Der historische Gottesacker soll um Urnengräber erweitert und teilweise neu erschlossen werden. Die Hanglage verteuert das Projekt.
Zentrales Thema bei der Marktgemeinderatssitzung war die Erweiterung und teilweise Neuerschließung des historischen und über 800 Jahre alten Bergfriedhofs in
Muggendorf. Dazu hatte die evangelische Kirchengemeinde, die seit Jahrhunderten Eigentümer des Friedhofs ist, eine Expertise beim Erlanger Landschaftsarchitekten Jörg Czerwonka in Auftrag gegeben, der seine
umfangreichen Planungen nun den Marktgemeinderäten vorstellte. Denn ohne Beteiligung des Marktes, und vor allen Dingen ohne Zuschüsse, ist dieses Projekt mit vorsichtig geschätzten Gesamtkosten von über eine halben Millionen Euro nicht zu stemmen.
Nachbargrundstück erworben
Durch einen glücklichen Umstand konnte die Kirche inzwischen ein Nachbargrundstück hinzukaufen, auf dem Urnengräber angelegt und eine Urnenwand erstellt werden sollen. Denn der Trend, auch auf dem Land, geht immer mehr hin zu Urnengräbern und weg von der konventionellen Erdbestattung.
Laut Dekan Günther Werner sei die Nachfrage nach einer Urnenbestattung auf 60 Prozent aller Sterbefälle enorm gestiegen. Familiengräber hätten entweder keine Nachfolger mehr, oder die Nachkommen wollen die Grabpflege nicht mehr machen. Wurden die Urnen bisher in den Familiengräbern mit bestattet, geht der Trend nun aber immer mehr hin zu reinen Urnengräbern, so Werner. Diese könne man aber derzeit auf dem Muggendorfer Gottesacker nicht anbieten. Daher habe die Kirchengemeinde eine Planung in Auftrag gegeben.
Diese, so Friedhofsexperte Czerwonka, gestaltete sich aber wegen dem äußerst schwierigen Gelände als sehr problematisch. Vier Varianten hatte der Landschaftsarchitekt entwickelt,
aber nur eine war am Schluss realistisch. Aber auch bei dieser ist die Bauausführung noch extrem schwierig und eine Barrierefreiheit in dem terrassenförmigen Friedhof mit bisher 80 Stufen auch hier unmöglich. Diese bringe man bei über 20 Metern Höhenunterschied nicht hin. Es werden zum
Beispiel Betonstützmauern und eine Entwässerung erforderlich.
Mit Aufenthaltsqualität
Czerwonkas Anliegen ist es, den Friedhof in die Landschaft einzugliedern, und eine parkähnliche Anlage mit Aufenthaltsqualität zu schaffen. Einen Friedhof für die Lebenden, nicht nur für die Toten. Die Erschließung der Friedhofserweiterung mit Anbindung zum bisherigen Friedhof könnte von oben
nur über den Sonnenweg erfolgen. Hierfür schätzt der Planer Kosten von 265 000 Euro. Hinzu kämen noch einmal 250 000 Euro für die Erweiterung mit Urnengräbern und Urnenwand.
Friedhof und Laurentiuskirche seien eine Attraktion in Muggendorf. "Da wimmelt es am Sonntag so richtig", so Dekan Werner,der betonte, dass die Planungskosten alleiniges Risiko der Kirche
sind. "Bevor wir aber irgend ein Kleckerleszeug machen, lieber was Gescheites", so Werner. Die Kirche habe hohes Interesse daran, in zwei Jahren sei das aber ohnehin nicht zu schaffen. Außerdem sei der Friedhof für alle Bürger der Gemeinde, nicht nur für die evangelischen, da.
"Wir haben auch eine Instandhaltungspflicht und der obere Teil verlangt in den nächsten zehn Jahren sowieso Baumaßnahmen", so auch Inge Wunder vom Kirchenvorstand. Notwendig war es auch den oberen Zugang zu sichern. Sie betonte, dass es nicht heißt, dass man in den nächsten zehn Jahren alles so umsetzten muss wie nun geplant. "Aber wir haben einen Plan und wissen, wo wir hinwollen, wann auch immer wir das erreichen", so Wunder.
Für Bürgermeister Helmut Taut (FW) ein richtiger Schritt in die Zukunft und ein Plan mit Weitblick. "Ein Lob an die Kirchenverwaltung weil sie reinen Tisch macht und wir rechtzeitig mit eingebunden werden", so Konrad Rosenzweig (CSU). Er schätzt, dass man am Ende bei einer siebenstelligen Summe landet. Für Rosenzweig einfach zu teuer. "Wenn das unter die freiwilligen Leistungen fällt, dann sind uns die Hände gebunden", fürchtete Rosenzweig mit Blick auf die nicht gerade rosigen Gemeindefinanzen.
Ein separater Urnenfriedhof
Von der Kirche forderte Rosenzweig zunächst einen Finanzierungsplan. Außerdem sollte man
darüber nachdenken, ob man nicht an anderer Stelle einen separaten Urnenfriedhof baut, der weitaus günstiger käme und auch barrierefrei wäre. "Wenn man sich dem Wunsch von Urnengräbern nicht anpasst, werden in zehn Jahren die Friedhöfe sterben", entgegnete der Planer, der betonte, dass die
wesentlichen Kosten die Erdarbeiten und nicht die Urnengräber sind. Wunder wies auch Rosenzweigs Meinung, dass Urnenbestattungen "Sozialbestattungen" seien, zurück. "Das Konzept ist löblich und schön", so Hans Heißenstein (WU). Doch ohne Fördermittel dürfte es immens schwierig sein dieses umzusetzen. Außerdem liege der wesentliche Nutzen dieser Maßnahme, laut Heißenstein, bei der Kirchengemeinde.
"Kühn, aber sinnvoll"
Dies wies der Dekan zurück. "Das ist kein kirchlicher Friedhof sondern ein Friedhof für die Allgemeinheit. Entweder wir machen es gemeinsam, oder es wird schwierig", so Werner. "Die
Planung ist kühn, aber sinnvoll", so Karl-Peter Schwegel (BMW). Denn der Friedhof habe ein Alleinstellungsmerkmal und sei ortsbildprägend für Muggendorf. Bedenken hat Schwegel, weil im oberen Bereich nur zwei Parkplätze eingeplant sind. Aber der Friedhof sei ein Ort, wo die Leute
gerne hingehen. "Da würde ich nicht nur aufs Geld schauen, sondern wir müssen sehen, wo wir Geld dafür herkriegen", so Schwegel.
Erst die Finanzierung prüfen
"Werden die Anlieger mit herangezogen", wollte Marco Trautner (FWW) wissen, der selbst unmittelbarer Friedhofsnachbar ist. Dies verneinte Taut. Den Bürgern gegenüber könne man so eine Baumaßnahme, die nicht barrierefrei ist, nach Meinung von Trautner außerdem nicht vertreten. Ihm würde aber ein Treppenabgang von oben her am besten gefallen. Zweiter Bürgermeister
Gerhard Kraus (BGS) riet schließlich das Ganze zu vertagen und das Thema dann wieder auf die Tagesordnung zu setzten sobald eine genaue Kostenaufstellung vorliegt. Und man weiß, welche Kosten auf die politische Gemeinde zukommen. Erst dann könne man einen Beschluss herbeiführen, ob der Gemeinderat damit einverstanden ist oder nicht.
"Der Gemeinderat nimmt die Planungen der Kirchengemeinde zur Kenntnis und mögliche Finanzierungen sind beiderseits zu prüfen." So lautete am Ende der die Beschlussempfehlung von Bürgermeister Taut, die einstimmig angenommen wurde.