellungsbeschluss und der Beschluss zur Durchführung der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit sowie zur Beteiligung der Träger öffentlicher Belange gefasst werden. Das relativ kleine Projekt mit sechs Baurechten umfasst 3875 Quadratmeter Wohnfläche und 449 Quadratmeter Verkehrsfläche.
Die Parzellen haben eine durchschnittliche Größe von 646 Quadratmeter.
Zu spät geschickt Begonnen hat das Ungemach mit dem Versäumnis der VG-Verwaltung in Gosberg, die vom Architektenbüro Weyrauther zugesandten textlichen Unterlagen rechtzeitig an die Gemeinderäte weiterzugeben. So konnte sich kein Rat mit der nötigen Sorgfalt vorbereiten.
Architekt Max Brust vom Planungsbüro unterzog sich daher in der Gemeinderatssitzung der Mühe, das ganze Schriftwerk Zeile für Zeile durchzusprechen. Dies mündete naturgemäß in vielen Detailfragen. Das Bestreben von VG-Geschäftsführer Karl-Heinz Dittrich und der Gemeinderäte war es, möglichst wenig Regulierungen und Einschränkungen für die Bauherrn zu schaffen. Die Diskussion bewegte sich anschließend im Spannungsfeld zwischen Planungsfreiheit und Einheitlichkeit.
Die aktivsten Rollen kamen dem Planer Brust und dem Geschäftsführer der Gemeinde, Karl-Heinz Dittrich, zu. Die zeichnerischen und textlichen Festlegungen lagen jetzt vor und wurden durchgesprochen. Nicht geliefert wurde vom Planer allerdings die Begründung zum Bebauungsplan. Max Brust erklärte, diese werde jetzt bearbeitet, nachdem die Festlegungen vom Gemeinderat abgesegnet sind.
Kein Blankoscheck Hätte er sie vorher schon geliefert, müsste er die zahlreichen Änderungen neu einarbeiten. Das wäre doppelte Arbeit. Dittrich erkennt in einem Beschluss zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit einen Blankoscheck, den man als verantwortliche Gemeinde einem Planungsbüro nicht geben könne.
Dem Zweiten Bürgermeister Ernst Strian (Demokratie) riss angesichts des Hin und Her schließlich der Geduldsfaden.
"Ich weigere mich, irgend eine Zustimmung zu geben bei einer so mangelhaften Vorbereitung", brach es aus ihm heraus. Der Rat schwankte teilweise zwischen Zustimmung und Ablehnung, die Fronten waren verfahren. Brust fürchtete für für das Vorhaben einen weiteren Verzug. Es gebe auch ein Vertrauensverhältnis mit dem Planer. Gemeinderat Edwin Rank (CSU/BB) hatte zuvor darauf verwiesen, dass die Grundstücksbesitzer baldmöglichst mit den Bauvorhaben beginnen möchten. Bürgermeister Konrad Ochs (CSU) saß sichtlich zwischen zwei Stühlen. Er versuchte ausgleichend zwischen Planer und Geschäftsführer zu vermitteln.
Auf Eis gelegt Am Ende lief es darauf hinaus, dass der Aufstellungsbeschluss für das Baugebiet wie vorgesehen gefasst wurde und die weitere Vorgehensweise auf Eis gelegt ist - bis alle Dokumente einschließlich der Begründung geliefert sind.
Das Planungsbüro arbeitete seit vielen Jahren mit der Gemeinde Kunreuth zusammen, bisher hatte es keine Probleme gegeben.
Da geriet die Vergabe des Architektenvertrages hinsichtlich Anbaus einer Bewegungshalle und Nebenräume an den bestehenden Kindergarten fast schon zur Nebensache. Der Auftrag ging für 38 800 Euro an das Architekturbüro Herbert Amtmann aus Forchheim. Die Anschaffung einer Kühlanlage für das Leichenhaus des kommunalen Friedhofes in Weingarts war der Grund, über die Kosten bei der Nutzung des Gebäudes nachzudenken. Bürgermeister Ochs betonte, die Nutzung müsse kostendeckend für die Gemeinde sein. Gemeinderat Rank regte an, möglichst die Kirchengemeinde mit in die Pflicht zu nehmen. Ochs meinte, diese zahle ohnehin schon den Stromverbrauch und der sei bei der Kühlung nicht ganz unerheblich.
Eine feste Basisgröße für die Kosten lag nicht vor. Vorsorglich einigte sich der Rat, künftig für jede Nutzung einen einmaligen Betrag von 100 Euro zu berechnen. Eine entsprechende Satzungsänderung nahmen die Kunreuther Gemeindevertreter einstimmig an.